Defekt
dem Grund fragen. Wer hat das Kupfer in den Lagerraum
eingeschleppt? Und in den Kombi? Außerdem wäre es wichtig, das Haus der
verschwundenen Familie noch einmal unter die Lupe zu nehmen und auch dort nach
Kupferspuren zu suchen. Gibt es etwas Interessantes zu der roten Farbe am Boden
und an den Betonbrocken?“
„Alkoholbasis, Hennapigmente. Eindeutig nicht das,
was man in Lacken oder Wandfarben findet“, antwortet Phil.
„Was ist mit vorübergehenden Tätowierungen oder
Körperbemalungen?“
„Durchaus möglich. Aber bei einer Alkoholbasis
könnten wir das nicht feststellen. Das Ethanol oder Isopropanol wäre inzwischen
verdunstet.“
„Merkwürdig, dass wir es in diesem Lagerraum
entdeckt haben, wo es sich bestimmt schon seit einer Weile befunden hat. Hält
jemand Lucy auf dem Laufenden? Wo ist sie eigentlich?“
„Keine Ahnung“, entgegnet Marino.
„Wir brauchen DNA-Proben von Florrie Quincy und
ihrer Tochter Helen“, sagt Scarpetta. „Dann wissen wir, ob das Blut in dem
Laden am Strand von den beiden stammt.“
„Das Blut auf der Toilette ist eindeutig nur von
einer Person“, sagt Randy. „Ganz sicher nicht von zweien. Ansonsten könnten wir
klar bestimmen, ob diese beiden Personen miteinander verwandt sind. Mutter und
Tochter zum Beispiel.“
„Ich werde es mit dem Rasterelektronenmikroskop
untersuchen“, sagt Phil.
„Mit wie vielen Fällen haben wir es hier eigentlich
zu tun?“, fragt Joe. „Und nehmen Sie wirklich an, dass zwischen allen ein
Zusammenhang besteht? Sollen wir die Vermissten deshalb wie Tote behandeln?“
„Ich kann es zwar nicht mit Gewissheit sagen“,
antwortet Scarpetta. „Aber ich befürchte es.“
„Wie ich bereits erklärt habe, gab es im Fall
Simister keine Übereinstimmung in CODIS“, fährt Randy fort. „Aber die DNA an
der Innenseite des blutigen Latexhandschuhs ist nicht dieselbe wie auf der
Außenseite, was nicht weiter verwunderlich ist. An der Innenseite finden sich
Hautschuppen, die vom Träger stammen. Das Blut an der Außenseite kommt aller
Wahrscheinlichkeit nach von einer anderen Person“, erläutert er, und Matthew
wundert sich, wie Randys Frau das nur aushält.
Wie kann man mit so einem Menschen zusammenleben?
Ihn Tag für Tag ertragen?
„Gehört das Blut Daggie Simister?“, unterbricht
Scarpetta seine Ausführungen.
Wie jeder andere vernünftige Mensch geht sie davon
aus, dass ein blutiger Handschuh, der am Tatort von Daggie Simisters Ermordung
gefunden wurde, auch mit ihrem Blut befleckt ist.
„Tja, das Blut auf dem Teppich ist eindeutig ihres.“
„Damit meint er den Teppich am Fenster, wo sie
vermutlich den Schlag auf den Kopf bekommen hat“, ergänzt Joe.
„Ich rede jetzt aber von dem Blut am Handschuh. Ist
es von Daggie Simister?“ Allmählich merkt man Scarpetta die Ungeduld an.
„Nein, Sir.“
Randy spricht jeden, ungeachtet des Geschlechts, mit
Sir an.
„Das Blut am Handschuh ist definitiv nicht von ihr,
und das ist merkwürdig“, fährt Randy, ganz der Umstandskrämer, fort. „Obwohl
das eigentlich zu erwarten gewesen wäre.“
O nein, jetzt geht es schon wieder los, denkt Matthew.
„Da liegen also Latexhandschuhe am Tatort. An der
Außenseite befindet sich Blut, an der Innenseite nicht.“
„Wie sollte das Blut auch an die Innenseite kommen?“
Marino sieht ihn finster an.
„Da ist keines.“
„Ich weiß, dass da keines ist. Aber warum sollte
welches da sein?“
„Wenn der Täter sich zum Beispiel verletzt und in
den Handschuh geblutet hätte. Vielleicht hat er sich ja geschnitten, während
er den Handschuh trug. Das habe ich schon bei Messerstechereien erlebt. Der
Täter trägt Handschuhe, verwundet sich, und so gerät Blut in den Handschuh.
Aber in diesem Fall war das ganz bestimmt nicht so. Und das bringt mich zu
einigen wichtigen Fragen: Warum befindet sich das Blut im Fall Simister außen
am Handschuh, wenn es vom Täter stammt? Und weshalb unterscheidet sich diese
DNA von der, die ich im Inneren desselben Handschuhs sichergestellt habe?“
„Ich denke, das ist uns klar“, unterbricht Matthew,
dessen Geduld mit Randys umständlicher Art gleich zu Ende ist.
Wenn Randy auch nur eine Minute so weiterredet, wird
Matthew die Flucht ergreifen, zum Beispiel unter dem Vorwand, er müsse aufs
Klo oder er habe etwas zu erledigen. Zum Beispiel Gift nehmen.
„An der Außenseite eines Handschuhs ist mit Blut zu
rechnen, wenn der Täter einen blutigen Gegenstand oder eine blutende Person
berührt
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