Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Tauchteam im schmucklosen Besprechungszimmer des Hauptquartiers unterhalb von Pier 86. Die grelle Neonbeleuchtung förderte an diesem Sonntagmorgen die Spuren des vorherigen Abends in den Gesichtern der Männer zu Tage. Unrasiert und mit Rändern unter den Augen tranken fast alle ihren Kaffee, um die Lebensgeister zu wecken und gegen die Brummschädel ein probates Mittel einzusetzen. Amüsiert über den angeschlagenen Zustand der Mitarbeiter warfen sich die beiden Direktoren einen Blick zu.
»Muss wohl hart gewesen sein?«, fragte Adamski.
»Wir haben den gesamten Tequila-Vorrat in Manhattan vernichtet«, meldete sich Spacy zu Wort. »War keine leichte Aufgabe, aber wir haben sie mannhaft erfüllt. War übrigens ein gelungener Einstand unseres Kleinen. Wie geht’s denn so, Nick?«
Nick Willis, der neue Taucher im Team, kämpfte gegen die höllischen Kopfschmerzen an und schluckte gerade seine drittes Aspirin, bevor er mit einem angedeuteten Finger im Hals allgemeine Heiterkeit auslöste.
»Gewöhnen Sie sich schon mal daran, wenn Sie demnächst öfters mit Spacy und Hunter um die Häuser ziehen. Das sind die größten Trunkenbolde der Stadt. Wenn ich mir die monatlichen Spesenabrechnungen ansehe, frage ich mich allen Ernstes, ob es für die NUSA nicht preiswerter wäre, eine eigene Schnapsbrennerei zu eröffnen«, scherzte der stellvertretende Direktor und zwinkerte den beiden Männern zu.
»Korrekte Idee«, sagte Hunter, der seine geröteten Augen hinter einer stark getönten Sonnenbrille versteckte und auf einem Sandwich kaute.
»Nun gut«, begann Admiral Adamski. »Da ich euch an eurem freien Tag hierher beordert habe, werde ich mal auf diesen erbärmlichen Anblick, der sich mir hier bietet, nicht weiter eingehen. Kommen wir also gleich zur Sache.«
Das Licht wurde abgedunkelt, und eine große Leinwand fuhr aus der Deckenverkleidung. Admiral Adamski betätigte eine Taste an einem Laptop, worauf der angeschlossene Beamer ein Bild auf die Projektionsfläche warf. Die Abbildung zeigte das Seegebiet vor Cape Canaveral mit den entsprechenden Tiefenangaben.
»Am 24. April, also diese Woche, startet das Space Shuttle Atlantis zu seiner nächsten Mission. Wie alle hier wissen, wird Tracy Gilles, die Tochter unseres Präsidenten, den Raumtransporter fliegen. Eigentlich eine ganz normale Mission, wenn die Sache nicht diesen brisanten Hintergrund hätte, der mit den letzten Geschehnissen auf Kuba zusammenhängt.«
Alle Männer im Raum wirkten sofort konzentriert und schauten gebannt auf die Karte, als der Direktor der NUSA fortfuhr. Eine Abfolge von Bildern, die allesamt die Kennzeichnung des CIA-Archivs trugen, wurde in die Seekarte eingespielt.
»Nachdem der kubanische Frachter Cojio unmittelbar vor Havanna in die Luft geflogen ist, hat es nur wenige Tage später einen weiteren Zwischenfall gegeben, von dem die NUSA leider erst letzte Woche Kenntnis erlangt hat. Eines der neuen U-Boote der Virginia-Klasse, die USS Clinton , hat auf einem Erprobungslauf im Zentralatlantik mit dem Kugelsonar zufällig den Untergang eines Schiffs aufgezeichnet. Da die Erprobungsfahrt in erster Linie mit Konstrukteuren der Electric Boat Corporation aus Connecticut sowie einigen Offizieren der US Navy durchgeführt wurde, und weil kein offizieller Einsatzauftrag vorlag, sind die während der Fahrt aufgezeichneten Daten auch eher zufällig aufgenommen worden.«
»Und wahrscheinlich auch eher zufällig bei einem Kybernetiker im Forschungslabor der Navy in San Diego gelandet, der dort die Sonarmuster ausgewertet hat«, warf Hunter ein.
»Sehr richtig. Keine Ahnung, ob dort noch – wie zu meiner aktiven Zeit – mit dem Magnetblasenspeicher gearbeitet wird oder nicht«, erinnerte sich der Admiral an seine aktive Zeit bei der Marine. »Jedenfalls ist bei der Analyse der Sonar-Signale alles an Umgebungsgeräuschen eliminiert worden, was nicht menschlichen Ursprungs ist. Die haben dort eine riesige Datenbank mit maritimen akustischen Signaturen. Ähnlich einer Sammlung von Fingerabdrücken, nur eben auf Über- und Unterwasserfahrzeuge bezogen.«
»Man könnte mit einem selbstgebauten Tretboot über den Atlantik fahren und das Ganze ein Jahr später im Pazifik wiederholen. Würde dann dort zufällig eines unserer U-Boote auf Empfang sein, wüsste der Sonar-Mann sofort, mit wem er es zu tun hat«, erklärte Spacy seinen Männern die Sache etwas vereinfacht.
Admiral Adamski nickte zustimmend und kippte den letzten Schluck Kaffee aus einem
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