Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Speisekarte auf unserem Luxusdampfer? Lassen Sie mich wissen, wenn Ihnen der Kabinensteward irgendwie zur Hand gehen kann, mein schweigsamer Freund«, dröhnte es aus dem Mund des Kapitäns wie aus einem Bassverstärker.
»Wir sollten in ungefähr drei Stunden auf meinen Kontakt treffen«, entgegnete Miller knapp.
»Ach wirklich? Na dann lassen Sie uns mal nachsehen, ob dieser Hurensohn von Steuermann auch den Kurs gehalten hat. Sie wissen ja selber, wie schwierig es in der heutigen Zeit ist, vernünftiges Personal zu finden. Schauen Sie sich nur um, wohin Sie auch blicken, sehen Sie nur schlecht ausgebildetes und kriechendes Pack«, höhnte der Kapitän über seine eigene Mannschaft.
Miller erwiderte nichts und folgte dem humpelnden Mann auf die heruntergekommene Brücke, die einem Schweinestall glich. Überall lagen leere Flaschen, Konservendosen und sonstiger Müll. Zerfledderte Herrenmagazine und ein paar nautische Bücher stapelten sich auf einem Tisch, der eigentlich als Platz für die Seekarten dienen sollte.
Mit einer ausholenden Handbewegung fegte der Angolaner den Tisch leer und nahm eine zerknitterte Karte aus einem Regal, um sie auszurollen.
»Sie wollen also das Flugzeug, welches unter dem Getreide versteckt liegt, mitten auf hoher See umladen, weil es plötzlich wieder zurück in die andere Richtung gehen soll?«
Miller nickte. »Planänderung. Stellen Sie bitte keine weiteren Fragen!«
»Also gut, Sie sind der Boss. Sie haben den Trip bezahlt, also können Sie mit Ihrer Fracht machen, was Sie wollen. Von mir aus kippen Sie den Vogel ins Meer, das ist mir scheißegal. Von mir wird keine Menschenseele erfahren, was hier passiert.«
»Was ich Ihnen gestern Abend mitgeteilt habe, hat weiterhin Gültigkeit. Sie werden bitte stoppen, und zwar bei diesen Koordinaten«, sagte Miller und übereichte dem Kapitän einen kleinen Zettel, auf dem eine Längen- und Breitengradposition genau in der Mitte des Zentralatlantiks beschrieben war.
»Alles klar, Boss«, erwiderte Bonga und markierte die entsprechende Stelle auf der Karte. »Wir liegen auf Kurs und haben wohl Glück, es noch vor dem Sturm zu schaffen. Es wird später etwas unruhig werden, aber ich denke das ist kein Problem. Bonga hat alles im Griff. »
»Gut. Rufen Sie uns, sobald die Da Bak Sol in Sichtweite ist. In der Zwischenzeit werden wir ein Frühstück unter Deck einnehmen.«
»Immer zu Ihren Diensten, Boss. Sobald der Frachter auftaucht, lasse ich Sie informieren«, grinste Kapitän Bonga und zeigte Miller und Hassan seine funkelnden Goldzähne. Dann griff er zu einer Flasche mit Rum und nahm einen großen Schluck.
Dein dämliches Grinsen wird bald die Fische auf dem Grund des Atlantiks erfreuen , dachte Miller und freute sich bereits auf den Moment, wo Hassan den Mann für immer zum Schweigen bringen würde.
Als die beiden Männer die Brücke verließen, war es Hassan, der zuerst etwas sagte. »Es wird mir ein Vergnügen sein, diesem Arschloch jeden Zahn einzeln mit einer Rohrzange aus dem Kiefer zu brechen, bevor ich ihm eine Kugel in sein versoffenes Hirn jage.«
»Du sollst deinen Spaß haben. Aber jetzt würde ich gerne das Frühstück genießen. Unser nächstes Schiff hat nämlich nur einen Stern.«
»Und ich dachte, schlimmer könnte es gar nicht mehr kommen.«
»Dann bist du anscheinend noch nie auf einem nordkoreanischen Schiff gefahren, mein Freund.«
»Wird mein erstes Mal sein«, brummte Hassan.
»Und dein letztes Mal, das verspreche ich dir. In einem Monat wird uns der amerikanische Präsident zu den reichsten Männern der Welt machen. Dann können wir uns ein ganzes Heer von Sternenköchen leisten.«
Dann verschwanden die beiden Männer hinter einer Tür, ohne den Elementen der Natur einen weiteren Blick zu schenken.
Draußen braute sich eine immer dichter werdende Wolkendecke zusammen, die aussah, als ob van Gogh seine Wut auf einer Leinwand in den Farben Grau, Dunkelgrün und Schwarz austoben würde. Vorboten eines Sturms trieben bereits vereinzelte Regentropfen durch die Luft. Irgendwo in der Ferne erklang ein Grollen, so als würde sich großes Unheil ankündigen.
Als ob sie bereits ahnten, dass die letzten Stunden der Saggaritus in diesem Augenblick anbrachen, hoben die abergläubischen Besatzungsmitglieder verängstigt ihre Köpfe gen Himmel. Lediglich der angolanische Kapitän gab sich ungerührt und steuerte sein Sklavenschiff unbeirrt auf ein Ziel zu, an dem der Sensenmann bereits seine Messer
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