Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
Arme hob, sein Gesicht in die Hände nahm und ihn festhielt, als seine Lippen mich liebkosten. Er roch so gut. Wie Zimt und Meer. Wie Liebe. Ich schmiegte mich an ihn und wollte diesen Kuss voll und ganz auskosten, nicht die kleinste Kleinigkeit davon vergessen.
Kona holte scharf Luft und ich spürte, wie er sich anspannte. Dann legte er die Arme um mich und zog mich noch fester an sich. So fest, dass ich das Zittern spürte, das durch seinen Körper jagte. So fest, dass ich in seiner Hitze baden konnte.
Es war ein Fehler - noch während ich es tat, wusste ich, dass ich eine Riesendummheit beging. Sobald er mich berührte, begann die Betäubung nachzulassen und die innere Kälte unter dem Ansturm seiner Wärme zu verfliegen.
Alles, was Kona und uns beide zusammen ausmachte, durchtränkte mich, ließ mich erglühen, bis es nur noch uns gab, diesen einen Moment und den Kuss.
Ich wollte ihn verschlingen, mir nehmen, was ich kriegen konnte, während meine Lippen hungrig auf seinen lagen. Ich wollte in seinen Armen vergehen, alles vergessen, was uns auseinander trieb oder Zusammenhalten könnte. Wenn ich einfach die Zärtlichkeit hinter mir lassen und mich auf das nackte Bedürfnis ...
Doch er ließ es nicht zu. Er wusste genau wie ich, dass dies unser letzter Kuss war. Aber im Gegensatz zu mir war er nicht bereit, ihn im Rausch eines schnellen, leidenschaftlichen Moments zu vergeuden. Stattdessen schenkte er mir das Einzige, von dem er mit Sicherheit wusste, dass es mir unter die Haut gehen würde, das Einzige, was ich nicht wollte, aber verzweifelt brauchte: Zärtlichkeit.
Sein Mund glitt sanft über meinen, zart und süß und wahnsinnig gut. Sein Kuss war anders als alle bisherigen, weniger forschend, mehr wie ein Geschenk. Und dann war die Reihe an mir, zu zittern, als seine Zunge langsam über meine strich.
Ich wünschte, ich könnte erklären, wie sie sich anfühlten, jene Sekunden mit Kona, während über uns der helle Mond leuchtete und der Ozean mit unseren Füßen spielte. Mein Herz schlug so schnell, dass es zwischen zwei Schlägen keine Pause mehr machte. Mein Atem ging stockend, aus Schmerz über den Abschied und aus Freude über diesen Moment. Und meine Seele, meine Seele schrie nach ihm, nach meiner Mutter und der Unschuld, die ich verloren hatte, als ich Malu erstach und zusah, wie sein Blut ins Wasser rann. Beim Aufwachen heute Morgen war ich der festen Überzeugung gewesen, über und über mit seinem Blut besudelt zu sein.
Dieser Gedanke war es, der mich in Bewegung setzte und dazu brachte, mich loszureißen und ein Stück fortzuwanken. Die Welt drehte sich um mich und ich wusste nicht, ob es am Kuss lag oder an allem, was davor gewesen war.
Am Ende spielte es ohnehin keine Rolle.
»Das bringt sie auch nicht zurück, weißt du.«
»Was?«, fragte ich heiser und meine Augen begegneten Konas Blick vielleicht zum allerletzten Mal.
»Wenn du wegrennst. Alles aufgibst. Das bringt dir deine Mutter nicht zurück.«
»Das weiß ich!«
»Tust du das wirklich?« Alles Verständnis war aus seinem Gesicht verschwunden, Geduld und Kummer von Zorn überlagert, der es mir um vieles leichter machte, ins Wasser hinauszuwaten. Fortzugehen. Vielleicht sollte ich ihm dafür danken.
»Natürlich tue ich das. Ich bin doch kein Idiot. Menschen kommen nicht von den Toten zurück.« Und Wassernixen auch nicht, egal, wie sehr man es sich wünschte.
Gallenflüssigkeit brannte mir in der Kehle und machte das Schlucken zur Qual, während ich ins tiefe Wasser hinauswatete und mich bereit machte, ins Meer einzutauchen und mich in den klaren, blauen Wellen zu verlieren.
Im letzten Moment drehte ich mich um, weil ich Kona noch einmal ansehen wollte. Und da stand er, die Silhouette seines muskulösen Körpers hob sich vom dunklen Nachthimmel ab. Doch er wirkte verschwommen und für einen kurzen Moment überfiel mich die Angst, ich könnte meine Nixensehkraft verlieren und mich, trotz der langen Reise, die vor mir lag, schon jetzt in einen Menschen zurückverwandeln. Dann blinzelte ich und sah ihn wieder klar. Es war also nicht meine menschliche Seite, die ihn vernebelt hatte.
Oder vielleicht doch. Ich wischte mir die Tränen ab. Vielleicht war es genau das.
Ich holte tief Luft, winkte zum Abschied und war mir sicher, dass ich spürte, wie seine Finger über meine Wange strichen, auch wenn er weit entfernt war. Dann tauchte ich hinab, glitt geradewegs in die Tiefe und ins Vergessen.
Der Ozean empfing mich mit offenen
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