Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
selber, die als zivile Raumfahrtbehörde überhaupt nicht die Mittel und Möglichkeiten der Terrorabwehr hatte.
Was Spacy am meisten an Admiral Adamskis Schilderungen beunruhigte, war der Nebensatz über die Nominierung von Tracy in das offizielle Space Shuttle Team, wenn auch nur als Standby Pilotin. Wie auch immer der Admiral an diese Information gekommen war – wahrscheinlich hatte ihm dies irgendein hohes Tier bei der NASA gesteckt –, war Tracy somit in den unmittelbaren Kreis der gefährdeten Personen geraten, auch wenn es nach jetzigem Stand der Dinge höchst unwahrscheinlich war, dass sie überhaupt in der Jubiläums-Mission fliegen würde. Schließlich gab es da noch zwei oder drei andere Kommandanten und Missionsspezialisten, die schon über Flugerfahrung auf dem Transporter verfügten. Und die standen als Ersatzcrew mit Sicherheit noch vor Tracy auf der Wunschliste der NASA. Spacy ärgerte sich in diesem Punkt über sich selber, da er nicht auf dem neuesten Stand war, was Tracys Karriere bei der NASA anbelangte. Er hatte zwar von Chile aus eine E-Mail an seine Lebenspartnerin geschickt, aber zum ausführlichen Telefonat hatte es mal wieder nicht gereicht. Und so ging das nun fast schon ein ganzes Jahr. Termine, Termine, Termine. Seit Gründung der NUSA war Spacy unzählige Male um den Erdball geflogen und hatte mancherorts heikle Missionen durchgeführt, während Tracy den knallharten Anforderungen der NASA gerecht werden musste. Ihr gemeinsames Leben hatte sich einfach in unterschiedliche Richtungen entwickelt, und obwohl sie zumindest beruflich betrachtet vieles gemeinsam hatten, entfernten sie sich doch in Raum und Zeit immer weiter voneinander. Die Anzahl der gemeinsamen Wochenenden ließ sich in den zurückliegenden zwölf Monaten an einer Hand abzählen. Und das war einfach keine Basis für eine glückliche Beziehung, geschweige denn für eine Ehe. Tracy hatte bei einem der letzten Treffen noch bittersüß gescherzt, dass Mark sie zumindest einmal wöchentlich in einer Wissenschaftsshow als Moderatorin auf der Mattscheibe sehen konnte, während er sich nur noch in den Ozeanen dieses Planeten versteckte. Spacy war daraufhin nichts Besseres eingefallen als zu kontern, warum sie sich überhaupt für ein solches Format hergebe und die wenige kostbare Zeit anstatt mit ihm nun mit degenerierten Quizkandidaten verplempere. Die Situation endete in gegenseitigen Vorwürfen, und am Ende landete der nasse Inhalt einer Blumenvase auf seinem Anzug. Im verflixten siebten Jahr war dies der traurige Höhepunkt einer Beziehung, die anscheinend ihr baldiges Ende nehmen würde. Allerdings liebte Mark Tracy noch immer und er war sich verdammt sicher, dass es ihr umgekehrt genau so ging. Aber da beide an ihren Fulltime-Jobs, ihren Karrieren und ihren Entdeckungs- und Abenteuergelüsten hingen, und da keiner von beiden bereit war, auch nur ansatzweise kürzer zu treten, schien das Ende vorprogrammiert.
Wieder brauten sich düstere Wolken in Spacys Gedanken zusammen, und es schlich sich ein Gefühl der Wut bei ihm ein, weil Tracy nun auch noch bewusst in die Gefahr lief und auf diese Space Shuttle Mission spekulierte. Himmelherrgott nochmal, konnte diese Frau denn nicht einmal zufrieden mit dem sein, was sie bisher bereits erreicht hatte? Wütend knallte Spacy das leere Glas auf den schweren Mahagonitisch und ein davon schleudernder Eiswürfel fand sein Ziel den Gesetzen der Schwerkraft folgend auf einem Aktenstapel des überraschten Admiral Adamski.
»Ja, mein Junge, so mag ich das. Ich sehe die Wut auf diesen Scheißkerl in deinen Augen blitzen. Geht mir genauso; ich würde ihn am liebsten persönlich mit meinen eigenen Händen erwürgen«, interpretierte der Chef der NUSA den Wutausbruch von Spacy vollkommen falsch, bevor er den schmelzenden Eiswürfel mit einem gezielten Wurf durch einen Miniatur-Basketballkorb beförderte, der daraufhin wild aufblinkte und elektronisch drei Punkte für die Boston Celtics verkündete.
Spacy hatte sich sofort wieder im Griff und setzte sich mit der Lage auseinander. Was als Nächstes folgen würde, wäre die Bitte – oder besser gesagt der Befehl – ein schlagkräftiges NUSA-Team zusammenzustellen und ein Szenario zu entwickeln, welches den Schutz des Shuttles in den Gewässern vor Cape Canaveral, die mögliche Ergreifung Steve Millers auf den Weltmeeren sowie die Vernichtung terroristischer Zellen, die über einen Zugang vom Wasser aus verfügten, zum Inhalt hatte.
»Mark, du
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