Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
zusammen.«
»Wir sind noch immer nicht überzeugt. Alles könnte sich auch ganz anders darstellen«, zweifelte der Erste Offizier noch immer.
»Herrgott noch mal, wollen oder können Sie mich eigentlich nicht verstehen?«, fauchte Spacy den Mann an. »In einer Nacht- und Nebelaktion lädt man dieses Ding auf Ihr Schiff. Irgendein Oberst macht Ihrem Kapitän die Hölle heiß. Zufälligerweise ist dieser Núnez nicht in den Mannschaftsquartieren und schläft wie alle anderen auch. Und hier oben sitzt ein toter Mann in einem Sessel und glotzt mich mit ungläubigen Augen an, weil er nicht weiß, warum er eine Kugel im Schädel hat. Finden Sie das etwa normal?«
»Sie sind von der amerikanischen CIA, oder?«, wollte Hernandez wissen. Im Hintergrund war tumultartiges Stimmengewirr zu hören.
»Es spielt überhaupt keine Rolle, ob ich von der amerikanischen CIA, vom russischen KGB, vom israelischen Mossad oder vom Vatikan bin. Ich bin nun mal hier und ich habe Ihren Kapitän nicht umgebracht. Ich will einfach nur wissen, wer dahinter steckt. Vielleicht sollte ich einfach in Caracas dieses Museum anrufen und fragen, ob man dort eine derartige Lieferung erwartet. Ich wette mit Ihnen, dass der dortige Museumsdirektor genauso ahnungslos ist wie wir. Vielleicht möchten Sie raufkommen auf die Brücke und diesen Anruf tätigen, Hernandez? Vorausgesetzt ich würde Ihnen das erlauben. Würden Sie mir dann trauen?«
Hernandez überlegte einen Augenblick, und diesmal blieb es still im Hintergrund. Anscheinend begriff die Crew jetzt, dass Spacy auf ihrer Seite war.
»Wenn ich mich in Caracas rückversichern könnte, würde ich Ihnen trauen«, antwortete der Offizier zögerlich.
»Prima. Allerdings wäre da noch ein kleines Problem«, fügte Spacy an.
»Ja? Welches?«
»Wer steuert das Schiff, wenn ich nach unten komme? Und was passiert, wenn Núnez mich beim Verlassen der Brücke abknallt, das Ruder übernimmt, nach Caracas oder sonst wohin umdreht, sich kurz vor irgendeiner Küste absetzt und die Cojio auf ein nettes kleines Riff fährt? Dann gehen wir alle drauf, ohne jemals zu wissen, warum.«
Jetzt klang das allgemeine Gemurmel aus dem Versorgungsraum anders als vorher. Erregter, ängstlicher, panischer. Die Besatzung war nun komplett verwirrt.
»Uns wäre wohler zumute, wir wären raus aus dieser Falle. Wenn die Cojio auf Grund läuft, haben wir hier drin keine Chance«, sagte Hernandez mit fast zittriger Stimme.
»Dann mache ich euch einen Vorschlag. Dieser Maschinist, wie hieß er noch gleich?«
»Nápolez. Mario Nápolez.«
»Versteht er meine Sprache?«
»Ja.«
»Dann soll er euch da rausholen. Ich rufe den Maschinenraum an und informiere ihn. Wenn Nápolez mich nicht hört, löse ich den Feueralarm aus, das bekommt er garantiert mit. Und Ihr solltet euch bewaffnen. Küchenmesser, Eisenstangen – was Ihr gerade findet. Es könnte nämlich sein, dass Núnez irgendwo auf euch lauert. Wenn er Geschäfte mit der Armee macht, kommt er auch an Waffen. War er übrigens bewaffnet, als er an Bord kam?«
»Nein, er war in Zivil. Allerdings hatte er eine große Metallkiste dabei, die wir für ihn verstauen sollten. Den Schlüssel zu diesem Raum hat er«, erinnerte sich der Offizier.
»Dreimal dürft Ihr raten, was in dieser Kiste drin ist«, ärgerte sich Spacy über die Naivität des jungen Hernandez, hielt ihm aber zu Gute, dass er in einem Klima staatlicher Verunsicherung, Einschüchterung und Desinformation aufgewachsen war. Wer weniger Fragen stellte, lebte manchmal länger.
»Seid also auf alles gefasst, es könnte gefährlich werden«, mahnte er die Kubaner zur Vorsicht. Dann versuchte er mehrfach, den Maschinisten über die Sprechanlage zu erreichen. Nach fünf Minuten gab er es auf und informierte Hernandez, dass sich niemand im Maschinenraum meldete, was kein gutes Zeichen war. Wie verabredet löste er den allgemeinen Feueralarm aus und unverzüglich schrillten überall auf der Cojio die Alarmglocken. Spätestens jetzt müsste sich der Mann melden.
Aber es blieb ruhig, und Spacy rechnete mit dem Schlimmsten. Da das Spiralkabel der Sprechmuschel dehnbar war und bis zum Boden reichte, ging Spacy in die Hocke und fingerte nach seinem Rucksack, in dem einige hilfreiche Utensilien verstaut waren. In diesem Moment meldete sich eine Stimme über Funk, die wie der Satan persönlich klang.
»Du willst ein Spielchen spielen? Das kannst du haben. Komm mit erhobenen Händen aus deinem Loch, du Dreckskerl!«
Spacy
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