Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
von allen Seiten umgab.
War das egoistisch? Ja. Verletzend? Ich hoffte, nicht. So wichtig für mich wie die Luft zum Atmen? Unbedingt. Ich wollte diesen Moment, ich brauchte ihn mit einer an Irrsinn grenzenden Verzweiflung.
Ich schloss die Augen, kuschelte mich an ihn und überließ mich der Musik - und ihm. Auch wenn es nur für eine kurze Weile war.
Ein Stück folgte dem anderen, Nickelback, Muse, Coldplay - ich blieb weiter in Marks Armen. Er war alles, was für mich real, vertraut und beruhigend war, aber auch erregend, und ich ertappte mich bei dem Wunsch, dass dieser Augenblick nie vorübergehen möge. Seine Umarmung fühlte sich genau richtig an. Er fühlte sich genau richtig an und während er mich in den Armen hielt, schienen Wunsch und Wirklichkeit in meinem Leben noch nie weiter voneinander entfernt gewesen zu sein.
Zumindest bis die Musik unterbrochen wurden.
Als ich langsam und widerstrebend die Augen öffnete, begegnete ich Konas Blick. Ich hätte schwören können, dass ich spürte, wie der Boden unter mir erbebte.
Mir wurden die Knie weich und hätte Mark mich nicht festgehalten, wäre ich wahrscheinlich umgefallen. Trotzdem spürte ich seine Arme und auch seinen Atem an meinem Hals nicht mehr.
Für mich gab es nur noch Konas brennenden Blick. Seine Augen waren so dunkel wie die stürmische See, in der ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, während er mich in Marks Armen anstarrte. Ich wusste nicht, ob er immer noch sauer auf mich war, weil ich ihn am Morgen ignoriert hatte, oder ob es ihm nicht gefiel, wie ich mich gerade an Mark drängte. Auf jeden Fall war nicht zu übersehen, dass er fuchsteufelswild war. Mein ohnehin bereits angeschlagenes Selbstvertrauen ging vollends in die Binsen und mein Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Zwei.
Kona hatte die Zähne zusammengebissen, die Fäuste geballt und sekundenlang dachte ich, vielleicht...
Ich weiß nicht, was ich dachte oder wo mir der Kopf stand, während all das auf mich einstürmte. Nur, dass in diesem Moment alles verschwand: mein Haus, die Party, meine Freunde, mein Vater. Sogar Mark. Alle waren fort und dann gab es nur noch Kona und mich und das verrückte Durcheinander von Gefühlen, das zwischen uns pulsierte. Er, oder jedenfalls die Gefühle, die ich für ihn empfand, hatten definitiv nichts Beruhigendes an sich. Im Gegensatz zu Mark.
Ich weiß nicht, wie lange wir so verharrten oder noch verharrt hätten, wenn die Wirklichkeit sich nicht mit einem neuen Song aus der Stereoanlage zurückgemeldet hätte, mit Stimmengemurmel und einem schrillen Kichern von Bri.
Ich wusste auf die Sekunde genau, wann Mark Kona entdeckte und begriff, dass Kona mich mit einer Mischung aus Wut und Verlangen anstarrte. Mark versteifte sich in meinen Armen und seine Oberarmmuskeln wurden straff und hart. Seine Hände, die meine so sanft gehalten hatten, drückten zu bis zur Schmerzgrenze.
Normalerweise hätte ich gegen seine Eifersucht aufbegehrt, hätte ihm gesagt, wie lächerlich er sich benahm. Aber diesmal konnte ich es nicht, nicht, nachdem ich ihn mit einem Kuss von Kona betrogen hatte. Ich fragte mich, wie ich so blöd sein konnte, Kona zu meiner Party einzuladen. Man musste kein Genie sein, um sich auszumalen, was passieren würde.
Ich zuckte unwillkürlich zusammen bei diesem Gedanken und bereute ihn auf der Stelle, als ich sah, wie Kona darauf reagierte. Seine ohnehin bereits düster blickenden Augen wurden platinschwarz wie ein sturmumtostes Meer, als er quer durch den Raum auf uns zukam.
Kona suchte offensichtlich Streit, und als Mark sich vor mich schob, hatte ich schreckliche Angst, dass er bekommen würde, was er suchte.
Das bin ich nicht, dachte ich verzweifelt und wollte mich zwischen die beiden stellen. Ich war niemand, die herumflirtete und zwei Jungs gegeneinander ausspielte, nur um zu sehen, wie weit sie gehen würden.
»Lass das, Mark«, zischte ich, umklammerte seinen Arm und versuchte ihn aus der Bahn von Hurrikan Kona zu ziehen. Doch Mark verharrte so regungslos wie eine Insel. Jeder Wirbelsturm, von dem ich jemals in den Nachrichten gehört hatte, ging mir durch den Kopf und ich dachte an die Zerstörungen, die solche Stürme anrichteten, wenn sie auf Land trafen.
Gegen jeden anderen konnte Mark sich mehr als erfolgreich verteidigen, schließlich galt er nicht umsonst als »harter Kerl«. Aber gegen Kona ... Ich wusste es einfach nicht. Und ich wollte es auch nicht herausfinden. Der Gedanke, einer von ihnen könnte
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