Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
Pizzastück und den üppigen Belag und wusste, dass ich nicht einen Bissen davon würde essen können. Nicht heute Abend, nicht jetzt, wo mein siebzehnter Geburtstag nur noch wenige Stunden entfernt war. Ich schob den Teller zurück und versuchte möglichst normal zu wirken, als Mark mich mit besorgtem Stirnrunzeln ansah.
»Was ist los, Tempest? Du benimmst dich schon den ganzen Abend so komisch.«
»Ich hab keinen Hunger.«
Er starrte mich ungläubig an und ich verstand seine Überraschung. Ich hatte das letzte halbe Jahr regelrechten Heißhunger gehabt und mir alles einverleibt, was ich in die Finger bekam, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Die meisten Mädchen überließen das letzte Pizzastück in der Schachtel immer ihrem Freund, bei Mark und mir hingegen war es schon seit geraumer Zeit umgekehrt. Heute Abend jedoch brachte ich es nicht über mich, auch nur ein einziges Stück zu essen, von den üblichen vier ganz zu schweigen.
»Bist du krank?«
»Nein.« Ich fauchte regelrecht, so genervt war ich davon, dass Leute wissen wollten, ob ich okay, krank, sauer oder sonst was war.
Der hässliche Ton in meiner Stimme ließ Mark erschrocken zurückfahren und ein gekränkter Ausdruck huschte über sein Gesicht, ehe er ihn überspielen konnte. Ich bekam auf der Stelle ein schlechtes Gewissen, nicht zuletzt deshalb, weil ich den größten Teil der vergangenen Woche damit verbracht hatte, an einen anderen zu denken.
An Kona.
»Ich bin einfach ein bisschen von der Rolle«, sagte ich etwas ruhiger. »Wegen meines Geburtstags morgen und überhaupt.«
Mark griff dankbar nach der Rettungsleine. »Was glaubst du, was dein Dad dir dieses Jahr schenkt? Wird ziemlich schwer, das Brewer-Board zu toppen.«
»Ich glaube nicht, dass er das Brewer toppen kann. Es war das beste Geschenk, das ich je bekommen habe.«
»Stimmt. Es ist wirklich der absolute Hammer.«
Das war das Tolle daran, einen Freund zu haben, der vom Surfen ebenso besessen war wie ich. Ein anderer hätte es mir vielleicht krumm genommen, dass ich das Geschenk meines Vaters lieber mochte als seines. Mark hingegen verstand es.
Was Boards betraf, ging in Surferkreisen so gut wie nichts über ein auf Kundenwunsch gefertigtes Brett von Brewer, nicht einmal der brandneue iPod, den Mark mir letztes Jahr geschenkt hatte, nachdem ich meinen wenige Tage vor meinem Geburtstag im Meer versenkt hatte. Er hatte ihn mit allen meinen Lieblingssongs bestückt und sogar extra Playlisten für mich angelegt. Es war ein geniales Geschenk und ich liebte es heiß und innig - nur nicht ganz so sehr wie mein Board.
Mark war bei seinem dritten Stück Pizza angelangt und ich sah mich in der Pizzeria um, in die wir regelmäßig gingen, seit wir zusammen waren. Heute Abend sah alles ein bisschen anders aus: Die rot-weiß karierten Tischtücher waren ein wenig verschwommen, während die Coke-und-Pizza-förmigen Neonlampen im Fenster so grell leuchteten, dass mir die Augen wehtaten. Und die vertrauten Gerüche nach Knoblauch, Tomaten und italienischen Gewürzen vermischt mit einer salzigen Meeresbrise verursachten mir leichte Übelkeit.
War es nur mein Verstand, der mich an der Nase herumführte, oder stimmte mit meinen Sinnesorganen etwas nicht? War das der Anfang meiner Verwandlung?
»Bist du so weit?«
Mark starrte mich mit ungewöhnlich verzweifeltem Gesichtsausdruck an, und als ich mich auf dem Tisch umsah, begriff ich, warum. Während ich geistig sonst wohin abgedriftet war, hatte er seine Pizza vertilgt und die Rechnung bezahlt.
Ich nahm seine Hand und ließ mich von ihm auf die Füße ziehen. »Tut mir leid, dass du in letzter Zeit nicht viel Spaß mit mir hattest«, murmelte ich lahm, während er mich aus dem Restaurant führte.
»Ich gewöhne mich langsam dran«, lautete seine kryptische Antwort.
»Was soll das heißen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will mich nicht streiten, Tempest.«
»Das kannst du deiner Großmutter erzählen.« Ich hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als ich mich schon wie ein Biest fühlte. Aber sie ließen sich nicht zurücknehmen. Etwas in mir lechzte förmlich nach einem Streit und hoffte, dass Mark sich darauf einlassen würde.
Doch er schüttelte lediglich den Kopf und ging zu seinem Motorrad, einer getunten Ducati Streetfighter S, die er zu seinem siebzehnten Geburtstag bekommen hatte. Er liebte die Maschine, auch wenn ich wusste, dass er sie jederzeit gegen mein Brewer-Board eintauschen würde.
»Welchen Film willst du
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