Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
winzige Löcher im Inneren eines dunklen und durchlöcherten Zirkuszelts funkelten.
Seit der zweistufige Raketenantrieb ausgebrannt und bei seinem Eintritt in der Atmosphäre verglüht war, und seit auch die sichtnehmende Schutzummantelung von der Spitze weggesprengt worden war, trieb die Independence auf ihrem lautlosen Flug lediglich mittels der entfachten Schubkräfte immer weiter nach vorne. Da in dieser Höhe die Luft keinen Widerstand bot, kreiste das Shuttle in regelmäßigen Bahnen mit einer Geschwindigkeit von achtzehntausend Meilen pro Stunde um die Erde, gerade so, als ob eine Hula-Hoop-Tänzerin einen großen bunten Reifen rasant in der ewig gleichen Position um ihre Hüften schwingen ließ. Die beiden Besatzungsmitglieder bekamen von der atemberaubenden Geschwindigkeit hingegen überhaupt nichts mit, da sie keinerlei Bezugspunkte in direkter Umgebung hatten, die einen Eindruck vom irrsinnigen Tempo hätten vermitteln können.
Da Hunter nicht vergessen hatte, dem mit Technik vollgestopften Cockpit einen CD-Player hinzuzufügen, lief seit einigen Minuten Jean Michel Jarres sphärischer Synthesizer-Sound Equinoxe ab, in dessen Takt Spacy mit den Fingern schnippte. Der alte Elektropop-Klassiker bot die ideale Untermalung für den Flug und lenkte ab von dem gefährlichen Einsatz, der den Männern nach drei weiteren Erdumläufen bevorstand. Während Hunter die Melodie summte und einige Berechnungen am Bordcomputer anstellte, löste sich Spacy aus seinem Pilotensitz, um die Ladung zu inspizieren. Sofort spürte er die Schwerelosigkeit.
»Behalt mal die Instrumente im Auge. Ich checke hinten die Carfentanyl-Zylinder und die Waffen.«
»Waffen? Was für Waffen denn? Ich dachte, das Betäubungsmittel sei die Allzweckwaffe?«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, erwiderte Spacy. »Die Jungs von der Air Force waren so nett, mir eine Kiste mit jeder Menge Spielzeug zu organisieren.«
»Dieses weiße Ding da hinten? Und ich dachte schon, da wär Fusel für `ne ordentliche Party drin, falls wir den Job überleben sollten. Was ich im Übrigen nicht glaube, falls dich meine Meinung überhaupt interessiert.«
»Für eine ordentliche Party hättest du erst mal vernünftige Musik einpacken sollen.«
»Och, ich hätte da noch Elvis und ein paar andere Granaten im Angebot«, antwortete Hunter und kramte in einem kleinen Aufbewahrungsfach.
»Hey, schon gut«, wiegelte Spacy ab. »Den heben wir uns für später auf, falls wir jemanden foltern müssen.«
Hunter klappte das Fach zu und drehte sich umständlich nach hinten, wo Spacy sich an der Kiste zu schaffen machte und ein Gerät in die Hand nahm, das wie ein futuristisches Kinderspielzeug aussah.
»Was ist denn das? Ein Teil aus deiner Star TrekFan-Kollektion?«
»Das ist ein Taser-X26«, erwiderte Spacy und prüfte wie das pistolenähnliche Gerät in der Hand lag.
»Bitte was ist das?«, fragte Hunter erstaunt.
»Ein Taser. Ein moderner Elektroschocker. Die haben mir zwei Stück davon mitgegeben. Außerdem haben wir hier noch einen TRAD und einen iRobot. Warte, ich reiche dir mal die Beschreibung rüber.«
»TRAD«, las Hunter im aufwendig gemachten Prospekt des Herstellers. »Taser Remote Area Denial. Mit Nitrogen-Kartuschen betriebene Elektroimpulswaffe. Verschießt kleine Projektile mit Nadeln und Widerhaken, welche im Körpergewebe stecken bleiben und durch Betätigung des manuellen Abzugs bis maximal fünfzigtausend Volt in das Opfer einleiten.«
»Ist doch nett, oder?«, meldete sich Spacy und machte sich mit dem Aufbauprinzip des Geräts vertraut, welches an eine übergroße Kamera mit Objektiven in mehrere Richtungen erinnerte. Die Konstruktion ruhte auf einem dreibeinigen Stativ und war in einer sandfarbenen Fleckentarnung lackiert, was auf Einsätze in Wüstengebieten schließen ließ. »Falls die Nummer mit dem Gas nicht funktioniert, stellen wir dieses TRAD auf und locken die Typen in die Falle. Das Ding hat einen Sensor und reagiert vollautomatisch. Wer da reinläuft, liefert die erste Breakdance Show im All ab.«
»Ich frage mich nur, wie du das Teil transportieren willst. Immerhin hast du schon die Carfentanyl-Zylinder auf dem Buckel.«
»Wer hat denn gesagt, dass ich die Taser transportiere?«
»Moment«, wiegelte Hunter ab. »Wir hatten ausgemacht, dass du aussteigst, während ich hier die Stellung halte.«
Spacy kratzte sich am Kinn, während er den iRobot – einen kleinen ferngesteuerten Roboter mit Raupenantrieb –
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