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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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schnellen Beinschlägen katapultierte ich mich durchs Wasser, wild entschlossen, dem, was um mich herum war, nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Es war merkwürdig genug, mich unter Wasser fortzubewegen, ohne zum Luftholen nach oben zu müssen. Wenn ich mich auch noch auf all die Meeresflora und -fauna konzentrierte, die ich bisher fast nur aus Aquarien kannte, würde ich mit Sicherheit komplett austicken.
    Ich hatte keine Ahnung, wie weit oder wie lange ich schon unterwegs war; dafür war ich viel zu perplex über das Tempo und die Geschicklichkeit, die ich plötzlich an den Tag legte. Zwischen meinen Fingern befand sich das gleiche feine Gewebe wie zwischen meinen Zehen; es saß nur vorn am Ansatz, dort, wo die Finger in die Handfläche übergingen. Mit meinen Kiemen, den halb ausgebildeten Schwimmhäuten und dem gewaltigen Zuwachs an Kraft hatte ich das Gefühl, fliegen zu können; vor allem, da sich das Wasser ebenso leicht anfühlte wie Luft.
    Der silberne Streifen wurde kräftiger, dichter und leichter erkennbar, und ich fragte mich, ob ich langsam näher kam. In Konas Nähe, hoffte ich. Oder zu jenen merkwürdigen Kreaturen, die ihn sich geschnappt hatten? Allerdings wurde ich die Sorge nicht los, dass ich möglicherweise etwas ganz anderem auf der Spur war.
    Nein, ich schob den Gedanken beiseite. Ich weigerte mich zu glauben, dass ich das alles völlig umsonst getan hatte. Dass ich einem Phantom nachjagte und Kona sich ganz woanders befand, einen halben Ozean entfernt.
    Wieder verging eine Weile, eine halbe Stunde vielleicht oder auch eine ganze. Es war schwer zu sagen hier unten, wo alles so fremd und widersprüchlich war und die Wirklichkeit gerade außerhalb meiner Reichweite zu liegen schien.
    Ich kurvte hierhin und dahin, bog scharf rechts ab und stoppte abrupt, als ich sah, dass der Silberschweif urplötzlich in die Tiefe ab knickte. Mir war klar, dass ich mich schon jetzt tief unten im Ozean befand, tiefer als ich je zuvor gewesen war, trotz der vielen Tauchgänge, die mein Vater im letzten Sommer mit mir unternommen hatte. Das Tauchen hatte mir großen Spaß gemacht, doch ich erinnerte mich, dass ich damals ständig zur Oberfläche hinaufgeschaut und mich gefragt hatte, was passieren würde, wenn mir die Luft ausging. Es war ein weiter Weg gewesen bis hinauf zum Boot.
    Über die Sauerstofffrage musste ich mir keine Gedanken mehr machen, aber die Wasseroberfläche war schon jetzt nicht mehr zu sehen. Noch tiefer hinabzutauchen, war reiner Wahnsinn.
    Ein alter Film ging mir durch den Kopf, in dem ein U-Boot tiefer als gewöhnlich abtauchen musste, um dem Ping eines feindlichen Sonars zu entgehen, und ihm der Wasserdruck dort unten mächtig zu schaffen machte. Überall entstanden Lecks, das Schiff ächzte und zitterte, während es vom Gewicht des Wassers langsam von allen Seiten eingedrückt wurde.
    Ich wollte nicht dieses Schiff sein und regelrecht implodieren, während mir der Wasserdruck die Organe im Leib zerquetschte und mein Hirn zu Mus drückte.
    Natürlich war im Film alles gut gegangen. Das feindliche Schiff war schließlich davongefahren und die Besatzung hatte es geschafft, das U-Boot auf eine sichere Tauchtiefe zu bringen, bevor es zu einer dünnen Metallplatte zerdrückt wurde.
    Trotzdem hatte das Gefährt gewaltigen Schaden genommen, und das, obwohl es nur ein paar Minuten dort unten gewesen war.
    Aber das hier war kein Kino. Es gab kein garantiertes Happy End und wer konnte schon wissen, wie tief ich hinab musste, wenn ich dem Schweif folgte - oder für wie lange.
    Nie zuvor war mir die Rolle des Schicksals in meinem Leben bewusster gewesen als in diesem Moment der Unentschlossenheit. So wie ich es sah, gab es nur zwei Möglichkeiten: Ich konnte umkehren, versuchen nach Hause zurückzufinden und hoffen, dass alles gut gehen würde. Oder ich konnte Kona in die Tiefe folgen und ebenfalls hoffen, dass alles gut gehen würde.
    Meine Chancen standen also in jeder Hinsicht unentschieden.
    Und die ganze Zeit über war da ein Ziehen in meinem Bauch. Ein Druck im Rückgrat. Ein fast unwiderstehlicher Drang, mich in die Tiefe zu begeben, egal, wie die Konsequenzen aussahen.
    Ich schloss die Augen und zählte bis zehn. Dann tauchte ich kerzengerade hinab, während ich mir gleichzeitig sagte, dass ich jetzt endgültig den Verstand verloren hatte.

16
    Es fühlte sich an, wie ich mir einen Sturz von einem Wolkenkratzer vorstellte.
    Schnell.
    Furchterregend.
    Und in einem winzigen Teil meines

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