Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
sehen?«, fragte er.
»Ich habe ihn schon beim letzten Mal ausgesucht.«
»Stimmt, aber du hast morgen Geburtstag. Ich dachte mir, ich erweise mich als Gentleman und lasse dir heute Abend den Vortritt.«
»Und dann darfst du die nächsten beiden Male den Film aussuchen, stimmt’s?«
»Die nächsten drei Male, um genau zu sein. Das Angebot wird mit Zinsen berechnet.«
Ich lachte. »Ja, klar.«
Er fuhr wie immer zu schnell, sodass wir das Kino in Rekordzeit erreichten. Ich entschied mich für einen Actionfilm, von dem ich wusste, dass Mark ihn sehen wollte. Es lief nichts, was mich wirklich interessierte, und ich war sowieso nicht in der Lage, mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Es fiel mir schwer genug, beim Anstehen das Gespräch nicht abbrechen zu lassen.
Während der Film in vollem Gange war, Häuser explodierten, Verfolgungsjagden und jede Menge Schießereien abliefen, schmiegte ich mich an Mark und konzentrierte mich nur darauf, wie gut es sich anfühlte, mich an ihn zu kuscheln; auch wenn es wie mit Nadeln stach, sobald er mir mit der Hand über die nackte Haut strich. Sein Arm lag warm und beruhigend um meine Schulter und mein Kopf ruhte an seiner festen Brust. Er roch nach Pizza, Meer und dem Aftershave, das ich extra für ihn hatte anmischen lassen.
Ich wünschte, der Film würde nie zu Ende gehen.
Doch statt sich in die Länge zu ziehen, vergingen die beiden Stunden wie im Flug und nach der Mutter aller Kampfszenen endete der Film mit einem zwar blutbefleckten, aber siegreichen Helden. Wenn die Dinge im wirklichen Leben doch ebenso schwarz und weiß wären.
Mark fuhr uns gemächlich nach Hause und ich versuchte die Ruhe zu bewahren, doch je näher wir meinem Elternhaus kamen, desto panischer wurde ich. Es war halb zwölf Uhr nachts, mein Geburtstag weniger als eine Stunde entfernt.
Würde ich mich Schlag Mitternacht verwandeln, wie Cinderella? Oder würde es später passieren, am helllichten Tag?
Würde ich die Wahl haben, wie meine Mutter es versprochen hatte, oder würde die Wassenixensache einfach passieren?
»Tempest.« Marks Stimme klang ungeduldig und ein bisschen genervt und ich merkte, dass wir vor meinem Haus geparkt hatten. Er hatte den Motor abgestellt und wartete darauf, dass ich abstieg. »Hallo? Tempest?«
»Was?«
»Du hast es schon wieder getan - ich schwöre, du warst Lichtjahre weit weg.«
»Tut mir leid.« Langsam hörte ich mich an wie eine kaputte Schallplatte.
»Willst du reingehen oder sollen wir einen kleinen Strandspaziergang machen?«
Zum ersten Mal, seit ich denken konnte, wollte ich nicht in die Nähe des Wassers. Bei der Vorstellung, durch den Sand zu laufen und das Meer meine Zehen küssen zu lassen, begann ich zu zittern - nicht jetzt, nicht heute Nacht. Es hatte mir genug weggenommen. Die Vorstellung, dass es mir auch meine vielleicht letzten Augenblicke mit Mark wegnehmen könnte, war mehr, als ich bereit war zu verkraften oder zu akzeptieren.
»Gehen wir rein.«
Meine Antwort schien ihn zu überraschen, aber er widersprach nicht. Er wartete, bis ich abgestiegen war, legte den Arm um meine Schulter und ging mit mir zur Haustür.
Auf einmal nervte mich die besitzergreifende Art, mit der er mich festhielt, wenn ich mir auch nicht erklären konnte, warum. Normalerweise mochte ich Marks zuvorkommende Art: Er hielt mir die Türen auf, überließ mir den Vortritt und achtete darauf, auf dem Bürgersteig außen zu gehen. Seine Rücksichtnahme fühlte sich gut an, doch irgendetwas an der Art, wie er sich an mich drängte, störte mich - als hätte er Angst, dass ich weglaufen könnte. Die Tatsache, dass seine Angst gerechtfertigt war, machte die Sache nur noch ärgerlicher.
Sobald die Tür hinter uns zufiel, entwand ich mich seinem Griff und rief: »Ich bin da!«, weil ich sicher war, dass Dad auf mich gewartet hatte.
»Okay«, war die Antwort aus seinem Arbeitszimmer am oberen Ende der Treppe. »Tempest -«
»Mark ist hier«, schnitt ich ihm das Wort ab, ohne genau zu wissen, was er hatte sagen wollte, aber es hing garantiert mit meinem Geburtstag zusammen.
Mein Vater streckte den Kopf aus der Tür. Er sah immer noch aus wie ein typischer Surferboy, trotz der Tatsache, dass er fast fünfundvierzig war und der führende Kopf einer sehr erfolgreichen Surfausstattungs- und -bekleidungslinie.
»Oh, na dann.« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Aber komm bei mir vorbei, bevor du ins Bett gehst.«
»Ja, klar.«
Ich wandte mich wieder zu Mark um und
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