Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
eines Tages zu rächen, sollte sich ihm dazu die Chance bieten. Dann schloss er erschöpft die Augen, um auf die Hilfe durch seine Kameraden zu warten. Drei Stunden später fischte ihn das Team der NUSA aus dem Wasser.
»Und?«, war alles, was Admiral Adamski eine halbe Stunde später von Bord der Air Force One aus fragte.
»Wir sind reingelegt worden«, antwortete Spacy und zerdrückte wütend eine Bierdose in seiner Hand. »Auf dem Frachter wurde eine Attrappe transportiert, ein Holzmodell. Irgendein Typ, eindeutig arabischer Herkunft, hat mit den Kubanern und uns ein Spielchen gespielt. Es hat Tote gegeben, leider. Ich schicke in Kürze einen Bericht rüber. Ende und Over!«
KAPITEL 52
24.03., 08.45 Uhr
Atlantischer Ozean, 02.00 N / 21.00 W
I n den frühen Morgenstunden war ein leichter Regen gefallen und hatte die Saggaritus , einen Getreidefrachter aus dem angolanischen Luanda, mit einem feuchten Film überzogen. Die wenigen Besatzungsmitglieder an Bord, bei denen es sich ausnahmslos um Schwarzafrikaner handelte, mussten bei ihren Reparaturarbeiten an Deck aufpassen, um nicht auf dem glitschigen Boden auszurutschen. Hier und da hallten kurze Kommandos über das Schiff, als der Kapitän seine Männer zur Arbeit antrieb, um das Schiff auf Vordermann zu bringen.
Die Saggaritus befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Der afrikanische Frachter glich mehr einem potentiellen Kandidaten für den Abwracker als einem hochseetüchtigen Schiff. Wie Wundbrand fraß sich der Rost durch den Seelenverkäufer und verwandelte langsam aber stetig sämtliche Decks in rotbraune Gefahrenzonen.
Steve Miller stand auf einem Vorbau der Kommandobrücke und sah zu, wie Kapitän Agostinho Bonga lauthals ein Crewmitglied in einem Umbundu-Dialekt anschrie. Der eingeschüchterte junge Mann hatte versehentlich einen Eimer mit Farbe umgestoßen und spürte nun den Zorn seines Vorgesetzten. Bonga herrschte wie ein Diktator über sein kleines Reich und war die erste und letzte Instanz an Bord, wenn es um die Verhängung drakonischer Strafen ging. Sein Wort war Gesetz und selbst ein fehlendes Bein, welches er bei der Explosion einer Landmine während des Bürgerkriegs in seiner Heimat Angola verloren hatte, machte ihn nicht minder bedrohlich. Ganz im Gegenteil – dieses körperliche Manko unterstrich noch seine Gefährlichkeit.
Miller schnippte seine Zigarette über Bord und wartete darauf, Bonga gleich sprechen zu können. Das Warten an Bord machte ihn mürbe und die Ablenkungsmöglichkeiten, die das alte Schiff bot, waren mehr als begrenzt. Bis auf ein paar Kartenspiele, eine Tischtennisplatte, und einen betagten VHS-Videorekorder, auf dem sich die Besatzung alte Spielfilme ansah, gab es nichts, was der Zerstreuung dienlich war.
Seit drei Tagen waren sie nun auf hoher See und hatten nichts anderes gesehen als endlose grauschwarze Wassermassen, die den Frachter von allen Seiten umgaben. Selbst das eintönige Essen, ein undefinierbarer Brei aus Bohnen, Kartoffeln und gekochtem Hühnchen, hatte die Farbe des Ozeans und verbreitete nur allgemeine Tristesse.
»Was für ein Katastrophenschiff. Noch nicht einmal die Dusche funktioniert einwandfrei«, beschwerte sich der plötzlich hinter Miller auftauchende Hassan.
Sein äußeres Erscheinungsbild erinnerte in keiner Weise mehr an das abschreckende Outfit in Havanna. Hassan trug einen dunkelgrauen Jogginganzug und neueste Turnschuhe von NIKE. Seine Hände waren manikürt, sein Bart sauber gestutzt und die Haare ordentlich gekämmt. Er verströmte einen Duft nach Moschus.
»Ah, Ali Nùnez ist von den Toten auferstanden. Sei gegrüßt, mein treuer Freund«, umarmte Miller Hassan und bot ihm eine Zigarette an.
»Nicht vor dem Frühstück«, wiegelte dieser ab und warf einen Blick in den Himmel, der sich wolkenverhangen und trüb präsentierte. »Das Wetter spielt uns in die Karten. Hast du das etwa auch in deinem Plan berücksichtigt?«
Miller blickte kurz nach oben. In der Tat war das triste Grau, welches den Kampf gegen die Sonne zu gewinnen schien, für ihr heutiges Unternehmen hilfreich. Denn was hier an Bord im Laufe des Tages geschehen sollte, war nicht für die Augen der Weltöffentlichkeit bestimmt. Und schon gar nicht für die elektronischen Augen der amerikanischen Spionagesatelliten, die hoch über ihren Köpfen vielleicht zufällig dieses Planquadrat erspähen würden, in welchem die Saggaritus ihren geheimen Zielkurs abfuhr.
»Die Bewölkung nimmt zu, und es wird regnen,
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