Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

sämtliche Familienangehörige an die Wand gestellt wurden.
    Gerade war die Mannschaft dabei, eine theatralische Hymne anzustimmen, als Pak mit unverhohlen zur Schau gestellter Überheblichkeit gegenüber Miller versicherte, seine geliebten Landsleute würden das Dampfkatapult binnen der vorgegebenen Frist startklar haben.
    »Ich darf Ihnen noch einmal ausdrücklich die besten Empfehlungen unseres geliebten Führers Kim Jong-il ausrichten, der Ihnen persönlich alles Gute für das Gelingen Ihrer Operation wünscht. Dem letzten Funkspruch nach zu urteilen, den ich vor einer halben Stunde auf der Brücke entgegen genommen habe, ist Ihr großzügiges finanzielles Geschenk an die Demokratische Volksrepublik Korea durch unseren verehrten, geschätzten und weisen Präsidenten für den Bau einer Schule vorgesehen. Kim Jong-il wird den Bau der Schule persönlich überwachen. Ich fühle mich geehrt, derjenige zu sein, der Ihnen diese frohe Nachricht übermitteln darf«, zog Pak eine schleimige Spur hinter sich her, während sie gemeinsam die stählerne Führungsschiene der Katapultstrecke abschritten.
    »Richten Sie bei nächster Gelegenheit dem Führer aus, dass ich mich bereits auf ein Wiedersehen in Pjöngjang freue, wenn diese Schule eröffnet wird. Wenn Kim den Bau persönlich überwacht, wird sicherlich kein einzelner Chon in falsche Taschen wandern«, antwortete Miller. Dabei hatte er ein Bild vor Augen, in dem Kim Jong-il Gold im Gegenwert von zwei Millionen US-Dollar für alles andere als den Bau einer Schule verwendete.
    Nam Chol Pak schluckte, ließ sich aber ansonsten nicht anmerken, dass er Millers unverhohlene Abneigung gegen das nordkoreanische Staatsoberhaupt registriert hatte. Seine aus einem undurchdringlichen Dauergrinsen bestehende Fassade ließ Miller keine Chance, die Gedanken und Absichten Paks in irgendeiner Form zu deuten.
    Miller war es vollkommen egal, was mit Pak und der Besatzung nach deren Rückkehr in die Heimat geschah. Ob sie als Zeugen eines durch Nordkorea unterstützten Terroranschlags von der Geheimpolizei beseitigt werden würden oder weiterhin ihren Dienst auf diesem Tanker versehen durften, war nicht sein Problem. Missmutig betrachte er den Fortschritt der Arbeit an dem Katapult, welches quer zur Fahrtrichtung über das gesamte Schiff lief.
    »Macht doch Fortschritte. Man könnte fast meinen, diese koreanischen Knilche kriegen das wirklich hin«, sagte Hassan, der sich unbemerkt genähert hatte und kein Blatt vor den Mund nahm, was seine Einschätzung gegenüber den Qualitäten der hiesigen Techniker anbelangte.
    »Die Konstruktion ist so einfach wie genial«, rechtfertigte sich Pak. »Die sechs großen Masten, die vor dem Umbau des Schiffs als Kräne herhalten mussten, wurden im Hafen von Wonsan speziell für diesen Auftrag angefertigt. Man kann sie zerlegen und wieder zusammenstecken. Sie bilden zusammen eine Einheit und ergeben eine Gesamtlänge von mehr als neunzig Metern. Die spezielle Führungsschiene, die den Dampfschlitten trägt, wird bis morgen Abend aufgelegt sein. Die gesamte Konstruktion wird leicht erhöht auf das Deck montiert, damit beim Start der Maschine genug Aufrieb erzeugt wird. Sobald das Flugzeug durch die Kraft des Dampfkatapults auf das Meer geschleudert wurde und aufgestiegen ist, beginnen wir mit der Demontage und entsorgen alle verdächtigen Teile über Bord. Danach sind wir für neugierige Augen wieder der ganz normale Tanker, der Öl aus Nigeria holt.«
    »Gut, ich hoffe für Sie, dass der Start nicht in einem totalen Fiasko endet. Beobachten Sie die Mannschaft und warnen Sie die Männer. Wird auch nur ein Bolzen falsch angeschlagen, könnte der Start fehlschlagen. Dann wären zwei Jahre Vorbereitungszeit vergebens gewesen. Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, was Kim Jong-il mit Ihnen machen wird, wenn er von einem Scheitern der Mission erfahren muss«, sagte Miller.
    »Seien Sie unbesorgt«, antworte Pak, wobei ihm Schweißtropfen auf die Stirn traten. »Der Start wird funktionieren. Nordkorea hat ein begründetes Interesse an einem Funktionieren Ihres Plans. Es würde unseren geliebten Führer freuen, wenn Amerika eine Schmach erleidet.«
    »Also gut, wir verlassen uns auf Sie. Sollten wir bei dem Start sterben, dürfen Sie sich schon einmal auf aufregende letzte Stunden im medizinischen Versuchslabor in Yongbyon freuen. Am dortigen Berg Kwanmo-Bong, wo bekanntlich Ihr unterirdisches Atomforschungsprogramm läuft, heißt man freiwillige