Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deep Secrets - Berührung

Deep Secrets - Berührung

Titel: Deep Secrets - Berührung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
Vom Netzwerk:
mag.
    »Ich habe Sie mit Mark reden sehen«, sagt er. »Haben Sie heute Abend etwas gekauft?«
    »Schön wär’s«, antworte ich schnaubend, und meine Verlegenheit angesichts dieses wenig damenhaften Geräuschs macht mir die Situation nur umso bewusster. Wir stammen aus zwei verschiedenen Welten, dieser Mann und ich. Seine ist eine voll erfüllter Träume, und meine ist eine voll nicht zu verwirklichender Träume. »Ich bezweifle, dass ich mir einen Ihrer Pinsel leisten könnte, geschweige denn ein fertiges Bild.«
    Seine Augen werden schmal. »Sie sollten einer Sache, die Sie fasziniert, nicht den Rücken kehren.« Es klingt wie ein sanftes Schurren von Schmirgelpapier, das trotzdem wie Samt über meine gereizten Nerven streicht.
    Plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir noch über Kunst reden, und meine Kehle ist ganz trocken. Ich schlucke hörbar, und obwohl ich erst noch überlegen wollte, ob ich es wirklich durchziehen soll, platze ich heraus: »Ich nehme einen Sommerjob in der Galerie an.«
    Seine hellblonden Brauen heben sich. »Ach ja?«
    »Ja.« Ich weiß, dass ich mich bereits entschieden habe. »Ich springe für Rebecca ein, bis sie wiederkommt.« Ich suche in seinem Gesicht nach einer Reaktion, finde aber keine. Seine Miene ist undurchdringlich – oder hat seine Nähe einfach eine zu starke Wirkung auf mich, um irgendetwas wahrzunehmen?
    Seine Hände liegen immer noch auf dem Revers, und für lange Sekunden rührt er sich nicht von der Stelle. Ich will nicht, dass er sich bewegt. Ich will, dass er … ich weiß nicht … aber andererseits, doch, ich weiß es. Ich will, dass er mich küsst. Es ist ein törichter Moment der Fantasterei – zweifellos herbeigeführt durch die Tagebücher. Ich erröte, wende den Blick ab und habe das Gefühl, als würde die Hitze seiner Augen mich von innen versengen. Ich deute in die Richtung meines Wagens und begreife bestürzt, dass er nur ein paar Meter weiter steht. »Das ist meiner.«
    Langsam lösen sich seine Hände von meinem – oder vielmehr seinem – Jackett. Rasch gehe ich zu meinem Auto und zwinge mich, meine Handtasche nicht abermals fallen zu lassen. Ich entriegele die Türen und bleibe am Straßenrand stehen, bevor ich die Fahrertür öffne. Als ich mich umdrehe, ist er ganz nah, so wunderbar nah. Und dieser Duft treibt mich in den Wahnsinn, verursacht ein Prickeln in meinem Unterleib.
    »Danke fürs Herbringen und für die Jacke.« Ich streife sie ab.
    Er greift nach dem Jackett, und ich hoffe, er wird mich berühren, und gleichzeitig fürchte ich mich davor. Ich kann mich kaum beherrschen und bin vollkommen verwirrt.
    Seine grünen Augen leuchten auf, bevor er leise murmelt: »Es war mir ein Vergnügen … Sara.« Dann dreht er sich einfach um und geht.
    Stunden später sitze ich in Boxershorts und einem Tanktop auf meinem Bett, die Beine gekreuzt, mit dieser Schatulle und einem Schraubenzieher vor mir. Ich habe keine Ahnung, warum die Vorstellung, den Job in der Galerie anzutreten, es so wichtig erscheinen lässt, dass ich sie öffne, aber so ist es. Rubine säumen den Deckel, und in der Mitte befindet sich ein eingeätztes, abstraktes Muster. Der Riegel, der die Schatulle umschließt, wirkt alt und sieht aus, als wäre er leicht aufzubrechen. Und er ist genauso schön gearbeitet wie der Rest der Schatulle.
    »Wie ungemein kunstvoll«, murmle ich und zeichne das Muster mit den Fingern nach. Die Vorstellung, die Schatulle zu zerstören, gefällt mir überhaupt nicht, und es behagt mir keineswegs, in Rebeccas Privatsphäre einzudringen. Also, warum, warum, warum weiß ich, dass ich diese Schatulle öffnen werde? Warum muss ich wissen, was darin ist? »Wer sich in alles will mischen, muss oft die Augen sich wischen, Sara.«
    Es scheint keine Rolle zu spielen. Wie von selbst machen sich meine Hände an die Arbeit. Ich schiebe das flache Ende des Schraubenziehers in den Schlitz zwischen Behältnis und Deckel und drücke zu. Der Riegel bricht sofort.
    Adrenalin pulsiert durch meine Adern, mein Herz hämmert. Ich habe keine Ahnung, warum mich diese Sache so fesselt, warum ich das Gefühl habe, dass diese Schatulle so wichtig ist, warum ich glaube, dass überhaupt irgendetwas von alldem wichtig ist. Langsam hebe ich den Deckel an, und das Erste, was ich sehe, ist luxuriöser roter Samt. Ich schnappe nach Luft.

5
    Blinzelnd betrachtete ich den Inhalt der Schatulle. Ein Malerpinsel und ein Foto, das entzweigerissen wurde, sodass nur eine Frau

Weitere Kostenlose Bücher