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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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wenn ich sauer auf dich bin«, tönte DePalma wütend.
    »Ja, Sir«, ergab sie sich. Sie hatte das Gefühl, unsichtbare Hände
attackierten ihre Augen mit Stopfnadeln. »Sie hat sich diese Story aus den Fingern gesogen!«
    »Sie waren nicht um drei Uhr früh in Chief Holts Haus?«
    »Dafür gibt es eine ganz simple, harmlose Erklärung – und wenn ich hinzufügen darf, hat Miss Paige Price es nicht der Mühe wert gefunden, sie sich von mir zu holen, bevor sie mir auf der Pressekonferenz ins Gesicht sprang.«
    »Sie wollen also sagen, daß das alles ein Mißverständnis ist, das übertrieben aufgebauscht wurde?«
    »Jawohl.«
    »Scheinbar ist das jetzt ein ständiger Refrain in Ihrem Leben, Agent O’Malley.« Sein Ton klang so scharf, daß sie zusammenzuckte. »Diese Diskussion über die Geschlechterprobleme hatten wir bereits. Das letzte, was dieses Bureau braucht, ist ein Sexskandal.«
    »Richtig, Sir.«
    »Haben Sie eine Ahnung, in was für einen Blutrausch das ausarten könnte? Wir geben endlich einer Frau einen Außendienstposten, und ihr fällt nichts Besseres ein, als den Polizeichef zu verführen!«
    Fast wäre sie aus dem Stuhl gesprungen. »Niemals habe ich …«
    »Ich behaupte ja nicht, daß Sie es getan haben, aber das heißt noch lange nicht, daß die Presse genauso milde mit Ihnen verfährt. Was ist denn wirklich passiert?«
    Megan schluckte. »Chief Holt und ich haben über den Fall diskutiert, bei einer Tasse Kaffee …«
    »Im Dunkeln?«
    »Das Kaminfeuer war an und der Fernseher lief, die Beleuchtung war ausreichend.«
    »Weiter.«
    »Wie Sie wissen, existieren bei diesem Fall mörderische Arbeitszeiten. Wir waren beide erschöpft und sind einfach eingeschlafen.« Während der längeren Schweigepause, die folgte, spürte Megan Schweißperlen aus ihren Poren schießen. Sie war eine schlechte Lügnerin und verabscheute ihre gegenwärtige Situation. Was sie in ihrer Freizeit tat, sollte keinen etwas angehen. Wenn sie ein Mann gewesen wäre, hätte sich bestimmt keiner die Mühe gemacht, ihr nachzuspionieren. Wenn sie ein Mann wäre, dachte sie verbittert, hätte man wahrscheinlich erwartet , daß sie inzwischen jemanden verführt hätte. Verführt. Das Wort hinterließ einen schlechten Geschmack in ihrem Mund, es klang so billig. Gleichgültig, was aus ihrer Beziehung mit
Mitch werden würde, sie wollte das, was zwischen ihnen geschehen war, nicht so sehen.
    »Mein Sechzehnjähriger hat bessere Geschichten auf Lager«, ärgerte sich DePalma laut.
    »Es ist die Wahrheit.« Zumindest ein Teil davon.
    DePalmas Seufzer rauschte wie eine Sturmbö durch die Leitung.
    »Megan, ich mag Sie. Sie sind ein guter Cop. Ich möchte, daß Sie mit diesem Job zufrieden sind, aber Sie bringen das Bureau in eine unhaltbare Lage. Wir machen Sie zu unserer ersten Frau im Außendienst und werden bezichtigt, daß das nur Alibifunktion hat. Jedes Mal, wenn Sie sich umdrehen, treten Sie in ein Fettnäpfchen – streiten mit Kirkwood, schlafen mit Holt …«
    »Ich hab Ihnen gesagt …«
    »Sparen Sie sich die Spucke. Es spielt keine Rolle, was Sie getan haben und was nicht. Die Leute glauben das, was ihnen gefällt.«
    »Einschließlich Ihnen.«
    »Und jetzt stirbt auch noch euer einziger Verdächtiger im Gefängnis …«
    »Wollen Sie mir etwa auch noch anhängen, daß ich ihn umgebracht habe?«
    »Es macht einen schlechten Eindruck.«
    »Da sei Gott vor, daß ein Verbrechen keinen guten Eindruck macht!«
    »Ihre schnippischen Bemerkungen werden noch mal Ihr Untergang sein, Megan. Sie müssen lernen, Ihre irische Zunge im Zaum zu halten, bevor man Sie deswegen rauswirft.«
    Was bedeutete, daß sie noch nicht gefeuert war. Sie hätte zu gerne ein Signal der Erleichterung von sich gegeben, aber das war verfrüht, da sie immer noch auf dem Drahtseil balancierte und dabei mit Bowlingkugeln jonglierte. Noch ein Fehltritt, und die Akte O’Malley schlösse sich endgültig.
    »Ich möchte nicht, daß es soweit kommt, Megan. Gott allein weiß, was für einen Schlamassel wir da am Hals hätten, wenn wir Sie abberufen müßten. Aber einen Schlamassel haben wir bereits, also glauben Sie ja nicht, daß der verhindert, daß es passieren könnte.«
    »Nein, Sir.«
    »Wo stehen Sie mit dem Fall?«
    In einem Kaninchenbau mit einem Irren. Diesen Gedanken behielt sie für sich und legte ohne Beschönigung oder falsche Hoffnung den
Stand der Dinge dar. Bei Polizeiarbeit zahlte es sich nicht aus, mehr zu versprechen, als man liefern

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