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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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abzuschneiden. Daß du meine Anrufe nicht erwiderst und dich weigerst, mir einen Termin zu geben. Ich habe allein heute morgen nicht weniger als fünf Nachrichten hinterlassen.«
    »Oh, bitte verzeih, wenn sich mein Leben nicht nur um dich dreht, Tony. Du glaubst, ich müßte einfach alles aus der Hand fallen lassen, um deine Nachrichten zu beantworten, weil ich einmal dumm genug war, mich mit dir einzulassen?«
    Er kam näher, aber sie wich keinen Millimeter zurück.
    »Nein«, sagte er leise. »Ich glaube, du enthältst mir Informationen vor, um mich zu bestrafen, und wenn das stimmt, solltest du dich vielleicht aus diesem Fall zurückziehen und ihn an jemanden ohne emotionalen Ballast übergeben.«
    »Das hättest du wohl gern, wie?« sagte Ellen mit einem bitteren Lachen. »Ich bin bei weitem der beste Ankläger in diesem Büro, und das weißt du auch. Du glaubst, daß ich diesen Fall abgebe, damit du einen weniger erfahrenen Ankläger vor Gericht zerfleischen kannst? Da kannst du lange warten.«
    Mit diesem Treffer ließ sie ihn stehen und stellte sich hinter ihren Schreibtisch. Sie ließ kurz den Blick durchs Zimmer schweifen, suchte nach irgend etwas, das nicht an seinem Platz war, nach einem Anzeichen, daß er die Zeit, die er allein in ihrem Büro war, genutzt hatte.
    »Dir ist doch klar, daß du das Fundament für eine Berufungsverhandlung legst.« Er setzte sich wieder, ganz beherrscht, geradezu lässig, aber sie wußte, daß er in dieser Stimmung genauso gefährlich war wie in Rage – wenn nicht noch gefährlicher.
    Ellen zog eine Augenbraue hoch. »Du planst bereits die Berufung? Schlechte Karten für deinen Klienten. Ich jedenfalls mache mir keine Sorgen. Ich habe nichts Unehrenhaftes getan. Wenn du versuchst, an die Vergangenheit zu rühren, wirst du im Scheinwerferlicht stehen, Tony. Und ich glaube nicht, daß du der Star dieser speziellen Show sein möchtest.«
    Er lehnte sich zurück, sein schöner Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Du bringst es immer noch, Ellen. Hart wie Stahl und doppelt so scharf, wenn es sein muß. Ich habe die Debatten mit dir immer genossen. Leidenschaft auf Knopfdruck.«
    Zweifellos wollte er betonen, daß die meisten ihrer Debatten im Bett stattgefunden oder darin geendet hatten. Aber sie gönnte ihm nicht die Befriedigung, sie zu provozieren und abzulenken.
    »Bleiben wir doch beim Thema«, sagte sie und legte ihre Arme auf die Schreibunterlage. »Ausgerechnet du hast keinerlei Veranlassung, ohne meine Genehmigung in mein Büro zu kommen.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, daß ich hergekommen bin, um etwas zu stehlen, oder?« Er besaß die Unverschämtheit, amüsiert dreinzuschauen. Arme paranoide Ellen. »Erstens weiß ich, daß du nie etwas herumliegen lassen würdest, das für einen Fall von Bedeutung ist. Ich weiß wie du arbeitest – du hast jede wichtige Information in deinem ordentlichen kleinen Ringbuch in deiner Aktentasche, die du nie aus den Augen läßt. Außerdem brauche ich dir nichts zu stehlen, um meine Verteidigung aufzubauen. Mein Klient ist unschuldig.«
    »Heb dir das für den Richter auf.«
    »Bei dem wir in fünf Minuten einen Termin haben«, sagte er und warf einen Blick auf seine Platin-Rolex.
    »Was?«
    Er neigte den Kopf zur Seite. »Ich habe versucht, dich anzurufen, Ellen. Ich muß Grabko sehen, und ich möchte ganz bestimmt nicht bezichtigt werden, ein Gespräch unter vier Augen mit ihm gehabt zu haben.«
    »Ich habe in fünf Minuten einen anderen Termin.«
    »Nicht mehr«, sagte er. »Regel Nummer eins fürs Überleben bei Gericht: Verärgere den Richter nicht.«
    »Und was, bitte, ist so dringend, daß ich daran jetzt teilhaben muß?«
    »Ich werde einen Antrag auf Herausgabe der Krankengeschichte von Josh Kirkwood stellen«, sagte er aalglatt.
    »Was? Warum?«
    »Weil ich Grund zur Annahme habe, daß das Kind körperlich mißbraucht wurde – von seinem Vater.«

20
    »Von allen dreckigen, schleimigen, gemeinen Gossentricks ist das wohl der übelste!« tobte Ellen, zu wütend, um Zurückhaltung zu üben. Sie lief hinter dem Besucherstuhl von Richter Grabko auf und ab, den roten Wollblazer aufgeknöpft, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Costello saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da und sah den Richter mit Duldermiene an. »Der Antrag ist gerechtfertigt, Euer Ehren. Mein Klient hat ein Recht darauf, Fakten zu präsentieren, die ihn entlasten können, auch Beweismaterial, das auf andere Verdächtige

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