Deep Secrets - Berührung
gestern Abend die Veranstaltung hatten.«
»Wieso hatten Sie das Glück, früh kommen zu müssen?«, frage ich, als wir vor einer Tür stehen bleiben, von der ich vermute, dass sie zu den Büros führt.
Sie wirft mir einen weiteren Seitenblick zu. »Ich habe gestern Nacht bei unserer kleinen Verkostung einem wichtigen Kunden ein Glas Wein über den Anzug geschüttet. Es ist meine Strafe.«
Ich senke den Blick, und ein Frösteln überläuft mich. »Strafe?«
Sie gibt eine Zahlenkombination auf einem Eingangspaneel ein, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich richtet. Das Lächeln ist verschwunden. »Mark steht auf Strafen.« Sie setzt sich in Bewegung, und ich habe den deutlichen Eindruck, dass sie mir keine Gelegenheit geben will, nach weiteren Einzelheiten zu fragen.
Wir passieren mehrere dunkle Büros, bevor sie an einer Tür innehält und das Licht einschaltet. »Sie werden in Rebeccas Büro arbeiten.«
Ich kann mich nicht rühren. Ich stehe da, und mir ist eiskalt, während ich mich an den Tagebucheintrag erinnere, den ich vergangene Nacht gelesen habe.
»Du kennst die Regeln; du weißt, dass ich dich bestrafen muss.«
6
Ich trete in Rebeccas Büro, und Rosenduft steigt mir in die Nase. Als ich mich suchend umsehe, entdecke ich eine kleine Kerze auf dem glänzenden Kirschholzschreibtisch, die zwar nicht brennt, aber die Quelle des süßen Blumendufts zu sein scheint. Der kleine persönliche Touch, von dem ich annehme, dass er Rebeccas ist, erinnert mich daran, dass ich hier bin, um sie zu finden, und das versetzt mir einen Schlag, obwohl der Duft ermutigend sein sollte … ein Zeichen für ihre Rückkehr. Auf der Suche nach weiterer Ermutigung betrachte ich die beiden Bücherregale zu meiner Rechten, wo verschiedene Kunstbücher auf Ständern ausgestellt und etwa ein Dutzend weitere im Regal aufgereiht sind. Aber ich finde nichts, woran ich mich klammern kann.
»Der rote Knopf an Ihrem Telefon ist für die Gegensprechanlage auf meinem Schreibtisch«, murmelt Amanda.
»Wunderbar«, sage ich, trete an den Schreibtisch und stopfe meine Handtasche in eine Schublade. Ich kann mich nicht dazu überwinden, mich auf den roten Lederstuhl zu setzen. Ihren Stuhl. »Wie ist meine Durchwahl?«, frage ich, versuche aber nur, Zeit zu schinden, um das unbehagliche Gefühl abzuschütteln, das meine Haut zum Kribbeln bringt.
»Vier«, erwidert Amanda.
Ich schaue auf, und beim Anblick des Gemäldes an der Wand mir direkt gegenüber stockt mir der Atem. Amanda sagt noch irgendetwas, aber ich verstehe es nicht. Die feinen Striche leuchtenden Lichts, die keine andere als die berühmte amerikanische Malerin Georgia O’Nay geschaffen hat, fesseln mich. Ich weiß jetzt, warum da ein Tastenfeld für eine Zahlenkombination gewesen ist, um die hinteren Büros zu betreten, und die Kerze hat plötzlich eine ganz andere Bedeutung, weil dieses herrliche Ölgemälde rote und weiße Rosen zeigt. Es muss coole Dreißigtausend wert sein, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um eine Kopie handelt. Es ist spektakulär, und es hängt an der Wand, auf die ich jeden Tag blicken werde. An derselben Wand, auf die Rebecca jeden Tag geblickt hat.
»Aus Marks persönlicher Sammlung«, informiert Amanda mich, der offenbar auffällt, wie gebannt ich das Bild anstarre. »Er hat ein Werk in jedem Büro.«
Ich reiße meinen Blick los und sehe, dass sie am Türrahmen lehnt. »Seine persönliche Sammlung?«
Sie nickt. »Seiner Familie gehören eine Anzahl Kunstgalerien und ein Auktionshaus in New York namens Riptide«, erklärt sie. »Er wechselt die Stücke alle paar Monate aus, soweit ich das verstanden habe. Wir haben sogar Kunden, die Termine vereinbaren, um zu sehen, was er als Nächstes herholt.« Bei der Erwähnung eines der elitärsten Auktionshäuser überhaupt, das alles verkauft, von Besitztümern der Promis bis hin zu feiner Kunst, bin ich so verblüfft, dass ich mich schon wieder in dem seltenen Zustand der Sprachlosigkeit wiederfinde.
Sie lacht freudlos und mit einem Anflug von Unbehagen. »Jeder will ein Stück von diesem Mann.«
Ich lege den Kopf schräg, um sie zu mustern, und bemerke die Betonung auf dem Wort
Jeder.
»Sie eingeschlossen, Amanda?«
Mit einer knappen Handbewegung tut sie diese Idee ab. »Ich stehe viel zu weit unter ihm und den meisten Kunden, die hier hereinkommen.«
Ihre Unsicherheit trifft mich und wühlt alte Gefühle auf, die mir nicht gefallen, aber nur allzu vertraut sind. »Das ist nicht
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