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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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Zigarre und putzte stattdessen ungerührt die letzten Sandwiches von der Platte. Nach einigen Minuten der Stille erhob sich General Grant und blickte mit der Miene eines Scharfrichters auf seine Gesprächspartner.
    »Mein Herren, ich würde es begrüßen, wenn Sie heute Nacht meine Gäste sein würden. Morgen läuft ein weiteres Ultimatum ab und ich glaube, dass wir noch einiges zu besprechen haben. Es gibt etwas, das ich Ihnen bisher verschwiegen habe.«

KAPITEL 40
20.03., 01.45 Uhr
South Dakota, Mount Rushmore
    I n der tiefschwarzen und wolkenverhangenen Nacht war der dunkelblaue Gleitschirm, der leise über das Bergmassiv des Bundesstaates South Dakota hinweg glitt, mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die an den Gurten hängende Person, die sich mittels eines Zwei-Blatt-Rückenpropellers wie ein Wanderer durch die Lüfte fortbewegte, trug eine eng anliegende schwarze Sportfliegerkombination, sowie einen Kopfschutz und ein leistungsstarkes Nachtsichtgerät. Gleitschirm und Pilot verschmolzen vor dem nächtlichen Hintergrund zu einem diffusen Punkt am Himmel. Das leise Surren des luftgekühlten Ein-Zylinder-Motors ließ das eine oder andere Tier in den dichten Wäldern rund um Mount Rushmore instinktiv aufhorchen. Gelegentlich ertönte ein klagendes Jaulen oder ein verstörtes Rascheln aus dem Unterholz.
    Die kleine und extrem zierlich wirkende Person, die den leicht zu handhabenden Motor-Gleitschirm ohne große Probleme steuerte, hatte keine Mühe damit, den vorgegebenen Kurs zu halten, da das Gelände rund um den Mount Rushmore dank der restlichtverstärkenden Wirkung der Nachtsichtbrille in allen Details zu erkennen war. Wo sich tagsüber scharenweise Touristen versammelten, um das in den Granit getriebene Wahrzeichen des Staates zu bestaunen, gähnte jetzt absolute Leere. Die Aussichtsplattform, das Besucherzentrum mit dem Restaurant und dem Museum, der mit Fahnen gesäumte Aufstieg zum Monument und die umliegende Parklandschaft waren völlig verwaist. Einige Ranger, die abseits der Zufahrten zum Mount Rushmore Monument ihren einsamen Nachtdienst versahen, nahmen ebenfalls keinerlei Notiz von dem nächtlichen Besucher.
    Der Gleitschirm schraubte sich in einer immer enger werdenden Spiralbewegung dem obersten Punkt der bizarren Felsformation entgegen. Die Person in den Sicherheitsgurten betätigte einen Kippschalter seitlich des Rückenpropellers und unmittelbar darauf erstarb das Motorengeräusch. Wo soeben noch der benzingetriebene Elektromotor mit seinen neuntausendfünfhundert Umdrehungen den Propeller angetrieben hatte, bewirkte jetzt das aerodynamische Auftriebsprinzip des Gleitschirms einen kontrollierten Flug durch die Luft.
    Durch das Nachtsichtgerät waren jetzt vier überdimensionierte Köpfe zu erkennen, die mit ernster Miene und erstarrten Pupillen in die ehemaligen Jagdgründe der Sioux-Indianer blickten. Ohne einen Laut von sich geben zu können, musste Präsident Abraham Lincoln die Landung auf seiner Schädeldecke hinnehmen. Seine Amtskollegen George Washington, Thomas Jefferson und Theodore Roosevelt waren ebenfalls machtlos gegen diese lautlose Ein-Personen-Invasion. Denn schließlich waren die vier Präsidenten lediglich stumme Zeugen aus Granit, die man in vierzehn Jahren mühevoller Arbeit von 1930 an in den harten Fels der Black Hills geschlagen hatte.
    Katzengleich bewegte sich die Person in der schwarzen Montur in schwindelerregender Höhe über das steil abfallende Felsenprofil. Dann streifte sie Schirm, Gurtzeug und Propeller ab und deponierte alles hinter einem Vorsprung. Zum Schluss schnallte sie den schweren Rucksack ab, der bisher vor ihrem Oberkörper festgezurrt war. Ein Geräusch ließ sie aufschrecken und für einen Moment meinte sie, dass vielleicht ein Sicherungsposten vom National Park Service etwas mitbekommen hatte.
    Aber dem war nicht so. Lediglich der Wind, der leise über die vier Präsidentenköpfe hinweg pfiff und sich seinen Weg ins Tal hinein zu dem kleinen Örtchen Keystone suchte, war Zeuge des nächtlichen Besuchs.
    Mit einer präzisen Handbewegung streifte die Person die Nachtsichtbrille vom Kopf und offenbarte ihre anmutigen Gesichtszüge. Das gleichermaßen hübsche wie entschlossen wirkende Gesicht gehörte einer Asiatin, die nicht älter als dreißig Jahre war. Die eng stehenden Augen mit den langgezogenen Brauen, die hohen Wangenknochen, die vollen Lippen und das unter der Kopfbedeckung hervorschauende lange schwarze Haar wiesen die Besitzerin des Gesichts

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