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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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mit den Staatsgeschäften betrauten Vizepräsidenten den Gang vor die Kameras erwartete. In diesem Moment spürte Walter Franklin, was es bedeutete, seiner Nation zu dienen und einen starken Führer abzugeben. Hätte es so etwas wie ein Rad gegeben, mit dem man die Zeit um einen Tag zurückdrehen konnte, er wäre der Erste gewesen, der es bewegt hätte. Aber der Zusammenbruch und Infarkt von George T. Gilles war nun einmal kein böser Albtraum, sondern bittere Realität. Und in dieser Realität war kein Platz für Sentimentalitäten oder Was-wäre-wenn-Gedanken. Franklin war es seinem Freund und dem Rest der verunsicherten Welt schuldig, entschlossen zu handeln. Angespannt und mit grimmiger Miene saß er nun in seinem Arbeitszimmer und hörte sich den Vorschlag von General Carl Ripper, dem baumlangen und spindeldürren Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, an.
    »Dass das Militär bisher in dieser Angelegenheit nicht vollständig eingebunden worden ist, halte ich für einen fast unverzeihlichen Fehler des Präsidenten. Wir alle kennen ja seine Ressentiments gegen die Streitkräfte, und der gestrige Abend vor dieser historischen Kulisse ist ja wohl nicht mehr als der plumpe Versuch, bei den Angehörigen des Militärs in billiger Showmastermanier zu punkten. Aber sich vor ein paar Kampfjets in einem Museum zu stellen, ist nicht gerade das, was die Truppen als Loyalitätsbekenntnis empfinden«, sagte der weißhaarige General mit Zornesröte im Gesicht. »Ich halte es für einen ungeheuerlichen Vorgang, dass lediglich eine Handvoll Personen, darunter die Verteidigungsministerin, wusste, was in den letzten Wochen und Monaten geschehen ist und wie sehr das amerikanische Volk in Gefahr gebracht worden ist. Scheibchenweise hat uns der Präsident Fakten präsentiert, die von Anfang an auf ein hohes terroristisches Bedrohungspotential hingedeutet haben. Was in Houston und Cape Canaveral geschehen ist, hätte verhindert werden können, wenn man nicht so amateurhaft vorgegangen wäre. Mit dem Start des Space Shuttles hätten wir Abfangjäger hochschicken können, um den Orbiter abzuschießen. Der Verlust hätte weniger schwer gewogen als das Bedrohungspotential, was uns nun auf der ISS erwartet. Eine Bande von Terroristen wird uns in Kürze ein Ultimatum stellen, und wir haben nicht mehr die geringste Handhabe, etwas dagegen zu unternehmen. Um überhaupt noch eine theoretische Chance zu haben, ersuche ich Sie um die Erlaubnis, schnellstmöglich das Space Shuttle Endeavour für eine Aktion der Special Forces freizugeben. Wir benötigen einen Piloten und einen Kommandanten der NASA, um eine unserer Spezialeinheiten nach oben zu bringen. Die Details zu dem Vorhaben reichen wir in Kürze nach.«
    »General Ripper, Sie scheinen vergessen zu haben, was gestern vorgefallen ist. Der Präsident hatte einen Zusammenbruch. Er ist – wie wir alle – mit einem Ereignis konfrontiert worden, welches in den kühnsten Sandkastenspielen der Militärstrategen nicht vorgekommen ist. Der Präsident hat zwischendurch sehr wohl daran gedacht, die Atlantis abzuschießen. Aber Sie werden doch nicht ernsthaft von einem Vater erwarten, seine eigene Tochter zu opfern?«
    »Dann hat er persönliche vor nationale Interessen gestellt. Er hätte sofort zurücktreten müssen, da er befangen war«, zischte der General. »Die Kollateralschäden wären vertretbar gewesen. Sie wären bedauerlich gewesen, aber gerechtfertigt. Nun sind wir in einer Situation, die uns die Welt als Gesichtsverlust auslegt. Wir haben uns mit unseren eigenen Waffen schlagen lassen. Wir, die stärkste Nation der Welt, werden in diesen Stunden durch Terroristen vorgeführt. Der Imageschaden, der daraus entsteht, ist noch gar nicht abzusehen. In militärischen Kreisen spricht man schon jetzt von einem Trauma, welches schlimmer als Vietnam werden könnte.«
    Walter Franklin musste sich beherrschen, um nicht mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Vielleicht hatte der Präsident einige kommunikative Fehler gemacht, vielleicht hätte er die Militärs stärker einbinden sollen. Aber die Anwendung von Gewalt gegen eigene und unschuldige Zivilisten, ja, sogar gegen die eigene Tochter, war eine Option gewesen, deren Ausführung sich nicht mit dem Gewissen von George T. Gilles hatte vereinbaren lassen. Franklin fragte sich, welcher Mensch wohl zu solch einer Entscheidung in der Lage gewesen wäre.
    »Der Präsident hat sein Gewissen befragt und sich gegen eine Erstürmung der Startrampe und

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