Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Adamski unterhalb der großen Arbeitsbühne damit abmühte, in einen für seine Körpergröße viel zu großen Raumanzug zu steigen.
»Stimmt«, grinste Spacy, »erinnert mich irgendwie an die Muppet Show. Wenn der Anlass nicht so verdammt ernst wäre, würde ich mich jetzt vor Lachen krümmen.«
»Ich würde es besser finden, wenn du ihm die Sache nochmal ausredest. Auf so eine Mission ist der Alte doch gar nicht vorbereitet. Was machen wir mit ihm, wenn er plötzlich die Weltraumkrankheit bekommt?«
»Vergiss es. Du weißt ganz genau, was er für einen Dickschädel hat. Ein zweites Mal werde ich mich bestimmt nicht in die Nesseln setzen.«
Als habe der Direktor der NUSA den Wortlaut des Gesprächs mitbekommen, blickte er aufwärts und brüllte quer durch die große Montagehalle, in der mittlerweile weitere Techniker der National Underwater & Space Agency eingetroffen waren, um die Wissenschaftler der Air Force bei den Startvorbereitungen zu unterstützen.
»Hunter, dieses verdammte Ding ist unten zu eng und oben zu lang. Ich komme mir vor wie eine Presswurst. Hat die NASA noch einen anderen Anzug geschickt?«
»Leider nicht, Admiral«, schrie Hunter nach unten. »Vielleicht sollten Sie es sich doch anders überlegen. Wenn der Anzug im All bei einem Außeneinsatz reißt, sind Sie innerhalb von Sekunden schockgefroren.«
»Dann besorgen Sie mir eben Ersatz. Denn ich werde ja wohl kaum nackt in dieses Teil rein klettern.«
»Nein, diesen Anblick sollten Sie uns wirklich ersparen«, murmelte Hunter und grinste.
»Was haben Sie gerade gesagt? Das ist so laut hier«, versuchte der Direktor gegen einen vorbeifahrenden Spezialhubwagen anzubrüllen.
»Nichts. Ich habe gar nichts gesagt, Admiral.«
Spacy widmete sich währenddessen dem Carfentanyl und machte sich mit den Anschlussventilen der schweren roten Metallbehälter vertraut, deren Größe und Umfang an Taucherflaschen erinnerte.
»Jack, wir müssen uns was einfallen lassen, wie wir das Gas in der richtigen Dosierung in die ISS einleiten. Die Russen haben uns ein paar wichtige Warnhinweise gegeben. Das Zeug hat die fünftausendfache Potenz von Morphin. Wir brauchen unbedingt noch ein flüchtiges Narkosemittel, etwa in der Art von Halothan, Isofluran oder Serofloran.«
»Bin ich Medizinmann?«, fragte Hunter seinen Freund irritiert.
»Nein, aber ich dachte, du würdest dich mit Betäubungsmitteln auskennen.«
»Meine Eltern haben zwar Mitte der Sechziger eine LSD-Party nach der anderen geschmissen, aber mein Wissen über Betäubungsmittel tendiert trotzdem gegen null. Reich mir lieber mal den E-Pick und den Gewindeschneider rüber. Ich muss zusehen, wie ich das hier in die richtige Form bekomme. Uns rennt die Zeit davon.«
Die Männer waren insgeheim froh darüber, noch genügend Arbeit vor der Brust zu haben, bis es endlich losgehen sollte. Die Arbeit lenkte von den düsteren Gedanken ab, die sich um Tracy und die Raumbesatzung drehten.
Im Hintergrund war das laufende Nachrichtenprogramm zu hören, in welchem von der geheimen Krisensitzung und der Rückkehr des Präsidenten ins Weiße Haus die Rede war. Spacy und Hunter versuchten die Meldungen zu ignorieren, um sich stattdessen voll auf die Startvorbereitungen zu konzentrieren. Das Einzige, was ihre Laune hätte merklich verbessern können, wäre ein Anruf aus Washington gewesen, der ihnen grünes Licht für den Start signalisierte. So aber zerrte die Ungewissheit weiter an ihren Nerven und sie waren einmal mehr der Spielball der Politiker. Plötzlich klingelte unten am Boden ein Handy.
»Admiral Adamski hier, wer ist da? Oh, Mr President, schön Sie … Ja, verstehe, ja, ja … Bitte? Was haben Sie vor? Sie wollen …? Ja, verstehe, selbstverständlich. Hm, Augenblick bitte, die Verbindung ist etwas schlecht …«
Admiral Adamski kämpfte sich aus dem Raumanzug und schritt – lediglich mit weißen Socken, bunten Shorts und einem olivfarbenem T-Shirt gekleidet – auf das riesige Tor der Montagehalle zu. Ab und zu gab er ein kurzes Brummen von sich und fuhr sich mit der Hand über den Bürstenhaarschnitt. Schließlich beendete er das Telefonat mit den Worten »Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Mr President. Und Sie können sich auf die NUSA verlassen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
Dann bewegte er seinen kleinen kompakten Körper auf einen schlichten Tisch zu, wo ein Techniker einen alternativen Raumanzug für ihn modifizierte. »Lassen Sie das, Mann. Ich brauche das Ding nicht mehr, auf mich
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