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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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unvergleichliches Geschenk.
    Ja, sicher. Und was für eines!
    Mach dich nicht über mich lustig. Heftiger als je zuvor drosch der Wind auf mich ein, und viel zu spät erinnerte ich mich wieder an Konas Warnung: Geh nachts auf keinen Fall ins Meer, Tempest.
    Ein scharfes, verschlagenes Lachen hallte durch meinen Kopf und in diesem Moment begriff ich endlich, dass etwas nicht stimmte - allerdings ein klein wenig zu spät.
    Ich wollte aufstehen, doch der Wind versetzte mir einen solchen Stoß, dass ich flach auf dem Rücken im kalten, nassen Sand landete.
    Alle viere von mir gestreckt.
    Hilflos.
    Ich versuchte mich aufzusetzen, doch es gelang mir nicht. Irgendetwas hielt mich am Boden und drückte mich trotz der unglaublichen Kraft, von der ich mich durchströmt fühlte, tiefer in den Sand. Plötzlich kam mir die brutale Rivalität zwischen Mark und Kona gar nicht mehr so schlimm vor. Selbst das Leuchten war okay.
    Wahrscheinlich war alles besser als das.
    Der Wind legte noch einen Knoten zu, vielleicht auch zwölf. Er wand sich um meine Handgelenke und Knöchel und fesselte mich an den Boden, auch wenn ich mir sagte, dass das unmöglich war. Wind war nichts Greifbares, er konnte mich nicht berühren oder festhalten. Es musste eine Art Halluzination sein. Vielleicht hatte auf der Party tatsächlich jemand etwas in den Punsch getan. Das hier konnte sich doch nicht wirklich abspielen.
    Nur, dass es doch der Fall war.
    Ich wehrte mich gegen die unsichtbaren Fesseln; zerrte, riss und fluchte, um freizukommen. Nichts half.
    Obwohl ich innerlich kurz vorm Durchdrehen war, zwang ich mich zur Ruhe und versuchte mir gut zuzureden. Was immer das hier war und wer immer dahintersteckte, konnte nicht ewig so weitermachen. Irgendwann würde es Tag werden und es würden Menschen kommen. Auch wenn es keine angenehme Vorstellung war, den Rest der Nacht am Strand gefangen zu sein, war es nicht das erste Mal, dass ich eine Nacht am Wasser verbrachte.
    Allerdings könnte es gut meine letzte sein, wenn man bedachte, wie sich die Dinge entwickelt hatten.
    Ich holte ein paarmal tief Luft und versuchte mich zu entspannen. Und nicht mehr zu kämpfen. Mich einfach treiben zu lassen. Ich konnte das. Ich konnte hier liegen bleiben, stundenlang, wenn es sein musste. Irgendwann würde ich wieder frei sein und dann ... Und dann würde die Hölle los sein. Dafür würde ich schon sorgen. Der Gedanke munterte mich kurzfristig auf, während ich mir vorstellte, wie ich Rache nahm an wem auch immer ich das zu verdanken hatte.
    Dann spürte ich, wie das Wasser meine Zehen umspülte.
    Das Gefühl war so normal und vertraut, dass ich einen Augenblick brauchte, um zu begreifen, was geschah. Doch dann durchfuhr mich die Angst, so heftig, dass alles, was ich vorher empfunden hatte, wie Kinderkram wirkte. Ich wollte mich instinktiv aufrichten, doch wieder wurde ich von den unsichtbaren Fesseln daran gehindert.
    Jetzt schwappte mir das Wasser gegen die Knöchel, es leckte an mir, spielte mit mir. Die Flut war schon seit Stunden vorbei. Was auch immer das Wasser zum Steigen brachte, musste von ihr ausgehen.
    Wie hoch würde es den Strand heraufkommen? Und wie hoch würde es ansteigen?
    Ich reckte den Hals und versuchte mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen, was vor sich ging; ich wollte verstehen, was geschah, auch wenn ich es tief im Innern bereits wusste.
    Der eine Blick bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen und verwandelte die Angst in solches Grauen, dass ich minutenlang keinen klaren Gedanken mehr fassen, nichts mehr fühlen und auch sonst nichts tun konnte, als in blindem, animalischem Fluchttrieb vergeblich an meinen Fesseln zu zerren. Zum ersten Mal verstand ich, warum ein Wolf sich lieber die eigene Pfote abbiss, als in einer Falle zu verharren. Mit etwas mehr Bewegungsfreiheit hätte ich womöglich das Gleiche getan.
    Das Wasser stieg, und zwar schnell, und ich war gefesselt wie Andromeda, die darauf wartete, von Poseidons Meeresungeheuern verschlungen zu werden. Nur dass in diesem Fall das Meer selbst das Ungeheuer war.
    Jetzt hatte das Wasser meine Taille erreicht und schien mich in einer albtraumhaften Parodie von Zärtlichkeit zu streicheln; mein Herz klopfte so wild, dass ich Angst hatte, es würde mir aus der Brust springen.
    Mit jedem Atemzug kroch das Wasser höher und mir war klar, dass ich, wenn mir nicht bald etwas einfiel, Gelegenheit bekommen würde, meine neuen Kiemen auf jämmerlichste Art und Weise auszuprobieren. Da nichts an

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