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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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werden wir uns also gebührend von diesem schwarzen Kapitän Ahab verabschieden. Wird eine schönes Feuerwerk geben, wenn unser Sprengstoff diesen alten Pott in tausend Stücke zerlegt.«
    »Allerdings müssen wir vorsichtig vorgehen. Auch wenn Bonga seine Mannschaft mit eiserner Hand führt: Die werden sich mit Mann und Maus verteidigen, wenn es hart auf hart kommt. Die haben noch genügend Waffen an Bord, um die Regierung Angolas aus dem Amt zu putschen«, gab Miller zu bedenken.
    »Sei unbesorgt, Hannibal. Die werden nicht mitbekommen, wo ich die Zeitzünder anbringe. Ich habe mich bereits umgeschaut und weiß, wie ich vorgehen muss. Noch bevor Bonga einen Notruf absetzen kann, liegt die Saggaritus auf dem Grund des Atlantiks.«
    Miller zog an seiner Marlboro und sah ohne jegliche Regung zu, wie ein halbnackter Afrikaner das Deck schrubbte, als würde unter der fast gänzlich abgeblätterten Farbschicht pures Gold zum Vorschein kommen. Angewidert drehte er sich schließlich zur Seite.
    »Schau dir diese armen Teufel an. Sie schuften sich für einen Hungerlohn zu Tode, nur um ihren Familien in der Heimat ein wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Dabei reicht die Heuer wahrscheinlich gerade aus, um nicht zu krepieren. Wusstest du, dass die Lebenserwartung in Angola bei gerade mal vierzig Jahren liegt?«
    »Das wusste ich nicht. Aber demnach ist die Uhr für Bonga schon längst abgelaufen. Schau ihn dir an, diesen Nutznießer eines korrupten und kaputten Systems. Wie alt mag er sein? Dreißig? Vierzig? Fünfzig? Die Welt wird ihn nicht vermissen, wenn er heute seinen letzten Atemzug nimmt.«
    Miller kniff die Augen zusammen und ersparte es sich, Hassans Worte zu kommentieren. Ihm war vollkommen gleichgültig, was mit Kapitän Bonga und dem Rest der Besatzung geschah. Ein Leben bedeutete Miller nichts, da er in größeren Maßstäben dachte und keine Chance sah, dass sich unter normalen Umständen jemals etwas ändern würde. Sklavenhandel, Kolonialismus, Stellvertreterkriege der großen Blockmächte und die Ausbeutung durch die Industriestaaten hatten einen ganzen Kontinent an den Rand des Abgrunds gebracht. Die Reichen beuteten die Armen aus und kümmerten sich einen Dreck um den Wiederaufbau und den Schuldenerlass. Wie ein gefräßiges Krebsgeschwür wütete ein Monstrum namens Kapitalsucht auf dem zweitgrößten Kontinent der Erde. Ob die Afrikanische Union, ein Zusammenschluss von dreiundfünfzig Staaten Afrikas, jemals eine Renaissance einleiten konnte, stand in den Sternen. Es mangelte an Geld und an einer einflussreichen Stimme. Es war ein erhebendes Gefühl, sich der Vorstellung hinzugeben, dass ausgerechnet er, Miller, dieses Geld besorgen und diese Stimme sein konnte, wenn sein Plan funktionieren würde. Deshalb konnte er keine Rücksicht auf ein paar unschuldige Zivilisten nehmen. Für ihn waren das ganz normale Kollateralschäden, um in der Sprache der verhassten amerikanischen Militärs zu bleiben.
    Nachdenklich nahm Miller den letzten Zug aus der Zigarette und warf sie über die Reling, wo sie vom Fahrtwind erfasst und weggeweht wurde.
    Hassan tippte ihm auf die Schulter. Der oberste Scharfrichter dieses Frachters schickte sich gerade an, sein Schikane-Programm zu beenden.
    Kapitän Agostinho Bonga hatte anscheinend keine Lust mehr, seine unterwürfigen Männer an diesem Tag weiterhin zu demütigen, und machte sich auf den Weg zur Brücke. Seine Beinprothese klang bei jedem Auftreten wie das Geräusch eines Bolzens, der auf das leere Trommellager eines Revolvers schlug. Er trug eine dreckige schwarze Leinenhose und ein rotschwarzes T-Shirt, auf dem die Symbole der angolanischen Nationalflagge, ein fünfzackiger Stern, ein Zahnrad und eine Machete, abgebildet waren. Auf seinem breiten Schädel trug er eine Armeemütze, die eine Art Reminiszenz an seine Zeit bei der MLPA, der von Kuba und der Sowjetunion unterstützten Volksbewegung zur Befreiung Angolas, darstellte. Hinter einer verspiegelten Porsche-Sonnenbrille verbargen sich Augen, deren Farbe an gelbbraunen Giftschlamm erinnerte.
    Als er seinen Mund zu einem breiten Grinsen verzog, wurden zwei Reihen goldbesetzter Zähne sichtbar, die wie übereinander liegende Patronengurte im matten Tageslicht aufblitzten. Sein Atem war geschwängert von Alkohol, obwohl noch nicht einmal Mittag war.
    »Na, Mr Miller? Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Verlauf unserer kleinen Kreuzfahrt? Genießen Sie das Bordprogramm und die täglich wechselnde

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