Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
»Wir werden keine Rakete abschießen, solange es eine diplomatische Lösung gibt.«
»Welche diplomatische Lösung soll denn das sein?«, schaltete sich Minister McNab in die hitzig beginnende Auseinandersetzung ein. »Wenn es nach dem Willen der Terroristen geht, soll ich heute Abend in New York sein, um die Freiheitsstatue in die Luft zu jagen. Aber ich werde doch nicht allen Ernstes meine Karriere aufs Spiel setzen, indem ich ein amerikanisches Nationalsymbol zerstöre. Wenn Sie mich fragen, hat General Ripper Recht. Feuern wir dieses verdammte Ding endlich ab!«
»Ehrlich gesagt, sehe ich auch keine Alternative«, brachte sich Frank Harris von der CIA vorsichtig ins Spiel. »Und Bob Dreyfus von der NSA ist ebenfalls dieser Meinung. Nicht wahr, Bob?«
»Wir würden zumindest Zeit gewinnen, wenn wir die ISS wirklich zurückerobern wollen«, gab der Direktor des Nachrichtendienstes mit sichtlichem Unwohl gegenüber dem Präsidenten zu, wobei er jeglichen direkten Augenkontakt vermied. »Was mir allerdings noch zu schaffen macht, ist die Flugbahn. Diesen Abschuss könnten ein paar Staaten, die uns nicht so wohlgesonnen sind, über Satellit mitbekommen. Wenn wir das machen, sollten wir auf jeden Fall unsere Verbündeten informieren.«
»Verbündete müssen nicht alles wissen«, sagte McNab kühl.
»Ich bin bekanntermaßen kein ausgewiesener Experte in diesen Dingen«, hakte sich der stets besonnene Außenminister Don Fletcher in die Unterhaltung ein. »Aber erzeugt so eine Explosion nicht eine ungeheure Anzahl von Trümmerteilen, die später unsere eigenen Aufklärungssatelliten gefährden? Soviel ich weiß hat China Anfang 2007 mit einer ballistischen Rakete einen eigenen ausgedienten Satelliten abgeschossen und damit für hellen Aufruhr gesorgt.«
»Schon allein aus diesem Grund kommt diese Variante nicht in Frage. Wir verabschieden uns jetzt endgültig von dieser viel zu riskanten Idee. Das ist mein letztes Wort«, setzte Präsident Gilles den Schlusspunkt unter diese Option. »Und jetzt möchte ich endlich brauchbare Vorschläge hören. Charlotte, was ist Ihre Meinung?«
Die Verteidigungsministerin wartete ab, bis der Protest von General Ripper und Minister McNab verebbt war und beugte sich dann vor. »Für mich ist die Idee mit der Interkontinentalrakete auch nur die Ultima Ratio. Und wenn Sie entscheiden, dass wir diesen Weg nicht wählen, so akzeptiere ich dies. Sie hätten sicherlich genau so entschieden, wenn Ihre Tochter nicht mit an Bord gewesen wäre.«
»Mit dieser Einschätzung liegen Sie richtig. Dennoch bleibt die Frage, was Sie an meiner Stelle jetzt tun würden.«
»Die NUSA ist von Anfang an auf der richtigen Spur gewesen, und sie hat meines Erachtens mit Mark Spacy den richtigen Mann, um mit der Independence einen Coup zu landen. Auch wenn ich zwischenzeitlich nicht immer von Admiral Adamskis Verein überzeugt war, so spreche ich mich jetzt für einen Einsatz dieser Leute aus. Schließlich laufen bereits die Startvorbereitungen in Vandenberg. Wobei Sie, Mr President, natürlich den Einsatzbefehl geben müssen.«
Charlotte Stuyvesant erntete ein wohlwollendes Nicken von General Grant. Auch der Präsident zeigte sich erfreut über die Worte der Verteidigungsministerin, die sich nicht auf die Seite der Vereinigten Stabschefs geschlagen hatte.
George T. Gilles hatte sich von seinem Sicherheitsberater den Vorschlag mit dem Carfentanyl-Einsatz bereits auf der Rückfahrt vom George Washington Hospital erläutern lassen und schätzte ihn als ein kalkulierbares Risiko ein. Noch aber wussten nicht alle im Raum, was es mit diesem Plan auf sich hatte. Deshalb bat der Präsident seinen Sicherheitsberater darum, den Plan der NUSA im Detail zu erläutern.
Während McNab und die kaltgestellten Militärs mit Ungeduld und zur Schau getragener Ablehnung Grants Ausführungen lauschten, machte sich unter den übrigen Teilnehmern Hoffnung auf eine gewaltfreie Lösung des Konflikts breit, als der Sicherheitsberater schließlich zum Ende seiner kurzen Ausführungen kam.
»Das ist der Stand der Dinge. Die NUSA wartet auf grünes Licht und kann den Job für uns erledigen. Als Sicherheitsberater unseres Präsidenten empfehle ich ihm, von dieser Option Gebrauch zu machen. Natürlich nachdem wir geklärt haben, wie wir auf jede der einzelnen Forderungen reagieren werden, falls die Mission ein Misserfolg wird.«
»Das ist also tatsächlich Ihr Plan?«, lachte McNab. »Wir beauftragen eine Privatfirma mit der
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