Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
wenn man unserem Freund dort unten Glauben schenken darf. Wir werden unser Rendezvous genau um zwölf Uhr haben«, gab sich Miller zuversichtlich. Die gesamte Aktion würde wie geplant anlaufen – genau in der Mitte des Atlantiks, auf Höhe der Äquatorlinie.
»Sehr gut«, sagte Hassan und zog den Reißverschluss seiner Joggingjacke bis unter den Hals zu, da ein unangenehmer Wind vor den Bug wehte. »Bis Angola würde ich es auf diesem Pott auch nicht aushalten. Von Schiffen habe ich vorläufig die Schnauze voll. Und ganz besonders von solchen, die Zuckerrohr und Getreide transportieren.«
Miller nickte und dachte an die letzten Tage zurück, als ihr kleines Ablenkungsmanöver durch einen Agenten der National Underwater & Space Agency fast aufgedeckt worden wäre. Aber wie immer war Verlass auf Hassan gewesen, und die Zerstörung des alten kubanischen Frachters, der nach dem ursprünglichen Plan eigentlich vor Caracas hätte versenkt werden sollen, hatte das Katz-und-Maus-Spiel für die Spione nur um eine Nuance komplizierter gemacht.
»Das war hervorragende Arbeit auf Kuba. Schade nur, dass du diesen Kerl auf der Cojio nicht genau so beseitigen konntest, wie den Rest der Besatzung. Nach dem, was unser Informant in den Staaten gesagt hat, scheint diese NUSA einiges drauf zu haben. Schon ungewöhnlich, wenn sich ein amerikanischer Präsident einer privaten Organisation bedient und dieser Entscheidungsbefugnis in militärischen Fragen einräumt. Und das nur, weil dieser Spacy was mit der Tochter von Gilles hat. Das nenne ich echte Vetternwirtschaft.«
»Du sagst es, Hannibal. Aber vielleicht haben ja auch die Haie diesen Clown erwischt. Wir sollten uns wegen ihm nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Er kann nichts mehr anrichten, weil er nicht weiß, wo er suchen soll.«
»Ja, hoffentlich.«
»Unsere Spur verliert sich mit der Explosion der Cojio . Wir haben uns in Luft aufgelöst. Sei also unbesorgt, Hannibal. Außerdem war es genial von dir, die USA mit dieser Attrappe an der Nase herumzuführen. Kein Mensch hat mitbekommen, dass wir zur gleichen Zeit die echte U-2 auf diesen Kahn hier verfrachtet haben. Reibungsloser hätte es gar nicht laufen können; die kubanischen Militärs waren sehr kooperativ.«
»Es ist in allen Armeen der Welt das Gleiche. Mit dem nötigen Geld findest du immer ein paar korrupte Militärs, die dir aus der Hand fressen und Waffen und Logistik liefern. In Kuba hatten wir leichtes Spiel. Castro überblickt nicht mehr, was im Land vorgeht. Das Land ist ausgeblutet, die Bevölkerung leidet. Geld besiegt jede Ideologie, mein Freund. Mit harten Dollars machst du dir Freunde, egal welche Gesinnung du hast. Wen hat es schon großartig interessiert, als wir diese schrottreife U-2 aufpäppeln ließen?«, stellte Miller nüchtern fest.
»Nur die Amerikaner. Und die stehen jetzt mit leeren Händen da und wissen nicht, was eigentlich abgeht«, lachte Hassan und versetzte Miller einen freundschaftlichen Schlag vor die Brust.
»Schau dir Bongo und sein Angola an. Ein blockfreies Land, zerrissen und runtergewirtschaftet durch einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Castro entsendet aus humanitären Gründen Getreide dorthin, obwohl sein eigenes Volk selber nicht genug davon hat. Im Gegenzug kommen Waffen zurück ins Land, die Bongo aus alten sowjetischen Beständen aufgetrieben hat. Und Bongo profitiert gleich doppelt, weil er einen Teil des Getreides unterwegs umlädt und dem Höchstbietenden verkauft, anstatt es vollständig bei seinen hungerleidenden Brüdern in Angola abzuliefern. Bongo ist Geschäftsmann und es interessiert ihn überhaupt nicht, wer der Gute und wer der Böse in diesem politischen Machtpoker ist. Ihn interessiert nur, wie viel Gewinn am Ende des Tages in der Kasse ist.«
»Bongo hat verstanden, wie das Spiel läuft. Aber können wir ihm wirklich vertrauen? Was ist, wenn er redet und irgendein CIA-Agent in Luanda Wind von der Sache bekommt?«
Miller schaute sich vorsichtig um, ob nicht zufällig ein Besatzungsmitglied in der Nähe war und von ihrem Gespräch etwas mitbekam. Er zündete sich eine weitere Zigarette an, wobei Hassan mit seinen mächtigen Pranken schützend die Feuerzeugflamme abschirmte.
»Wer sagt denn, dass Kapitän Agostinho Bonga jemals in Luanda ankommen wird, nachdem wir heute Mittag das Umladen der Fracht hinter uns gebracht haben?«
Hassan brauchte einen Moment, um die Bedeutung der Worte zu erfassen. Dann strahlte er über das ganze Gesicht.
»Okay, dann
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