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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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bereits untergegangen und Katuschke von vielem Alkohol in seinem Korbsessel auf der Terrasse eingeschlafen war, konnte Gustave in der Ferne eine helle Lichtkuppel gegen den dunkler werdenden Himmel ausmachen. Garoche hatte eine Ankündigung für dieses Ereignis in der Tageszeitung gelesen, und am anderen Morgen berichtete dasselbe Blatt unter der Abbildung einer Fotografie von der großartigen Eröffnungsinszenierung der Olympischen Spiele auf dem Reichssportfeld.

Kapitel 16
    Ada klopfte an das Scheunentor. »Garoche, da ist ein Mann, der will dich sprechen!«
    »Himmeldonnerwetter, Ada! Wie oft habe ich es dir schon gesagt? Wenn ich arbeite, will ich nicht gestört werden. Sag Katuschke, dass er mit dem Mann sprechen soll.«
    Gerade jetzt, wo die Entscheidung über die Farbe des Himmels über dem Mädchen im Schilf anstand, wollte der Maler nicht von der Leinwand lassen.
    Bei diesem Bild hatte Garoche Otto Mueller fast kopiert. Es existierte ein Gemälde, des Meisters, aus dem Jahr 1926 auf dem zwei junge Frauen im Schilf eines Sees sitzend dem Betrachter ihre Weiblichkeit präsentierten. Bei Gustaves Motiv war es Ada, die im Schilf des nahegelegenen Sees für den Maler posiert hatte. Diesmal musste Garoche Ada nicht lange überreden, ihre Kleider abzulegen. Nur ihr Gesicht sollte nicht zu sehen sein. Das war ihre einzige Bedingung.
    Wieder klopfte es. Ada ließ nicht locker: »Katuschke liegt hinten im Garten und schläft seinen Rausch aus.«
    »Ich habe ihn doch noch vor ein paar Minuten gesprochen«, ärgerte sich der Maler und dachte an die Flasche Rotwein, die der Kollege gerade aus dem Keller geholt hatte.
    War Katuschke denn überhaupt noch einmal nüchtern?
    »Der Mann sagt es ist dringend!«
    »Dann gib ihm etwas zu trinken. Er soll warten und weck Katuschke auf.«
    Jetzt klang eine Männerstimme durch das Holztor: »Herr Garoche, ich bin es, Kriminalkommissar Erich Malek. Sie erinnern sich? Ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Ich habe extra den Weg von Berlin hier zu Ihnen heraus gemacht!«
    Garoche legte den Pinsel zur Seite, nahm ein Tuch und wischte sich mechanisch die Hände sauber. Mit dem Kriminalkommissar hatte er überhaupt nicht mehr gerechnet. Einen ersten Gedanken an Flucht verwarf Gustave gleich wieder. Wenn der Kommissar ihn verhaften hätte wollen, wäre er einfach in die Scheune gekommen. Polizei, dazumal in Deutschland, machte da nicht viel Federlesen. Was konnte dieser Malek also wollen? War er auf Niewarth gekommen, oder gab es weitere Hinweise im Fall Wilderer? Vielleicht hatten sie Greta verhaftet? Ja, so musste es sein. Noch ein zweiter schrecklicher Gedanke schoss Garoche durch den Kopf. Greta hatte Wilderer doch erschlagen und nun kam der Polizeibeamte und wollte ihn wegen Beihilfe verhaften. Immerhin hatte Gustave Greta auf dem Dachboden versteckt. So oder so, er musste dem Kriminalisten gegenübertreten. Geschickt schlüpfte er durch den Spalt in der Scheunentür, sodass der Polizist keinen Blick hineinwerfen konnte. Er begrüßte den Kriminalbeamten.
    »Entschuldigen Sie Herr Kommissar, dass ich nicht gleich reagiert habe, aber es ist wichtig bei einem Werk die Konzentration beizubehalten. Man muss den Punkt genau treffen, wann man beginnt, wann eine Pause notwendig ist und wann das Bild fertig ist. Wenn man nicht mit voller Konzentration bei der Sache ist, schleichen sich Fehler ein, die man später kaum korrigieren kann.«
    »Ich muss mich entschuldigen, dass ich hier so einfach hereinplatze. Ich will Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen als unbedingt notwendig. Ich bin mit dem Wagen hier. Der Fahrer wartet. Meine Vorgesetzten legen wert darauf, dass man nicht unnötig lange mit dem Dienstwagen unterwegs ist. Schon gar nicht, wenn es in so eine schöne Umgebung geht wie bei Ihnen hier draußen. In Berlin halten sich die meisten Spitzbuben eher in verräucherten Kneipen auf oder in großen Villen im Grunewald. Je nach Spitzbube«, lächelte der Kriminalist. »Ich meine damit natürlich nicht, dass es hier auch Spitzbuben gibt.«
    Ein lautstarkes Schnarchen weckte die Aufmerksamkeit des Kriminalbeamten.
    »Ist das ihr Freund, von dem Sie erzählt haben?« Malek deutete mit dem Kopf hinüber zur Wiese, hinter dem Haus, von wo aus das lautstarke Schnarchen herüberdrang. Den Maler selbst konnte man im hohen Gras nicht ausmachen.
    Der Kriminalist zog seinen Notizblock aus der Manteltasche und las: »Katuschke, Erwin Katuschke. Fünfundfünfzig Jahre alt. Wohnhaft in Berlin

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