Deep Secrets - Berührung
Zukunft mehr war als Vanille.«
Diese Tändelei lässt meine Wangen heiß werden.
»Und sie errötet wie eine brave kleine Lehrerin«, kommentiert er. »Du bist ein einziger großer Widerspruch, nicht wahr, Sara?«
Natürlich hat er recht. Ich habe das Gefühl, als schwömme ich zwischen zwei Ufern – eins das schmucklose, simple Leben, das andere dunkel und erotisch – und ich kann keins der beiden Ufer so recht erreichen. Also zucke ich die Achseln. »Das bin ich wohl.«
»Das bist du wohl.«
Da liegt eine sexy Schwingung zwischen uns, während wir uns über unser Essen hermachen, und ich bin hungriger, als mir bewusst war, denn schon der erste Bissen regt meine Magensäfte und Geschmacksknospen an. »Ich sage, dass du dir die Chefkochmütze verdient hast. Mein Omelett ist umwerfend.«
»Omeletts sind ziemlich schwer zu vermasseln.«
»Du hast meine Omeletts nicht probiert«, gebe ich zu bedenken, und als er lacht, seufze ich und schaue aus dem Fenster. Die Stadt ist eine frühmorgendliche Leinwand, bemalt mit einem leuchtenden, klaren blauen Himmel, meilenweit Wasser und scharfkantigen Konturen von Hügeln und Gebäuden hier und da. »Hier kommt man sich vor wie auf dem Gipfel der Welt, erhaben und unantastbar.« Ich stütze mich auf einen Ellbogen und lege das Kinn in die Hand, dann füge ich sehnsüchtig hinzu: »Das schlägt mit Sicherheit mein Appartement und die Aussicht auf den Parkplatz.« Ich sehe Chris an. »Hat dein Atelier auch so einen Ausblick?«
»Ja. Ich werde ihn dir später zeigen, wenn du möchtest.«
Ein Prickeln durchläuft mich bei der Vorstellung, tatsächlich sehen zu dürfen, wo er arbeitet. »Das würde mir sehr gut gefallen.«
»Die Aussicht aus dem Atelier ist der Grund, warum ich die Wohnung gekauft habe. Jede Menge Inspiration für meine Arbeit, da ich diese Stadt liebe. Sie ist mein Zuhause und wird es immer sein.«
»Und warum bist du dann nach Paris gezogen?«
»Mein Vater hat uns dorthin verfrachtet, als ich dreizehn war.«
Ich lege die Stirn in Falten, während ich versuche, mich an irgendetwas zu erinnern, das ich über seine Familie gelesen habe, abgesehen von seinem Vater, aber ich erinnere mich an nichts. »Und deine Mutter ist …«
»Tot.«
»Oh.« Ich lasse den Ellbogen sinken und richte mich auf. Seine Ein-Wort-Antwort hat mir viel mehr gesagt, als viele Geschichten es hätten tun können. »Das tut mir leid.«
»So wie mir das mit deiner Mutter leidtut.« Seine Stimme ist weicher und ernster geworden.
Ich mustere ihn und versuche, in seiner unbewegten Miene zu lesen, und ich hungere so sehr danach, diesen Mann zu verstehen, dass ich es wage zu berühren, was ich wahrscheinlich nicht berühren sollte. »Wie alt warst du bei ihrem Tod?« Ich halte den Atem an; warte auf eine Antwort, von der ich mir nicht sicher bin, ob er sie mir geben wird. Er hat schließlich seinen Unwillen ausgedrückt, persönliche Details mit der Frau zu teilen, mit der er … ausgeht? Die er vögelt? Es gibt wahrhaftig verdammt vieles, worüber ich mir an diesem Punkt meines Lebens nicht sicher bin.
»Autounfall, als ich fünf war.«
Er speit es ohne Zögern aus, beinahe so, als rezitiere er die Geschichte eines anderen, aber ich durchschaue seine Antwort als das, was sie ist – ein Mechanismus, um mit der Tragödie fertigzuwerden. Ich kenne diesen Mechanismus nur allzu gut. Man findet einen Ort, an den man Dinge räumt, um mit ihnen fertigzuwerden, oder man bricht zusammen und geht ein.
»Ich war zweiundzwanzig, als ich meine Mutter verlor«, sage ich, ohne ihm ein Wort des Mitgefühls zu schenken. Ich habe sie selbst geboten bekommen. Ich weiß, dass sie nicht helfen. »Am Tag meines Collegeabschlusses hatte sie einen Herzinfarkt.«
Er sieht mich an, und wir teilen einen Augenblick des Verstehens, des Verlusts, des Wissens, dass es nicht mehr zu sagen gibt. Uns beiden ist etwas Übles zugestoßen. Uns beiden graut vor dem faselnden, mitfühlenden Schnurren jener, die unseren Verlust entdecken. Wir wissen das voneinander. Wir … verstehen uns einfach.
Sekunden verrinnen, und ich glaube, ich habe gerade mehr mit diesem Mann geteilt, den ich kaum ein paar Tage kenne, als mit irgendjemandem sonst, außer vielleicht mit meiner Mutter. Wir verstehen einander auf eine Weise, wie nur wenige das können.
Es ist Chris, der das Schweigen bricht. Er greift nach seiner Gabel und deutet auf meinen Teller. »Iss, bevor mein Meisterwerk kalt wird.«
Ich nicke, und in stummer
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