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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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erklären.«
    »Sie sind ein verdammter Heuchler, Minister McNab«, platzte Joshua Rove der Kragen. Mit einem Mal verwandelte sich der Situation Room in ein Tollhaus. Aufgeregt wurde darüber gestritten, ob der Präsident zurücktreten sollte oder nicht. In diesen Minuten drohte Amerika in den Abgrund zu stürzen und führungslos den Terroristen gegenüberzustehen.
    George T. Gilles saß regungslos in seinem Sessel und verfolgte wie aus einem schallisolierten Glaskasten das laute Treiben, welches gedämpft und wie aus weiter Ferne zu ihm drang. Leute aus seinen eigenen Reihen forderten seinen Kopf, und er kam nicht umhin, den Befürwortern seines Rücktritts eine gewisse Legitimität ihres Ansinnens zuzugestehen. Je mehr er sein Gewissen befragte, desto mehr wurde ihm klar, dass das Leben von Tracy für ihn die oberste Priorität hatte. Er wollte zwar eine Entscheidung, die das Ansehen der USA und die Unversehrtheit der eigenen Tochter gewährleistete, aber wie sollte er nur die Ultimaten umgehen? Er hatte das Vorgehen McNabs intuitiv erahnt und sich eingeredet, über diesen Punkt der Diskussion mit Stärke und Autorität hinweggehen zu können. Jetzt rächte sich sein Zaudern der vergangenen Monate, und er bescheinigte sich eine große persönliche Schuld an der Entwicklung der Lage, die er zu lange falsch eingeschätzt hatte. Jetzt, in der Stunde der tiefsten Krise des Landes, stand er angeschlagen wie ein Boxer im Ring. Entrückt von der Wirklichkeit, tief in sein Gewissen hineinhorchend und beseelt von der Vorstellung, dass sich alles zum Guten wenden würde, war er bereit für den Rücktritt. Vielleicht war der Infarkt bereits das Zeichen einer übergeordneten Macht gewesen, die ihn hatte warnen wollen.
    Spätestens jetzt war ihm klar, dass es um mehr ging als seine Karriere oder das Leben seiner Tochter. Es ging um die Wahrheit. Und dieser würde er sich jetzt stellen. Er würde Tacheles reden, so wie McNab es gefordert hatte. Er würde nun eine alte Schuld begleichen, die sein Schicksal mit dem des Heimatschutzministers verband. Langsam erhob er sich aus dem Sessel, und ebenso langsam registrierten die Sitzungsteilnehmer, dass sich ein innenpolitisches Drama ankündigte.
    »Nun, Minister McNab, anscheinend haben Sie in ein Wespennest gestochen. Ich kann die Empörung sowie den Zuspruch, den Ihre Äußerungen hier auslösen, nachvollziehen«, begann George T. Gilles gefasst. »Ich habe in mich hinein gehorcht, um festzustellen, ob ich befangen bin. Und wie Sie richtig festgestellt haben, kann ein Vater niemals unbefangen sein. Zumindest nicht dann, wenn er seine Tochter über alles liebt.«
    Betreten senkten Frank Harris und Bob Dreyfus ihre Köpfe, wohingegen McNab und die Vereinigten Stabschefs unter dem Tisch unruhig mit den Füßen scharrten.
    Erspar uns dein selbstgefälliges Mitleid und deine Moralpredigt und komm endlich zur Sache , dachte der Minister für Heimatschutz und witterte Morgenluft. Oder soll die Welt etwa erfahren, dass du deinen Hosenschlitz nicht unter Kontrolle hattest, als deine Frau verzweifelt gegen den Krebs gekämpft hat? Wir wissen es beide: ich kann dich jederzeit über die Klinge springen lassen. Einem Lügner im Amt glaubt man nicht …
    General Grant saß unmittelbar an der Seite des Präsidenten und musterte McNab heimlich aus dem Augenwinkel. Dieser Mann, der jüngste am Tisch überhaupt, hatte George T. Gilles das Amt des Heimatschutzministers zu verdanken. Und das nur, weil McNab als ehemaliger Direktor des Secret Service über ein Dossier verfügte, welches den jetzigen Präsidenten kompromittieren könnte. Irgendjemand in einer der Vorgängerregierungen hatte viel Zeit und Mühe darauf verwendet, in den privaten Schubladen der politischen Gegner zu wühlen und Dinge ans Tageslicht zu befördern, die pikant genug waren, um Karrieren zu beenden. General Grant wusste um den Jahrzehnte zurückliegenden außerehelichen Vorfall zwischen dem damaligen Senator George T. Gilles und seiner kalifornischen Sekretärin. Irgendwann hatte der Präsident Grant diesen schwarzen Fleck auf seiner ansonsten weißen Weste anvertraut. Für den Fall der Fälle und weil er Grants Loyalität schätzte. Nie wäre Grant auf die Idee gekommen, mit diesem Wissen Machtspielchen zu spielen.
    McNab war im Besitz diverser Dossiers und hatte sich auch das von Gilles zu Nutze gemacht. Widerwillig hatte George T. Gilles im Wahlkampf McNab empfangen und sich das Versprechen abringen lassen, im Tausch gegen

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