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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mir, so sensationell war das nicht.«
    »Aua.« Er zuckte zusammen. »Schläge unter die Gürtellinie. Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
    »Was kann ich sagen? Du forderst das Gemeine in mir heraus.
    Und du wirst es schmerzhaft zu spüren bekommen, wenn du einen Kidnapper unterstützt.«
    »Du gehst von der Annahme aus, daß mein Klient schuldig ist«, sagte er nüchtern. »Ich gehe davon aus, daß er unschuldig ist, deshalb kann ich keinerlei Kenntnis über einen Komplizen haben. Ich weiß ganz gewiß nichts über die Holloman-Entführung.«
    »Gott steh' dir bei, wenn du mich anlügst, Tony«, sagte Ellen mit zusammengebissenen Zähnen. »Das Leben eines Kindes könnte auf dem Spiel stehen.«
    »Ich weiß, was auf dem Spiel steht, Ellen. Ich weiß immer, was auf dem Spiel steht.«
    Er öffnete die Louis-Vuitton-Aktentasche auf dem Stuhl neben sich und zog einen Stapel Dokumente heraus. »Du wirst die Karten auf den Tisch legen. Da du praktisch nichts hast, worauf du deinen Fall aufbauen kannst, erwarte ich, daß ich rasch Akteneinsicht bekomme.«
    »Wir haben mehr als genug für die Anhörung«, sagte sie. »Dein kleines ›Eile zur Gerechtigkeit‹-Spielchen wird nur deine eigenen Bemühungen beeinträchtigen, nicht meine. Schick morgen nachmittag einen deiner Handlanger nach den Papieren.«
    »Ich werde selbst vorbeischauen«, sagte er und streifte seinen Mantel über. »Richter Grabko wird meinen Antrag auf Kautionsminderung anhören. Bewundernswert, wieviel Mühe sich der Distrikt gibt, die Mühlen der Gerechtigkeit in Gang zu halten, nicht wahr?«
    »Du willst wohl das Lob für die Arbeit unseres Assignment Clerks einheimsen.« Ellen bemühte sich, gelangweilt zu klingen. »Als ob irgend jemand in diesem Distrikt einen Pfifferling drum gäbe, wer du bist.«
    Costello kniff die Augen zusammen. Er sah grausam aus, und sie wußte, daß er grausam sein konnte.
    »Du solltest dich weniger darum kümmern, Ellen«, sagte er mit leiser Stimme. »Hoffen wir um des Falles willen, daß du nicht zuläßt, daß deine Rachsucht dein Urteilsvermögen beein trächtigt. Ich möchte nicht, daß jemand sagt, es wäre kein fairer Kampf.«
    Am liebsten hätte sie ihm ihren Briefbeschwerer an den Kopf geworfen, aber er war außerhalb der Reichweite, und ihre Selbstbeherrschung gebot eine kühlere Reaktion. »Warum führst du dein Ego nicht groß zum Dinner aus, Tony? Die Energie, die es verschlingt, muß ungeheuer sein.«
    Sein Mund verzog sich zu einem dünnen Lächeln. »Um ehrlich zu sein, ich bin auf dem Weg zum Abendessen. Ich würde dich ja einladen, dich uns anzuschließen, aber . . .«
    »Ich habe andere Pläne.«
    Er neigte den Kopf zur Seite. »Bis morgen.«
    Er trat in die dämmrige Beleuchtung des Korridors, dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Weißt du, Ellen«, sagte er leise, »abgesehen von den Umständen tut es wirklich gut, dich wiederzusehen.«
    Ellen erwiderte nichts. Als er fort war, fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar und seufzte laut, als ihre Muskeln sich schlagartig entspannten. Eine nüchterne Betrachtung des Gesprächs sagte ihr, daß sie nicht schlecht abgeschnitten hatte. Sie hatte ein paar Punkte gemacht, sich behauptet. Trotzdem fühlte sie sich nackt und verletzlich.
    Er hatte schon früher Möglichkeiten gefunden, ihr weh zu tun, als sie noch geglaubt hatte, unverletzlich zu sein. Sie hatte sich entschieden wegzugehen, und nun war er wieder da und drang in ihr Leben ein. Kein logisches Argument konnte ihre Unruhe dämpfen.
    Und der Kern dieser Unruhe war nicht Tony Costello, sondern Garrett Wright.
    Warum hatte er Costello gewählt? Wie hatte er den einzigen Mann kennen können, dem sie am allerwenigsten vor Gericht oder anderswo gegenübertreten wollte? Wer hatte für ihn die Verbindung zu Costello hergestellt?
    Wer war der andere Teil von »uns«?
    » Um ehrlich zu sein, ich bin auf dem Weg zum Abendessen. Ich w ü rde dich ja einladen, dich uns anzuschlie ß en . . . «
    Die Möglichkeiten sprossen wie Pilze in ihrem Kopf. Er hatte vielleicht einen Mitarbeiter gemeint, aber vielleicht hatte er auch von der Person gesprochen, die in Garrett Wrights Namen den Kontakt zu ihm gesucht hatte.
    Sie packte ihren Mantel und ihre Aktentasche und eilte aus dem Büro. Die Rechtspfleger hatten für heute den Laden dicht gemacht, und die dämmrig erleuchteten Korridore hallten vom hohlen Klang eines einsamen Absatzpaars wider. Sie lief die Treppen hinunter, durchquerte die Rotunde und ging zu

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