Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
geologischen Forschungslabore dienten einem halben Dutzend Wissenschaftlern als täglicher Arbeitsplatz. Zusammen mit den Tauchern und Technikern an Deck hielten sich ständig um die dreißig Personen auf diesem Schiff auf.
Als Spacy die Tür seiner kleinen Kabine schloss, die direkt hinter dem Fotolabor lag, musste er wieder zurückdenken an das schreckliche Video im Weißen Haus. Fast zwei Wochen waren nun vergangen, seitdem die HAMAS sich zu Wort gemeldet hatte. Zwei Wochen, in denen keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Der Präsident hatte die NUSA gewaltig unter Druck gesetzt und wollte endlich Ergebnisse sehen, wenn er schon geheime Etats anzapfte. Aber weder NSA, CIA oder FBI lieferten irgendwelche Resultate. Selbst im United States Department of Homeland Security, dem Heimatschutzministerium, wo sich rund 200.000 Mitarbeiter mit der Kontrolle der Grenzen, der Küsten und der Flughäfen beschäftigten, gingen keine Hinweise auf einen Steve Miller oder einen Palästinenser ein, der mit Zubehörteilen eine selbstgebaute Bombe zur Zündung bringen wollte. Alle verdächtigen Terrorzellen im Land waren überprüft und verhört worden, ohne ein brauchbares Ergebnis. Spacy war sich ziemlich sicher, dass erst der 20. Februar eine Erkenntnis bringen würde, von der man bisher noch gar nichts ahnen konnte. Insofern war er froh, sich mit dem konkreten Projekt Flying Fish beschäftigen zu können. Etwas in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass Flying Fish noch eine Bedeutung im Kampf gegen die HAMAS zukommen würde. Es war nur ein vages Gefühl, aber immerhin.
Spacy widmete sich zum wiederholten Mal den Konstruktionsplänen des fliegenden U-Boots und spielte an seinem Laptop die unterschiedlichen Simulationsprogramme durch, die ihn auf eine virtuelle Reise durch den Ozean und anschließend in die Luft brachten. Er arbeitete ein von Hunter entwickeltes und programmiertes Multiple Choice Spiel durch, in dem er alle Fragen zu Steuerung, Ballistik, Verdrängung, archimedischem Prinzip, Waffentechnik, Auftrieb, Vortrieb, Signalübertragung, Telemetrie, Autorotation und vielen weiteren Bereichen jeweils fehlerfrei beantwortete. Der wissenschaftliche Prüfungstest war als Spiel konzipiert und führte durch verschiedene Levels. Am Ende eines jeweiligen Levels gratulierte ein singender Kapitän Nemo, der das Gesicht von Admiral Adamski hatte. Spacy fragte sich insgeheim, wann sein Freund Jack eigentlich noch die Zeit fand, um sich mit solchen programmiertechnischen Spielereien zu beschäftigen.
Schließlich entschied Spacy sich dazu, noch zwei Stunden zu schlafen. Bis es endlich losgehen würde, war noch genügend Zeit. Die Erprobungsfahrt sollte inklusive des anschließenden Fluges von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang gehen und ihn in ein Gebiet führen, welches rund zweihundert Seemeilen östlich der Bahamas lag. Für diese Operationsphase musste er absolut fit sein. Da Spacy über die besondere Gabe verfügte, seine benötigten Schlafeinheiten punktgenau abzurufen, fiel es ihm nicht schwer, in seiner engen Schlafkabine innerhalb weniger Minuten einzuschlummern und träumend Kraft zu tanken.
KAPITEL 12
08.02., 12.00 Uhr
Lake Okeechobee, Florida
S cott Glenmore galt in der Gesellschaft von Tampere als erstklassige Partie. Als leidenschaftlicher Junggeselle, dessen einzige Geliebte die Arbeit war, gab er sich nur gelegentlich dem weiblichen Geschlecht hin. Seine Affären waren meist nur von kurzer Dauer und überstanden kaum einen Monatswechsel. Romantik oder ein ausgeprägtes Gefühlsleben waren nicht die herausragenden Charaktereigenschaften jenes Mannes, der als Chefpilot das nächste Space Shuttle für die NASA zur Internationalen Raumstation ISS fliegen sollte. Mit seinen einundfünfzig Jahren und der Sonnenbräune Floridas im Gesicht wirkte der stets gutmütig und lächelnd dreinblickende Mann mit der Statur eines Ausdauersportlers ungemein anziehend auf Frauen. Sein graumeliertes Haar und sein grauer Schnäuzer hätten ihm in jedem Hollywood-Film eine Rolle als Chefarzt einer Klinik garantiert.
Scott Glenmore freute sich auf sein erstes verlängertes Wochenende seit drei Wochen und steuerte den roten Dodge Viper über den Highway 40 Richtung Lake Okeechobee, wo er in der Nähe von Buckhead Ridge eine kleine Hütte mit einem dazugehörigen Motorboot am See angemietet hatte. Hier wollte er ausspannen und angeln und den Stress des harten Arbeitspensums bei der Weltraumbehörde für zwei Tage vergessen. Glenmore
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