Deep Secrets - Berührung
ich erwehre mich eines Schwalls unbehaglicher Gefühle, die seine Worte in mir wachrufen. Ich bin mir seiner Berührung zu sehr bewusst, um wirklich verstehen zu können, was ich fühle. Meine Stimme versagt fast, und ich flüstere: »Sie kennen mich nicht einmal.«
Seine Augen werden dunkler, und das schummerige Licht verfängt sich in den goldenen Einsprengseln in ihren Tiefen. »Was ist, wenn ich das ändern will?«
Das war das Letzte, womit ich gerechnet hätte, und doch das, worauf ich tief im Innern gehofft habe. Ich bin entsetzt und erfreut und ungläubig. Mehr noch, ich bin verwirrt. Die Menschenmenge, das Anschwellen von Stimmen, das Klirren von Gläsern, all das gerät in den Hintergrund. Ich schaue zu ihm auf, und seine Augen halten mich gefangen. Nein, er hält mich gefangen, dieser Mann, dieser Künstler, dieser Fremde, der sagt, er wolle mich kennenlernen. Und ich will ihn kennenlernen. Ich will einfach alles, was ihn betrifft.
»Sie wissen, dass dies eine Veranstaltung ist, auf der ein Anzug erwartet wird, nicht?«
Marks Stimme ist wie ein Spritzer Eiswasser. Ich fahre herum und sehe ein gefährliches Glitzern in den silbrigen Augen, die auf Chris gerichtet sind. Auf Chris allein. Mein Boss verströmt Macht und äußerste Erregung, während Chris vollkommen unbeeindruckt wirkt, oder vielleicht sogar erfreut über Marks Missachtung.
Chris wendet sich Mark zu, die Hände geöffnet. »Künstlerischer Ausdruck. Ist es nicht das, was Sie an mir mögen?«
Mark presst die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Ich bevorzuge es, wenn Sie Ihren Ausdruck auf die Leinwand beschränken.«
»Oder auf Ihr Bankkonto«, überlegt Chris laut, und obwohl er es scherzhaft sagt, liegt in seinen Worten ein scharfer Unterton, der zu Marks stählernem Blick passt.
»Entschuldigung.« Eine Frau in den Vierzigern und ihr Ehemann, die ich von einem früheren, ziemlich unfreundlichen Gespräch her kenne, unterbrechen uns, und ihr intensives Interesse an Chris ist augenfällig. Die Frau ist ganz unruhig vor Aufregung. »Sind Sie Chris Merit?«, fragt sie, und gütiger Gott, sie klingt atemlos, obwohl sie nur fünfzehn Minuten zuvor mir gegenüber anmaßend und fast rüde war.
Chris’ Augen halten Marks Blick für mehrere knisternde Sekunden fest, von denen das Paar nichts mitzubekommen scheint, bevor er seine Aufmerksamkeit seinen Bewunderern zuwendet.
»Es ist schon vorgekommen, dass ich auf diesen Namen reagiert habe«, erwidert er und schenkt ihnen ein charmantes Lächeln, von dem ich weiß, dass es einen geradezu erschlägt.
»Oh mein Gott«, schwärmt die Frau, streicht sich hastig eine Locke ihres roten Haars aus den Augen und hält Chris die Hand hin. »Ich liebe Ihre Arbeiten.«
Ich weiche Marks Blick aus und habe irgendwie das Gefühl, als würde er mir die Schuld an, ja, was auch immer in die Schuhe schieben, während ich beobachte, wie Chris mit dem Paar redet. Schließlich entwindet der Ehemann Chris’ Hand aus der seiner Ehefrau, um sie selbst zu schütteln, bevor er das Gleiche bei Mark macht. »Sie wissen wirklich, wie Sie Ihre Gäste am besten überraschen können, nicht wahr, Mr Compton? Das belebt das Geschäft heute Abend.«
Chris’ Blick begegnet Marks, und selbst im Profil kann ich erkennen, dass Chris ein Lächeln kaum zurückhalten kann. »Ich war hocherfreut, der Veranstaltung beiwohnen zu dürfen«, kommentiert Chris, »aber ich hatte eine ganz bestimmte Bedingung für meinen Besuch hier.« Das Paar hängt ängstlich an Chris’ Lippen, und obwohl Mark keine Reaktion zeigt, bin ich mir ziemlich sicher, dass er innerlich das Gleiche tut. »Hier sollte ein Corona-Bier auf mich warten.« Er schlüpft aus seiner Lederjacke – wohl ein an Mark gerichteter Wink, dass er bleibt –, und ein Kellner nimmt sie hastig entgegen. »Mark weiß, wie ich mein Bier mag.«
Das Paar bricht in Gelächter aus, in das ich nicht einzustimmen wage, und richtet erwartungsvolle Blicke auf Mark. Ich frage mich, was schlimmer für ihn ist – die Benutzung seines Vornamens oder die Bitte um ein Bier.
»Oh bitte«, fleht die Frau, »bringen Sie uns auch ein Corona. Was für ein Spaß, wenn wir unseren Freunden erzählen können, dass wir bei einer Weinverkostung ein Bier mit Chris Merit getrunken haben.«
»Unglücklicherweise«, erwidert Mark und beweist, dass er in dem Geplänkel zurückschlagen kann, »ist das Bier nicht wie erwartet eingetroffen.« Er winkt einen Kellner heran, der herbeigeeilt kommt.
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