Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
der Umlaufbahn der ISS lag. Vor einigen Minuten hatte er den Raumgleiter in einem komplizierten Manöver auf den Rücken gelegt, sodass die beiden Männer nun einen direkten Blick auf die Erde und auf gegebenenfalls unter ihnen hinweg gleitende Objekte hatten.
»Guck dir den Schrott an, der hier rumfliegt. Der reinste Weltraumfriedhof«, kommentierte Hunter seinen Blick auf das Side-Looking-Airborne-Radar. »In eine größere Müllkippe hättest du uns nicht hineinfliegen können. Pass bloß auf, dass du das Baby nicht kollidieren lässt!«
»Irgendwo habe ich mal gelesen, hier oben würden zehntausend katalogisierte Objekte von mehr als einem Zentimeter Größe rumschwirren.«
»Das stimmt.«
»Aber das Teil da vorne sieht mir wesentlich größer aus. Hast du eine Ahnung, was das ist?«, fragte Spacy und zeigte auf einen Punkt in der Dunkelheit.
»Mich laust der Affe, das ist ein ausgedienter Sputnik-Satellit. Ich kann deutlich den fünfzackigen roten Stern erkennen.«
»Ich werde versuchen, in seinem Radarschatten zu bleiben, damit uns das ISS Radar nicht erkennt. Ich würde sagen, hier endet die Reise.«
»Bist du komplett übergeschnappt?«, fragte Hunter vorwurfsvoll. »Wenn wir hier aussteigen, müssen wir eine Distanz von fast zwanzig Meilen zurücklegen. Das ist absoluter Wahnsinn. In Vandenberg hast du mir irgendwas von einem zwei oder drei Meilen langen Weltraumspaziergang erzählt, und das fand ich schon nicht besonders prickelnd. Aber zwanzig Meilen? Sollten die Düsenrucksäcke irgendeinen Aussetzer haben, segeln wir irgendwann als tiefgetrocknete Mumien durchs All.«
»Ich habe die Anzüge gecheckt. Die Düsen funktionieren einwandfrei. Du brauchst mir lediglich den genauen Anstellwinkel, die exakte Entfernung und die Geschwindigkeit errechnen, dann wird’s schon schiefgehen«, gab sich Spacy zuversichtlich. »Außerdem habe ich es mir anders überlegt. Ich geh alleine da raus. Du überwachst von hier das Shuttle und übernimmst notfalls die Fernsteuerung des Taser-Roboters.«
»Hey! Ich bin zwar nicht begeistert von einem Ausstieg, aber ich lasse dich auf gar keinen Fall alleine losfliegen.«
»Nein«, widersprach Spacy energisch. »Ich ziehe das alleine durch. Du bleibst hier und bedienst den Funk. Sobald ich da hinten fertig bin, gebe ich dir ein Zeichen. Dann kommst du rüber und nimmst Tracy und mich auf. Der Rest der Truppe kann die Endeavour nehmen, falls jemand Lust auf die Heimreise hat. Und das ist jetzt ausnahmsweise mal ein Befehl.«
»Na prima«, spielte Hunter den Beleidigten. »Jetzt werde ich auch noch zum Taxifahrer degradiert.«
Spacy klopfte seinem Freund auf die Schulter und schälte sich aus seinem Sitz. »Komm schon, alter Knabe. Hilf mir beim letzten System-Check mit der Manned Maneuvering Unit , bevor ich den SAFER anlege.«
»Ja, mein Herr und Gebieter.«
Hunter überprüfte sämtliche Funktionen des voluminösen Druckanzugs, der Spacy in die Kopie einer Werbefigur des Reifenherstellers Michelin verwandelte. Während Spacy die Checkliste für Hunter laut vorlas, kontrollierte dieser Sitz, Dichtigkeit und Funktionalität sämtlicher Baugruppen an dem eine Million Dollar teuren Spezialanzug.
»Temperaturregelventil?«
»Okay!«
»Anzeige- und Kontrollmodul?«
»Okay!«
»Außenbordvisier?«
»Okay!«
»Sublimator?«
»Okay!«
»Fernsehkamera?«
»Okay!«
»Primäres und sekundäres Sauerstoffpaket?«
»Okay!«
»Verunreinigungs-Kontrollkartusche?«
»Okay!«
»Temperaturregelventil?«
»Okay!«
»Pampers-Füllvolumenkontrollanzeige?«
»Hä?«
»Alles bestens!«, grinste Spacy und nahm einen Schluck aus der im Helm eingelassenen Trinktüte, deren Inhalt völlig geschmacksneutral war. »Mist, das ist kein Jim Beam .«
»Mark, würdest du bitte stillhalten? Ich muss den Batterie-Status checken und den Funkkanal einstellen. Und einen Reset am Alarm-Computer durchführen. Außerdem stimmt irgendetwas nicht mit der Flüssigkühlungsunterwäsche. Die Temperatur lässt sich nicht runter regeln.«
»Merke ich auch. Mir läuft jetzt schon die Suppe, als ob ich in einer Sauna sitzen würde.«
»Aber das haben wir gleich, nur einen kleinen Augenblick noch.«
Aus dem Augenblick wurden zehn Minuten, dann war zumindest dieser Teil der Prozedur abgeschlossen. Es folgte das Anlegen des Carfentanyl-Zylinders.
»Ich werde dir die Flasche an das linke Vorderbein binden. Nur so hast du einen Blick auf die digitale Druckanzeige.«
»Und ich dachte schon, ich
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