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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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der Globalisierung sind ja leider sehr viele Stümper in der Branche unterwegs. Das Beseitigungsgeschäft ist auch nicht mehr das, was es einmal war«, antwortete Núnez in einem selbstgefälligen und überheblichen Ton.
    Spacy dachte an die Besatzung, die eingeschlossen im Rumpf der Cojio saß und vergeblich auf ihre Befreiung wartete. Wahrscheinlich hatte Núnez den Maschinisten kurzerhand umgelegt, aber das war reine Spekulation. Spacy musste den Killer auf die Palme bringen, um ihn in Zorn zu versetzen und abzulenken. Wenn Núnez in Rage war, würde sein Zielvermögen vielleicht darunter leiden und die Rakete den entscheidenden Tick abweichen, um die Brücke nicht genau mittig zu treffen.
    Spacy sah die kleine Tür links neben dem toten Kapitän, hinter deren Außenfront ein paar Sprossen auf das Dach des Steuerhauses führten. Er hatte sich seit seiner Landung auf dem Heck der Cojio die Aufbauten eingeprägt und wusste, dass man ein ganzes Stück in die Tiefe stürzen konnte, wenn man die Tür einfach öffnete und einen Schritt geradeaus machte. Üblicherweise war die Tür dazu gedacht, vom Steuerhaus aus mit der Hand nach links zu greifen, eine Sprosse zu erfassen und nach oben zu klettern, um kleine Reparaturen an der Radaranlage vorzunehmen. Wenn man aber die Tür öffnete und ordentlich Durchzug da wäre …
    »Du hast Recht mit deiner Globalisierungsthese. Wenn ich an all die Kameltreiber denke, die sich von ihren Kacklöchern erhoben haben und in der Gegend rumballern, wird mir ganz anders«, beleidigte Spacy den Mann, dessen Akzent eindeutig Arabisch klang. Wie erwartet fiel die Reaktion von Núnez nicht gerade freundlich aus.
    »Deine Arroganz wird dich in der Hölle schmoren lassen, du zionistisches Schwein. Du hast noch dreißig Sekunden für deine Antwort.«
    Spacy erhob sich hinter seiner Deckung und baute sich zu voller Größe auf. Vom Frachtraum aus betrachtet konnte man von Personen, die sich auf der Brücke aufhielten, nur die Oberkörper sehen. Diesen Vorteil nutzte Spacy jetzt, indem er die Hand mit dem Maschinengewehr durchhängen ließ und mit der anderen das Spiralkabel der Sprechmuschel vor seinem Mund hielt. Er musste Hernandez noch eine letzte Warnung zukommen lassen, damit er und die unschuldigen Burschen nicht absoffen wie blinde Passagiere in einem kenternden Seelenverkäufer. Er betätigte den Funkverbindungsknopf zum Vorratsraum und sprach in das Mikro.
    »Hernandez, hören Sie mir gut zu. Núnez ist hier oben im Frachtraum und wird jeden Moment eine Rakete auf die Brücke abfeuern. Gut möglich, dass er mich trifft. Ich weiß nicht wie, aber ihr müsst irgendwie da unten raus, bevor er die Cojio absaufen lässt und sich aus dem Staub macht. Tut mir leid, aber ich kann nichts für euch tun. Meine Zeit läuft ab. Viel Glück!«
    Die Besatzung war nun auf sich alleine gestellt. Es war müßig darüber nachzudenken, was geschehen wäre, wenn er nicht an Bord gekommen wäre und die Dinge ohne ihn ihren Lauf genommen hätten. Núnez war ein gewissenloser Killer, der einer terroristischen Gruppe diente. Er wäre auch ohne Spacy über Leichen gegangen.
    »Was ist jetzt? Kommst du nun raus oder soll ich abdrücken?«, wollte der Mann wissen. »Du bietest ein wunderbares Ziel und ich kann dich nicht verfehlen, falls du irgendwelche krummen Tricks auf Lager hast. Und ich weiß, dass du eine hübsche Waffe in der Hand hast. Hab dich schließlich gesehen, als du die Fracht untersucht hast. Ansonsten hätte ich dich schon längst überrumpelt.«
    »Keine Sorge, Núnez. Ich komme raus. Sollte ich die Verhöre auf Kuba überleben, wird mich mein Land schon irgendwie rausboxen. Ein bisschen Knast ist immer noch besser als ein bisschen tot«, spielte Spacy den Aufgebenden. »Aber ich hätte doch zu gerne gewusst, was dich eigentlich hier hin verschlagen hat?«, riskierte Spacy eine letzte Frage.
    Das Lachen von Núnez klang wie das eines Henkers, der den letzten Schliff an seiner Guillotine vornahm.
    »Darüber kannst du nachdenken, wenn dich Castros Folterknechte bearbeitet haben, mein kleiner amerikanischer Freund.«
    Ohne zu antworten, ließ Spacy die Sprechmuschel aus seiner Hand gleiten. Dann bewegte er sich wie in Zeitlupe zurück an die Rückwand der Brücke. Keine drei Meter trennten ihn von der Tür, die nach außen führte.
    Langsam hob er seinen freien Arm und führte die Hand zu seinem Hinterkopf, um dem Killer im Hinterhalt zu signalisieren, dass er sich jetzt seinem Schicksal ergab.

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