Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Spacy vor.
Admiral Adamski und Herold Hollister warfen sich einen Blick zu, als hätten sie diese Möglichkeit auch schon in Betracht gezogen.
»Die Gelegenheit bestünde. McNab wird zum Start des Space Shuttles in Florida sein, um sich einen persönlichen Überblick über die Schutzmaßnahmen zu verschaffen. Er sträubt sich zwar mit Händen und Füßen gegen eine Zusammenarbeit mit der NUSA, aber bei einem offiziellen Anlass in Cape Canaveral können wir etwas arrangieren«, bot Admiral Adamski an.
»Gut. Machen wir es auf der Besuchertribüne. Ich werde ihn auf die Transaktion ansprechen. Danach wissen wir mehr«, sagte Spacy.
»Ich übernehme das schon«, wiegelte Hollister freundlich, aber bestimmt ab. »Hier geht es möglicherweise um Geldwäsche und illegale Transaktionen. Das ist mein Metier, da bin ich wohl ausnahmsweise mal etwas besser im Bilde als du.«
»Das stimmt«, pflichtete Spacy bei.
»Du wirst dir den Start vom Wasser aus ansehen. Dein Team braucht dich dort. Falls wirklich ein Terrorkommando von See aus zuschlagen will, haben wir vielleicht eine Chance, es zu vereiteln.«
»Einverstanden. Für Tracy spielt es ohnehin keine Rolle, ob ich auf der VIP-Tribüne oder an Bord der Beluga den Start verfolgte.«
»Du sagst es.«
»Dann überlasse ich die soeben besprochene Suchoperation im Atlantik Chuck Devito und den Jungs. Sollen deren ROVs versuchen, die Sache mit der Saggaritus zu klären.«
»Ja«, pflichtete Hollister bei. »Auch wenn wahrscheinlich nichts dabei rauskommt.«
»Abwarten. Und nun lasst es uns angehen«, setzte der Admiral den Schlusspunkt.
Spacy verließ den Besprechungsraum und machte sich unverzüglich an die Vorbereitungen. Die entscheidende Phase war angebrochen. Der Countdown hatte begonnen. Die Uhr tickte.
KAPITEL 55
21.04., 17.35 Uhr
Atlantischer Ozean
D ie Da Bak Sol lag von Nebel umhüllt in einem Seegebiet knapp dreitausend Meilen entfernt von der Küste Floridas, genau auf Höhe des nördlichen Wendekreises. In der Mitte eines gedachten Dreiecks bildeten nordwestlich die Bermudas, nordöstlich die Azoren und südöstlich die Kapverdischen Inseln die jeweils nächsten bewohnten Punkte in einer unendlichen Einöde aus Wasser. An dieser Stelle des Meeres stieg der Mittelatlantische Rücken bis auf zweitausend Meter unter der Oberfläche an und lief in jeweils entgegengesetzte Richtungen zu den beiden Polen aus.
Als Miller sich vor etwas mehr als zehn Stunden mit einem Blick auf das Radar vergewissert hatte, dass die Da Bak Sol das einzige Schiff in einem riesigen Gebiet war, hatte er dem Kapitän die Anweisungen gegeben, die Maschinen zu stoppen. Der zum Tanker umgebaute Frachter hatte seitdem die Position gehalten und verharrte nun fast geräuschlos in der Strömung. Der ganz in Schwarz gestrichene Stahlkoloss aus Nordkorea hätte nur noch blutrote Segel setzen müssen, dann wäre das Szenenbild für Richard Wagners Oper Der Fliegende Holländer perfekt gewesen. Wie das Geisterschiff einer verfluchten Besatzung, die bis in alle Ewigkeit wegen ihres mit Gott hadernden Kapitäns als Untote ihr Unwesen treiben musste, gab die Da Bak Sol ein gespenstisches Bild ab.
»Und Sie sind sicher, das Dampfkatapult rechtzeitig repariert zu bekommen, Nam Chol Pak?«, war die eiskalte Stimme von Miller auf dem Vordeck zu hören.
Politoffizier Nam Chol Pak, ein treuer und gehorsamer Vertreter des geknechteten nordkoreanischen Volkes, rieb mit seinen zarten Fingern die Ordensplakette des geliebten Führers Kim Jong-il, während ein undurchschaubares Lächeln seine schmalen Lippen umspielte. In seiner schmucklosen olivfarbenen Kleidung, die jegliche Raffinesse in puncto Schnitt vermissen ließ, gab Pak genau das Bild des unterwürfigen und speichelleckenden Repräsentanten des kommunistischen Steinzeitregimes aus Pjöngjang ab, was der Vorstellung der restlichen Welt entsprach. Pak war Vertreter der glorifizierten Partei und zur staatspolitischen Erbauung an Bord der Da Bak Sol . Seine Anwesenheit stellte die fleischgewordene Realität des Orwellschen Albtraums dar. Tagtäglich wurden Kapitän und Besatzung auf die Linientreue zu dem kleinen fetten Führer in Nordkorea hin überprüft und durften sich ideologische Reden und Parteiparolen anhören, um anschließend Lobeshymnen auf den Staatsapparat und den Diktator zu singen. Die Anwesenheit Paks war eigentlich so überflüssig wie ein Kropf, hatte doch jedes Mitglied der Besatzung damit zu rechnen, dass bei Republikflucht
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