Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
wusste auf einmal nicht mehr, was ich mit meinen Händen tun sollte. Trotz meiner Wut hätte ich am liebsten die Arme um ihn gelegt und ihn so fest wie möglich an mich gedrückt, bis die Uhr Mitternacht schlug und was immer geschehen sollte, seinen Lauf nahm.
Ich verlegte mich darauf, die Hände in die Gesäßtaschen meiner Jeans zu schieben.
»Willst du eine Limo, oder so?«, fragte ich in die plötzlich peinliche Stille hinein.
»Nö, ich brauche nichts.« Mark streckte sich auf unserem Sofa aus, wie er es immer tat, wenn er da war, und ich hockte mich in die Ecke, wie ich es immer tat. Ich griff nach der Fernbedienung, doch er hielt mich auf.
»Komm her.« Mark sah mir unter schweren Lidern tief in die Augen und ich fühlte Wärme in mir aufsteigen. Ich rutschte näher und schmiegte mich willig in seine Arme.
Er atmete schnell und heftig, als er mit den Lippen über meine Stirn und Wangen bis zu meinem Mund hinabglitt. »Ich liebe dich, Tempest.« Er murmelte die Worte nur, doch ich spürte sie mit jeder Faser meines Körpers. Seine Stimme war sanft, aber von einer Gewissheit, die keinen Platz für Zweifel ließ.
»Mark.« Die Intensität seiner Gefühle, die er vor mir ausbreitete, war so stark, dass ich nicht wusste, was ich sagen oder empfinden sollte.
»Ist schon gut. Ich weiß, dass du dir nicht sicher bist, ob du das Gleiche für mich empfindest. Ich wollte nur -«
Die Uhr im Korridor schlug Mitternacht. Hitze machte sich in mir breit, eine Art prickelnde Wärme, die mich von innen glühen ließ. War das die Verwandlung oder war es Mark? Ich wusste es nicht, und in diesem Moment war es mir auch egal.
»Aber ich liebe dich doch. Ich liebe dich sehr, Mark.« Die Worte drängten förmlich aus mir heraus, und sobald ich sie ausgesprochen hatte, fragte ich mich, warum ich so lange dafür gebraucht hatte. Mark war alles, was ich nicht war: beständig, verlässlich, voller Vertrauen in sich selbst und in die Welt, in der er lebte. Ich hatte ihn nicht verdient, aber ich wollte ihn und alles, wofür er stand. Ich würde ihn behalten, solange mir mein mütterliches Erbe es gestattete.
Ich warf mich auf ihn und konnte plötzlich gar nicht genug davon bekommen, ihn zu berühren. Ich schob das T-Shirt über seinen flachen Bauch nach oben und genoss das Gefühl seiner warmen Haut unter meinen kühlen Handflächen.
»Tempest!« Er zog mich dichter an sich und spähte dabei unbehaglich die Treppe hinauf. »Dein Dad ...«
Ich folge seinem Blick. Die Tür zum Arbeitszimmer meines Vaters war fest verschlossen und ich wusste, dass er mich nicht stören würde - zumindest nicht jetzt. Nicht in meiner möglicherweise letzten Nacht als Mensch.
»Ist schon gut.«
»Ich weiß nicht -«
»Küss mich.« Es war mir egal, dass ich bettelte. »Bitte, Mark. Küss mich einfach.«
Und das tat er, gierig und fordernd. Ich schlang die Arme um seinen Nacken, drängte mich an ihn und küsste ihn, als würde die Welt untergehen.
Küsste ihn, als könnte ich nicht genug von ihm bekommen.
Küsste ihn immer und immer wieder, bis wir beide verschwitzt und mehr als nur ein bisschen außer Atem waren.
Mark löste sich als Erster, schwer atmend und mit verdunkeltem Blick. Er schob mich auf die andere Seite des Sofas, griff in seine Jackentasche und holte ein flaches, goldenes Kästchen heraus. Es beruhigte mich, zu sehen, dass seine Hand zitterte, als er es mir gab, dass ich nicht die Einzige war, die sich außer Kontrolle fühlte. Ich war dermaßen erregt und zittrig, dass ich das Gefühl hatte, jeder Snapper könnte mich umhauen und unter sich begraben.
»Was ist das?« War das etwa meine Stimme, die sich so tief und rauchig anhörte?, fragte ich mich aufgewühlt.
Marks Augen wurden fast schwarz und ich begriff, dass es tatsächlich niemand anders war als ich, die sich anhörte, als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen.
»Mach es auf und finde es raus.«
Mit fahrigen Fingern löste ich die lila Schleife. Ich wusste nicht, was ich erwartet oder mit welchem Anblick ich gerechnet hatte, als ich den Deckel vom Kästchen nahm. Aber nichts hätte mich auf das vorbereiten können, was ich darin fand.
Einen Moment lang glaubte ich, mir würde der Schädel platzen. Schockwellen rasten durch mich hindurch, dass ich das Kästchen fallen ließ, als hätte ich mich daran verbrannt.
Mark hob es auf und betrachtete die Kette darin, als suche er nach der Ursache für meinen Ausbruch. »Was ist? Gefällt sie dir nicht?«
Was sollte ich
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