Deep Secrets - Berührung
geselle mich zu ihr in den Flur, wo ich sofort in eine Umarmung gezogen werde, während sie verkündet: »Ich habe gehofft, dass ich rechtzeitig hier sein würde, um Sie zu sehen.«
Ich schaue über ihre Schulter, auf der Suche nach Chris, aber er ist nirgends zu entdecken. Seine Abwesenheit versetzt mir einen Stich, doch ich sage mir, dass er noch hier ist. Er ist lediglich diskret.
Ava lässt mich los, und ich trete zurück und bemerke, dass ihr langes, seidiges schwarzes Haar um ihr Gesicht gelockt ist. Sie trägt ein signalrotes Kleid. »Sie sehen umwerfend aus.«
»Danke. Ich liebe den Vorwand, den die Galerie mir liefert, um mich in Schale zu werfen, aber ich habe es kaum geschafft. Ich bin heute erst wieder hergeflogen.«
»Oh? Wo sind Sie denn gewesen?«
Sie schürzt schelmisch die Lippen. »In einem kleinen, romantischen Last-Minute-Kurzurlaub. Es war fabelhaft. Hören Sie, ich will nicht, dass Mark wütend auf Sie wird. Ich weiß, dass Sie in den Verkaufsräumen arbeiten müssen, aber wie wäre es mit einem Mittagessen am Montag?«
Mark. Sie hat ihn Mark genannt, was sonst niemand tut. »Sehr gern«, antworte ich und rufe mir ins Gedächtnis, dass sie keine Angestellte der Galerie ist – warum also sollte sie seinen Nachnamen benutzen?
Einige Minuten später haben wir einen Treffpunkt vereinbart, und ich gehe zurück zu den Ausstellungsräumen. Nervös halte ich nach Chris Ausschau, sehe ihn aber nicht. Mary hilft einem Kunden, und Amanda und der Rest des Teams scheinen an der Vordertür herumzuhängen und Gäste zu verabschieden. Schnell überfliege ich die wenigen verbliebenen Gäste und versuche, mich nicht wegen Chris verrückt zu machen. Aber ich kann es nicht verhindern. Er ist weg. Er hat mich benutzt, um Mark sauer zu machen, hat mich geküsst und ist dann gegangen. Ich bin verletzt, außerdem wieder zornig. Mein letzter Kunde will nur Wein verkosten, und da stürzt alles auf mich ein. Ich werde gefeuert. Ich bin benutzt und missbraucht und in einem Flur, in dem ich keine unartigen Dinge hätte tun sollen, verführt worden. Aber ich habe eine Fahrt nach Hause spendiert bekommen. Ich werde von dem verdammten Wein trinken.
Als die letzten Gäste gegangen sind und ich meine Jacke und meine Handtasche geholt habe, versammeln sich die Mitarbeiter an der Tür, um auf Taxis zu warten. Inzwischen dreht sich mir der Kopf, und ich fühle mich ein wenig schummerig. Ich will mit niemandem reden, und schon gar nicht Chris oder Mark sehen. Was Chris angeht, kann mir das gelingen, aber Mark ist unvermeidlich, da er an der Tür steht und anscheinend ein angespanntes Gespräch mit Ava führt – oder verzerrt der Wein meine Wahrnehmungen, und die beiden unterhalten sich fröhlich? Nein. Mark ist nicht der Typ, der sich fröhlich unterhält. Eher der Peitschen-und-Ketten-Typ, und der »Erfreue-mich-Baby«-Typ. Oh Mann, der Wein hat seine Wirkung getan, und mein Verstand läuft einen Marathon der Lächerlichkeiten. Angeregt vom Wein, fühle ich mich wie ein tollkühner Schmetterling und beschließe, dass es Zeit ist, die Flatter zu machen. Meine Grübeleien sollten das ebenfalls tun.
Ich bin unsicher, aber andererseits habe ich nichts mehr zu verlieren. Also gehe ich direkt auf Mark zu. Er sieht Ava an, einen stummen Befehl in den Augen, und selbst sie gehorcht ihm und winkt mir im Weggehen zu. Die Welt tut, was dieser Mann will. Nun, die Welt minus Chris.
»Bin ich gefeuert?«, frage ich, ziemlich sicher, dass niemand sonst in der Nähe ist, was ich ohne Wein gar nicht gut finden würde. Aber jetzt passt es bestens für mich.
Er verschränkt die Arme vor der breiten Brust und mustert mich mit – ja, was? Interesse? Irritation? Der Mann ist unmöglich zu durchschauen. »Warum sollten Sie gefeuert sein, Ms McMillan?«
»Wegen Chris.«
»Chris hat uns beiden heute Abend eine Menge Geld eingebracht. Geld zu verdienen ist nichts, für das man entlassen wird. Chris zu benutzen, um Geld aus mir herauszuholen, wäre es, aber das würden Sie nicht tun, nicht wahr?«
»Nein«, sage ich und wage es, so weit zu gehen, wie ich es normalerweise niemals tun würde. Andererseits ist in den letzten paar Tagen nichts normal gewesen. »Und ich will auch nichts mit dem Wer-hat-das-größere-Schwert-Wettbewerb zu tun haben, den Sie beide austragen. Ich beteilige mich nicht an Hahnenkämpfen. Ich will nur meinen Job machen, und zwar gut.«
Er kichert, und ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich ihn lachen höre. Ich
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