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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie aufzuheben. Seine Augen weiteten sich, als er etwas entdeckte, das er schon früher weggeworfen hatte. »Ha!« keuchte er und zupfte den Papierball auseinander.
    Ellen beobachtete ihn mit einer Mischung aus Ekel und Ungläubigkeit. »Wissen Sie, ich belaste Sie nur ungern damit, Rudy, aber ich würde es vorziehen, nicht so zu enden wie Dennis Enberg.«
    »Er hat Selbstmord begangen.«
    »Das glaube ich nicht, und wenn Sie sich auf etwas anderes konzentrieren würden als auf die Übernahme von Richter Frankens Stuhl, bevor er abgekühlt ist, würden Sie auch nicht so denken.«
    »Ellen, ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden. Wie können Sie so etwas sagen? Richter Franken ist noch nicht mal unter der Erde. Die Beerdigung ist heute. Ich halte hier einen Teil seiner Grabrede in der Hand.«
    Das hieß, daß er morgen, nachdem er vor einem Haufen mehr oder weniger wichtiger Leute die Grabrede gehalten und der Richter seine ewige Ruhe gefunden hatte, ganz offen um den Posten buhlen konnte.
    »Gut«, sagte sie. »Sie sind ein richtiger Chorknabe, Rudy. Kann ich dann jetzt meinen Wächter haben?«
    »So einfach ist das nicht. Ich kann nicht einfach jemanden anheuern. Ich werde mit den zuständigen Stellen reden müssen.«
    »Oh, toll. Vielleicht werden wir die Genehmigung noch vor der nächsten Sintflut bekommen. Können Sie nicht einfach etwas mit Steiger arrangieren?«
    »Vielleicht. Aber die haben alle Hände voll zu tun, wissen Sie. Ich weiß nicht, ob Russ einen Mann entbehren kann.«
    Ellen atmete hörbar aus. »Also schön. Ich kann es gar nicht erwarten zu hören, was die Presse dazu sagen wird. Park County kann seine Kinder nicht schützen, nicht einmal seine eigenen Anwälte . . . Ich nehme an, Sie wollen, daß ich eine Erklärung abgebe. Der Presse mitteile, daß es nicht mehr in unseren Händen liegt. Die üblichen ›Wenn es an mir läge‹-Sprüche loslasse.«
    Rudys Augen hinter den Gläsern seiner schief auf der Nase hängenden Brille wurden scharf und schmal. »Die wissen von Ihrem Auto?« fragte er.
    »Die Telefone klingeln ununterbrochen«, sagte sie mit steinerner Miene. Sie hatte noch nicht mal ihre Nachrichten durchgesehen, hatte keine Ahnung, ob überhaupt Anrufe von der Presse gekommen waren. Rudy schien nicht zu merken, daß sie seine Frage nicht beantwortet hatte. Die Aussicht auf schlechte Publicity beanspruchte seine volle Aufmerksamkeit.
    »Was ist mit diesen komischen Anrufen, die Sie gekriegt haben? Wissen die davon?«
    »Es ist uns gelungen, sie bis jetzt geheimzuhalten, aber Sie wissen ja, wie das ist. Es ist eine kleine Stadt . . .«
    Rudy schürzte die Lippen und strich mit seiner breiten Hand über seine mit Pomade geglätteten Haare. Die Hand war anschließend so fettig, als hätte er in einen Eimer mit fritierten Hühnerflügeln gelangt. Ganz in Gedanken benutzte er sein Hosenbein als Serviette. Er spazierte vor dem Fenster auf und ab. Draußen hatten das Wetter und die Entlassung von Garrett Wright dafür gesorgt, daß die Demonstranten zu Hause geblieben waren.
    »Sie glauben, daß es einer von diesen Science-fiction-Jungs war?« fragte er.
    »Ich habe keine Ahnung. Könnte sein.«
    »Könnte sein. Aber Sie glauben es, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er runzelte die Stirn und fragte sich, was es ihm nützen würde, eine klare Aussage von ihr zu bekommen. Das Programm war populär, politisch korrekt und hatte Deer Lake einen Haufen Publicity gebracht. Sig Iverson, den Rudy zu seinem Nachfolger als Bezirksstaatsanwalt bestimmt hatte, hatte sich bereits im vergangenen Herbst mit Christopher Priest zusammengetan. Er hatte ein paar Ausflüge der Sci-Fi Cowboys zu Wissenschaftsmessen und Wettbewerben mit seiner Anwesenheit beehrt. Wenn Ellen diese Gruppe ins Visier nahm und sich tatsächlich herausstellte, daß die Cowboys durchtriebene Missetäter waren, hatte sie etwas gegen Sig in der Hand. Und wenn Rudy nichts unternahm und sie womöglich überfallen wurde, warf das auf jeden Fall ein schlechtes Licht auf ihn.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte er schließlich. »Ich will Russ mal ein bißchen auf die Zehen treten. Ich kümmere mich darum. Wir wollen ja nicht, daß Ihnen etwas passiert, Ellen. Wissen Sie, ich betrachte die Leute hier im Büro als Familie. Ich möchte ganz bestimmt nicht, daß einer meiner Bürotöchter ein Leid geschieht.«
    Ellen rang sich ein Lächeln ab und dachte bei sich, daß er seine »Tochter« längst an die Zigeuner verkauft hätte,

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