Deep Secrets - Berührung
nach einem der Tagebücher und beginne zu lesen.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht wiedersehen werde. Er hat geantwortet, er werde entscheiden, wann ich ihn sehe und wann nicht. Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht einfach gehen konnte. Ich hätte wissen müssen, dass er mich holen würde und dass ich, schwach, wie ich bin, nicht in der Lage sein würde, ihm zu widerstehen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, war ich mitten am Tag im Depot, die anderen ganz in der Nähe.
Er stieß mich gegen die Wand und riss mir den Slip herunter. Seine Lippen pressten sich dicht an mein Ohr, und sein Atem war heiß auf meinem Hals, als er sagte: »Du kennst die Regeln; du weißt, dass ich dich bestrafen muss.« Ich machte die Augen zu, denn ja, ich wusste es. Ich wusste es, und ich wusste es nicht nur, ich wollte es auch. Das hat er aus mir gemacht. Ich war feucht, mir tat alles weh, und ich war bereit, um genau das zu betteln, was ich ersehnte … Bestrafung. Der erste Schlag seiner Hand auf meinem Hintern war purer Schmerz, aber ich schrie nicht. Ich konnte nicht schreien. Nicht, wenn er mich hören konnte. Und irgendwie verwandelte sich der Schmerz, wie er das immer tut, in Wonne. Das Verlangen nach ihm war intensiv, vollkommen. Er drang in mich ein, und ich konnte mein Schreien, mein Begehren kaum zurückhalten. Er konnte mich für meinen Geschmack gar nicht hart genug vögeln. Ich war machtlos gegen das Vergnügen, das er verkörperte.
Als es vorüber war, drehte er sich zu mir um, zog mir das Kleid und den BH herunter, klemmte mir Klammern an die Brustwarzen und befahl mir, den Schmerz für fünfzehn Minuten zu ertragen. Er versicherte mir, dass er es wissen würde, wenn ich sie früher abnähme. Dann war er fort, und ich starrte ihm nach, mein Geschlecht zuckte krampfhaft von dem Orgasmus, den er mir nicht hätte geben sollen. Mit jeder Faser meines Seins war ich mir des Brennens meines Hinterns und des beißenden Schmerzes der Klammern an meinen Brustwarzen bewusst. Ich war außerstande, dem Schmerz ein Ende zu machen, außerstande, gegen mein Verlangen nach diesem Mann zu kämpfen. Ich war so hilflos und erschreckend erregt.
Am Montagmorgen stehe ich im Badezimmer, meine zweite Tasse Kaffee auf der Ablage neben mir, und bürste mein langes, braunes Haar, bis es glänzt wie Seide. Es ist acht Uhr, und ich werde bald zur Galerie aufbrechen. »Sie können am Montag anfangen« hätte mein Stichwort sein sollen zu fragen: »Um wie viel Uhr?« Da ich dazu nicht geistesgegenwärtig genug gewesen war, habe ich vor dem Schlafengehen beschlossen, früh genug aufzustehen, um dreißig Minuten vor Öffnung der Galerie dort zu sein.
Mit ein wenig Puder vervollkommne ich mein Make-up und ziehe ein smaragdgrünes Etuikleid an. Dann schlüpfe ich in eine schwarze Jacke und schwarze, hochhackige Schuhe – mein Outfit für spezielle Anlässe. Dasselbe habe ich vor Jahren zu meinem Vorstellungsgespräch als Lehrerin getragen, als das Ziel genau wie heute darin bestand, professionell zu wirken. Schließlich bediene ich erwachsene Bedürfnisse und nicht die der Highschool-Kids, die Jeans und T-Shirt tragen. Ich selbst habe mich nie für Jeans entschieden, obwohl einige aus meinem Kollegium das tun. Mein jugendliches Aussehen braucht die einschüchternde Wirkung von hohen Schuhen und Röcken. Bei Gymnasiasten kann Respekt nie schaden. Ich inspiziere mein Aussehen in dem bodentiefen Spiegel hinter der Tür und bin zufrieden. Es ist nicht Chanel oder Dior, wie viele der Kundinnen der Galerie es bevorzugen werden, aber meinem Budget ist es angemessen.
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken habe, gehe ich zum Auto. Ich bin genauso nervös wie meine Schüler an ihrem ersten Schultag. Ich kann kaum glauben, dass ich diesen Job wirklich annehme, und gleichzeitig bin ich verängstigt und aufgeregt. »Also«, sage ich mir, »gibt es irgendeinen Grund, warum du das nicht schaffen solltest?«
Bei der Vorstellung, dass Rebeccas potenzielles Unglück mein Glück ist, krampfen mir Schuldgefühle den Magen zusammen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit diesem Gedanken im Hinterkopf leben kann. Niemandem ist ein Unglück widerfahren, ermahne ich mich selbst. Ich werde herausfinden, dass es Rebecca bestens geht und dass sie glücklich ist, und ich werde diese Welt, die ich liebe, mit offenen Armen willkommen heißen, und sei es auch nur für kurze Zeit.
Als ich fünfzehn Minuten später in der Galerie eintreffe, habe ich erneut Zweifel an
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