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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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hinweist.«
    »Gerechtfertigt?« wiederholte Ellen. »Totaler Quatsch ist das.« Sie wandte sich an Grabko. »Euer Ehren, was Mister Costello hier treibt, ist keine Vorbereitung einer Verteidigung. Er bereitet eine Verleumdungskampagne gegen Josh Kirkwoods Eltern vor, um die Aufmerksamkeit von seinem Klienten abzulenken und von den handfesten Beweisen, die gegen ihn sprechen. Ein so niederträchtiger Akt, daß ich kaum glauben kann, daß nicht sogar Mister Costello davon angewidert ist.«
    Richter Grabko nestelte mit gerunzelter Stirn an seiner karierten Fliege herum. »Setzen Sie sich doch, Ellen. Wir werden das wie vernünftige Erwachsene besprechen.«
    Sie zwang sich zu gehorchen, obwohl sie angesichts Grabkos gönnerhaften Gehabes innerlich kochte. Er schien es darauf anzulegen, sie wie eine Jurastudentin im zweiten Jahr zu behandeln, und alles nur, um Costello zu imponieren. Aber sie wußte auch, daß sie ihren Jähzorn in den Griff bekommen mußte. Sie durfte nicht zulassen, daß Tony sie in Harnisch brachte.
    Sie lehnte sich im Stuhl zurück, strich ihre Jacke glatt, schlug die Beine übereinander, zupfte einen Fussel von ihrer schwarzen Hose und schnippte ihn raffiniert in Tonys Richtung.
    »Euer Ehren«, sagte sie beherrscht. »Josh Kirkwoods Krankenblätter haben keinerlei Beziehung zu dieser Entführung.«
    »Haben sie schon, wenn Paul Kirkwood des Verbrechens schuldig ist«, sagte Costello. »In diesem Fall kommen sie als Motiv in Frage. Während meine Assistenten potentielle Zeugen für die Verteidigung befragten, wurden ihnen gegenüber gewisse Vorfälle erwähnt. Sie haben das Kind mit blauen Flecken, mit Verletzungen gesehen, einmal mit einem gebrochenen Arm . . .«
    »Er ist ein achtjähriger Junge«, unterbrach ihn Ellen. »Kinder fallen von Fahrrädern und aus Bäumen. Sie treiben rauhe Sportarten . . .«
    »Oder sie werden Opfer ihrer Eltern. Paul Kirkwood ist für seinen Jähzorn bekannt, seine plötzlichen Stimmungsumschwünge . . .«
    »Paul Kirkwood steht hier nicht vor Gericht . . .«
    »Vielleicht sollte er das aber.«
    »Vielleicht stünde er vor Gericht, wenn die Polizei ihn gejagt und verhaftet hätte«, sagte Ellen verächtlich. »Welches Motiv sollte Paul haben, sein eigenes Kind zu entführen und dann perverse Psychospiele mit der Polizei zu veranstalten? Aber nehmen wir einfach mal an, Paul hätte sein Kind entführt und die Polizei zu einer bizarren Jagd gebeten – warum sollte er dann eine Wende um hundertachtzig Grad machen und Josh nach Hause zurückbringen? Nichts davon ist auch nur im entferntesten logisch, und das wissen Sie.«
    Costello zog eine seiner dicken Augenbrauen hoch. »Der berüchtigte Komplize war Ihre Idee«, sagte er. »Aber wir weichen hier vom Thema ab, Euer Ehren.« Er ließ Ellen links liegen und konzentrierte sich auf Grabko. »Die Krankengeschichte des Jungen . . .«
    »Fällt unter die ärztliche Schweigepflicht«, argumentierte Ellen. »Sie ist vertraulich und gehört nicht zum Bereich dieser Anhörung.«
    »Diese Entscheidung obliegt allein mir, Miss North«, tadelte Grabko. Seine Ellbogen ruhten auf den Armlehnen seines Stuhls, seine langen Finger berührten sich an den Spitzen, und er sah von einem Anwalt zum anderen. Im Hintergrund ertönte leise ein Vivaldi-Konzert. Der Richter schloß einen Moment lang seine Augen und atmete tief durch, ließ die klare, reine Musik seinen Verstand klären.
    »Ellen«, sagte er mit seiner Professorenstimme, »würden Sie dem Angeklagten das Recht abstreiten, sich durch Beschuldigung eines anderen Verdächtigen zu verteidigen?«
    Die Buchstaben des Gesetzes. Ohne jede Emotion. Keine Voreingenommenheit.
    »Nein, Euer Ehren, natürlich nicht. Es ist Teil des Rechtssystems.«
    »Sie erheben nur Einspruch dagegen, daß der Verdacht gegen Paul Kirkwood untersucht wird?«
    Gerechtigkeit sollte blind sein, unparteiisch, unsentimental.
    »Die Polizei hat die Möglichkeit einer Schuld von Mister Kirkwood geprüft und verworfen«, sagte sie. »Es gibt keine wirklichen Beweise gegen ihn.«
    »Wenn wir diese Berichte kriegen würden . . .« begann Costello.
    »Die Familie ist ohnehin schon durch die Hölle gegangen.«
    Costello warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Wir können die Berichte beschlagnahmen lassen.«
    »Sie haben das Recht zu einem solchen Versuch«, sagte Grabko. »Die Familie hat jedoch das Recht, eine einstweilige Verfügung zu beantragen, um Sie daran zu hindern.«
    Er schürzte seine Lippen und schloß

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