Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
würde. Aber selbst wenn man sie noch rechtzeitig entdecken sollte, würde es wahrscheinlich zu spät sein. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr stellte die Asiatin fest, dass sie ihr vorgegebenes Zeitfenster nicht überschritten hatte.
Konzentriert und ohne Hast brachte sie die letzten Meter hinter sich und verstaute die entliehene Ausrüstung in der Kiste. Dann schnitt sie an mehreren Stellen mit einem scharfen Kampfmesser in die Nylonfasern der Seile, wodurch diese unbrauchbar wurden. Sie nahm einen Umschlag aus einer Brusttasche, legte ihn in die Kiste und klappte den Deckel zu. Sie schnallte den Propellermotor auf ihrem Rücken fest und sortierte die Seilzüge des Gleitschirms. Sie prüfte nochmals mit einigen Schritten zur Felskante den Untergrund und schätze ihre Anlaufgeschwindigkeit ab. Nach einigen Trockenübungen entschied sie sich, die glatte und leicht abfallende Haarpracht von Abraham Lincoln als Absprungplattform zu nehmen. Sie wartete einen Moment ab, in dem keine tückischen Seitenwinde ihr Unterfangen gefährden konnten, und rannte dann auf den Abgrund zu. Bereits nach wenigen Metern entfaltete sich der dunkelblaue Schirm.
Durch den entgegengesetzten Luftstrom wurde die ganz in schwarz gekleidete Frau im Moment des Absprungs sanft in die Höhe gezogen. Die Asiatin riskierte den lautlosen Flug über den großen Besucherparkplatz, drehte eine Runde und blickte ein letztes Mal auf das imposante Nationaldenkmal, welches sich schemenhaft vor den schroffen Granitformationen abzeichnete. Dann drückte sie das Schienbein durch und löste über einen Gummizug mit dem Fuß den Kickschalter aus, der die 30 Pferdestärken des Elektromotors zum Leben erweckte. Leise surrend wurden die Propeller in Rotation versetzt. Genau so unauffällig, wie sie gekommen war, verschwand die hübsche Asiatin mit dem geheimnisvollen Namen Hyacinth auch wieder.
KAPITEL 41
20.03., 09.00 Uhr
Arlington, Verteidigungsministerium
D as Pentagon, mit über 135.000 Quadratmetern Grundfläche eines der größten von Menschenhand geschaffenen Gebäude der Welt, diente mehr als 20.000 Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums als Arbeitsplatz. Jede der fünf Außenfronten war exakt zweihundert und achtzig Meter lang und trug dazu bei, dass die Umrisse genau dem eines fünfeckigen Pentagramms entsprachen. Das architektonisch an eine mittelalterliche Bastion erinnernde Gebäude unweit des Potomac verbarg in seinem Inneren Laufwege, die sich über mehrere Ebenen meilenweit verzweigten. Und dennoch war es für jeden Angestellten im Pentagon möglich, alle in entgegengesetzten Richtungen liegenden Gebäudetrakte innerhalb von sieben Minuten zu Fuß zu erreichen, vorausgesetzt, man hatte die entsprechenden Zugangsberechtigungen zu den Sicherheitsabteilungen.
Spacy, der neben Admiral Adamski im Bugatti Veyron saß und dem vorausfahrenden General Grant folgte, erinnerte das Pentagon an einen Asterina Gibossa , einen im Mittelmeer und Nordostatlantik beheimateten Fünfeck-Seestern, der sich über kleinere Muscheln und Seesterne stülpte, um diese innerhalb weniger Stunden aufzufressen. Während der Fünfeck-Seestern in allen möglichen Farben existierte, präsentierte sich das Pentagon an diesem trüben Morgen lediglich in einem deprimierenden Grau.
Die beiden Fahrzeuge erreichten die Zufahrt zu einer Tiefgarage, die den obersten Militärs und Politikern vorbehalten war. Nach einem routinemäßigen Sicherheitscheck verschwanden die Wagen in der unteren Ebene, wo die Fahrzeuge geparkt wurden und die Insassen ausstiegen.
Dann schritten die drei Männer, von denen jeder eine Aktentasche mit sich trug, auf einen Fahrstuhl zu und fuhren schweigend in den fünften Stock hinauf. Sie erreichten das Büro von General Grant, welches nur wenige Türen vom Büro von Verteidigungsministerin Charlotte Stuyvesant entfernt lag. Auf den Gängen waren Offiziere postiert, die einen zusätzlichen Schutz für die hochrangigen Angestellten boten. Eine streng blickende Frau mit einer altmodischen Hochsteckfrisur und einer noch altmodischeren Brille begrüßte den General und wurde von diesem als seine Sekretärin Mrs Fullerton vorgestellt. Ohne weitere Umschweife nahm der General an seinem Schreibtisch Platz, nicht ohne seinen beiden Begleitern vorher eine Sitzgelegenheit und Getränke angeboten zu haben. Das Büro des Nationalen Sicherheitsberaters lag an der Westseite, in dem äußeren der fünf Ringe, und erlaubte eine uneingeschränkte Sicht über den Potomac.
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