Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
das Dossier den Posten des Heimatschutzministers bereitzuhalten. Doch allem Anschein nach genügte es dem aalglatten McNab nicht, in diesem wichtigen Amt zu bleiben. Er schien nach Höherem zu streben, was auch immer ihn dazu trieb. Und so wie es aussah, könnte der gutaussehende Siebenundvierzigjährige nun die Gunst der Stunde für sich nutzen, um den angeschlagenen Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen. Grant war sich nicht sicher, ob ein so weit zurückliegender Vorfall überhaupt noch jemanden interessierte, zumal der Präsident seit dem Tod seiner Frau keinen weiteren Anlass der Verfehlung geliefert hatte. Der Präsident war ein treuer Diener seines Landes und folgte stets hohen ethischen und moralischen Grundsätzen, auch wenn er noch nicht lange im Amt war. Der Sicherheitsberater mochte sich gar nicht ausdenken, was geschehen würde, wenn ein Mann wie McNab plötzlich im Zentrum der Macht stehen sollte. Sorgenvoll verfolgte Grant deshalb jeden Wimpernschlag seines Gegenübers und betete zu Gott, dass in dieser an Dantes Göttliche Komödie erinnernden Situation dem Präsidenten das Schicksal durch einen schändlichen und niederträchtigen Verrat erspart bleiben würde.
General Grants Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als ihm plötzlich ein Blatt Papier gereicht wurde, welches aus der Hand der Pressesprecherin stammte und anscheinend gerade aus Texas per Fax eingetrudelt war. Er las die Nachricht und stutzte.
Der Präsident bekam die kurzfristige Unruhe an seiner Seite mit, ohne nähere Details über den Inhalt des Papiers zu haben. Unbeirrt fuhr er deshalb in seiner Ansprache fort, wobei er jeden einzelnen Anwesenden am Tisch taxierte.
»Ich habe mich entschieden, diesem Gremium folgenden Entschluss mitzuteilen. Meinen Rücktritt vom Amt des Präsidenten …«
»… werde ich noch einmal gründlich überdenken, da uns Houston soeben eine Nachricht von der ISS übermittelt hat. Aus dieser geht hervor, warum die Freiheitsstatue nun doch nicht in die Luft gesprengt werden soll«, vollendete der Sicherheitsberater zur Überraschung aller den Satz.
George T. Gilles nahm das Fax mit scheinbar gleichgültigem Gesichtsausdruck in die Hand und überflog es. Es war aus dem Mission Control Center. Mit einer Geste wirkte er auf die Minister und Militärs ein und mahnte sie zur Ruhe.
»Ich wollte Ihnen gerade etwas mitteilen. Meinen Rücktritt vom Amt des Präsidenten möchte ich zum Gegenstand einer Abstimmung machen, nachdem ich Ihnen meine Pläne zur Lösung der Krise erläutert habe. Sollte dieses Gremium die Pläne nicht mehrheitlich billigen, werde ich wegen Befangenheit mit sofortiger Wirkung die Amtsgeschäfte niederlegen. Wie mir Vizeminister Walter Franklin bereits mitgeteilt hat, wird auch er im Falle meines Rücktritts nicht für den Einsatz einer Nuklearwaffe oder gar eines gezielten Abschusses der ISS plädieren. Er wird dann ebenfalls sein Amt räumen. Ich bitte Sie deshalb darum, mir zuzuhören. Urteilen Sie selber, ob die angedachte Strategie ein gangbarer Weg ist. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer oder was die Terroristen zum Umdenken bezüglich der Freiheitsstatue bewegt hat. Aber es mag ein Wink Gottes gewesen sein, jetzt mit Augenmaß und Vernunft zu urteilen, anstatt mit Machtgelüsten und Unüberlegtheit. So wie es aussieht, haben wir einen Streifschuss abbekommen. Wir sind verwundet, aber am Leben. Jemand hat uns ein glückliches Blatt zugespielt. Versuchen wir also, es festzuhalten und eine Entscheidung im Sinne der Geiseln zu treffen. Wenn Sie damit einverstanden sind, würde ich Ihnen nun gerne meinen Plan erläutern. Und in etwa einer Stunde können Sie dann entscheiden, ob ich weiterhin der Präsident dieses Landes bin oder nicht.«
Der meint wohl den Papst in der Tasche zu haben , dachte McNab und war insgeheim froh, nicht in eine Maschine steigen zu müssen, um in New York den Sprengmeister zu spielen. Mit wachsendem Interesse hörte er sich den Plan des Präsidenten an, den der Sicherheitsberater immer wieder mit einigen Details ausschmückte. Spätestens als der Name Gaddafi fiel, war sich McNab sicher, den Präsidenten zum letzten Mal in diesem Raum gesehen zu haben. Für ihn stand fest, dass die politische Karriere von George T. Gilles beendet war.
KAPITEL 88
27.04., 10.02 Uhr (Ortszeit)
Vandenberg, AFB
D as sieht aus, als würde Ed Wood ein schlechtes Remake von Space Cowboys drehen«, sagte Hunter hinter vorgehaltener Hand amüsiert zu Spacy, während sich Admiral
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