Defekt
hat Matthew mir geholfen, da die Anatomie
des Ohrs nicht unbedingt mein Spezialgebiet ist. Außerdem fallen Abdrücke
jeglicher Art sowieso eher in seine Abteilung“, fügt Randy hinzu, als ob das
jemanden interessieren würde. „Wie ich gerade sagte, haben wir die DNA aus den
Ohrabdrücken, insbesondere aus dem Bereich der Helix und des Ohrläppchens,
sichergestellt. Sie stammt eindeutig von derselben Person, die auch einen der
Handschuhe getragen hat. Also kann man davon ausgehen, dass besagte Person,
deren Ohrabdruck sich an der Glasscheibe des Hauses der vermissten Familie
befindet, auch Daggie Simister auf dem Gewissen hat. Oder dass sie zumindest
einen der Latexhandschuhe am Tatort trug.“
„Wie oft haben Sie während all dieser Untersuchungen
Ihren dämlichen Bleistift angespitzt?“, zischt Marino ihm zu.
„Wie bitte?“
„Damit Sie auch ja keines dieser faszinierenden
Details vergessen“, sagt Marino so leise, dass Scarpetta ihn nicht hören kann.
„Ich wette, Sie zählen die Ritzen auf dem Gehweg und stellen sich vor dem Sex
die Eieruhr.“
„Randy, fahren Sie bitte fort“, meint Scarpetta.
„Schade, dass es keine Übereinstimmung in CODIS gab.“
Umständlich und faktenhuberisch wie gewöhnlich,
bestätigt Randy ihr noch einmal, dass die Suche in der CODIS genannten
DNA-Datenbank ohne Erfolg geblieben ist. Der Mensch, von dem das fragliche
genetische Material stammt, ist nicht dort gespeichert, ein möglicher Hinweis
darauf, dass er auch nie verhaftet worden ist.
„Die DNA aus dem Blut, das wir in dem Laden am
Strand in Las Olas sichergestellt haben, ist ebenfalls nicht gespeichert.
Allerdings handelt es sich bei einigen der Proben nicht um Blut“, spricht Randy
in das schwarze Telefon auf der Theke. „Keine Ahnung, womit wir es zu tun
haben, jedenfalls mit einer Substanz, die ein falsches positives Ergebnis
auslöst. Lucy meinte, es könnte vielleicht Kupfer sein. Ihrer Ansicht nach
reagiert das Luminol auf das Antipilzmittel, eine Art Kupferspray, das man in
Florida vorbeugend gegen Zitrusbrand verwendet.“
„Wie kommt sie darauf?“, fragt Joe, ein weiterer
Kollege, den Matthew nicht ausstehen kann.
„Am Tatort im Fall Simister wurden drinnen und
draußen große Mengen von Kupfer gefunden.“
„Und welche bei Beach Bums sichergestellten Proben
enthielten nun menschliches Blut?“, fragt Scarpettas Stimme.
„Die aus der Toilette. In den Proben aus dem
Lagerraum war kein Blut, vielleicht ist es ja Kupfer. Ebenso die Spuren aus dem
Kombi. Der Teppich im Fußraum vor dem Beifahrersitz hat auf Luminol
angesprochen, aber es war ebenfalls kein Blut. Wieder eine falsche positive
Reaktion. Könnte ebenfalls Kupfer sein.“
„Phil? Sind Sie da?“
„Hier bin ich“, erwidert Phil, der für die
Faserspuren zuständig ist.
„Es tut mir wirklich Leid“, sagt Scarpetta, und sie
klingt, als ob sie es ehrlich meint. „Aber ich möchte, dass in den Labors auf
Hochtouren gearbeitet wird.“
„Ich dachte, das täten wir sowieso schon und stünden
kurz vor dem Kolbenfresser.“ Und wenn Joe am Ertrinken wäre, er könnte trotzdem
den Mund nicht halten.
„Sämtliche noch nicht analysierten biologischen
Proben müssen auf der Stelle unersucht werden“, drängt Scarpetta.
„Einschließlich der möglichen DNA-Quellen aus dem Haus in Hollywood, wo die
beiden Jungen und die Frauen verschwunden sind. Alles wird mit CODIS
abgeglichen. Es ist davon auszugehen, dass die Vermissten tot sind.“
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter, Joe und Marino
wechseln Blicke. Diese Bemerkung ist völlig untypisch für Scarpetta.
„Sie sprühen ja förmlich vor Optimismus“, sagt Joe.
„Phil, am besten untersuchen Sie die Spuren von dem
Teppich sowie die aus dem Haus im Fall Simister und die aus dem Kombi mit dem
Rasterelektronenmikroskop“, fährt Scarpetta fort. „Dann wissen wir, ob es
wirklich Kupfer ist.“
„Vermutlich strotzt hier alles nur so von Kupfer.“
„Nein, das stimmt nicht“, widerspricht Scarpetta.
„Schließlich gibt es auch Leute, die es nicht brauchen, denn nicht jeder hat
Zitrusbäume im Garten. Doch in den Fällen, mit denen wir es zu tun haben,
bilden die Bäume eine Gemeinsamkeit.“
„Was ist mit dem Laden am Strand? Dort in der Nähe
gibt es doch sicher keine Zitrusbäume.“
„Ein guter Einwand.“
„Nehmen wir einmal an, dass wir in einigen Proben
Spuren von Kupfer finden ...“
„Das wäre wichtig“, erwidert Scarpetta. „Denn dann
müssten wir uns nach
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