Defekt
alles
verdorben, denn dadurch hat er erst richtige Depressionen bekommen. Und dann
noch diese Bemerkung über Scarpetta, der Spruch, dass alle Polizisten auf sie
stehen.
Das Effexor war die absolute Pleite. Dr. Seif hat
kein Recht, ihm ein Medikament zu verschreiben, das ihm das Liebesleben
ruiniert. Und Reba hat den Mund zu voll genommen, indem sie ständig über
Scarpetta redete, so als wäre sie der wichtigste Mensch in Marinos Leben. Genau
das wollte Reba ihm nämlich unter die Nase reiben. Sie wollte ihn nicht
vergessen lassen, dass er keinen mehr hochkriegt und dass es Männer gibt, die
damit keine Schwierigkeiten haben und Scarpetta begehren. Inzwischen nimmt
Marino das Effexor schon seit einigen Wochen nicht mehr, und sein Problem
bessert sich. Allerdings bleiben die Depressionen.
Reba geht ums Auto herum und öffnet den Kofferraum.
Marino fragt sich, was sie vorhat, und kommt zu dem
Schluss, dass er sie eigentlich danach fragen könnte. Außerdem wäre es nur fair
von ihm, zuzugeben, dass er niemanden verhaften darf und deshalb auf ihre Hilfe
angewiesen ist. Auch wenn er noch so sehr mit Drohungen um sich wirft, ist er
nicht befugt, einen Verdächtigen festzunehmen. Das ist es, was er seit seinem
Abschied von der Polizei am meisten vermisst. Reba holt einen Gegenstand, der
aussieht wie ein Wäschesack, aus dem Kofferraum und wirft ihn mit einer
ärgerlichen Geste auf den Rücksitz.
„Hast du da eine Leiche drin?“, fragt Marino,
schlendert auf sie zu und wirft seine Zigarette ins Gras.
„Schon mal was von Müllsäcken gehört?“
Sie knallt die Autotür zu und würdigt ihn keines
Blickes.
„Was ist denn in dem Sack?“
„Ich muss zur Reinigung. Die ganze Woche bin ich
nicht dazu gekommen, nicht dass dich das etwas anginge“, sagt sie und versteckt
sich hinter einer dunklen Sonnenbrille. „Und behandle mich nicht mehr wie ein
Stück Dreck, zumindest nicht in Anwesenheit anderer Leute. Wenn du dich schon
aufführen willst wie das Hinterletzte, lass es wenigstens nicht in der Öffentlichkeit
raushängen.“
Marino blickt zurück zu seiner Palme, als ob sie
sein Lieblingsplatz wäre. Dann betrachtet er das verputzte Gebäude, das sich
von dem leuchtend blauen Himmel abhebt, und überlegt, wie er sich am besten
ausdrücken soll.
„Du warst respektlos“, sagt er schließlich.
Reba starrt ihn entgeistert an. „Ich? Wovon redest
du? Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Ich weiß nur noch, dass wir eine
gemütliche Spazierfahrt unternommen haben. Dann hast du mich mit zu Hooters
geschleppt, übrigens ohne mich zu fragen, ob ich da überhaupt hinwollte. Warum
du mit einer Frau in einen Laden gehst, in dem die Kellnerinnen halb nackt
herumlaufen, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. So viel zum Thema
Respektlosigkeit. Das soll wohl ein Witz sein! Ich durfte dabeisitzen, während
du halbnackte Mädchen angeglotzt hast.“
„Das stimmt nicht.“
„Doch.“
„Nein“, erwidert er und zieht eine
Zigarettenschachtel aus der Tasche.
„Du rauchst zu viel.“
„Ich habe überhaupt niemanden angeglotzt, sondern
nur gemütlich meinen Kaffee getrunken. Und da hast du angefangen, dummes Zeug
über Doc Scarpetta zu reden, und ich habe es nicht nötig, mir so einen
respektlosen Schwachsinn anzuhören.“
Sie ist eifersüchtig, denkt er. Sie hat das nur gesagt, weil sie dachte, dass er
die Kellnerinnen bei Hooters angafft. Vielleicht hat er das ja wirklich getan.
Um etwas zu demonstrieren.
„Ich arbeite schon seit einer Ewigkeit mit ihr
zusammen, und ich erlaube einfach nicht, dass jemand so über sie spricht“,
fährt Marino fort und zündet sich eine Zigarette an. Als er in die Sonne
blinzelt, bemerkt er eine Gruppe von Lehrgangsteilnehmern, für eine Exkursion
gekleidet, die auf die Geländefahrzeuge auf dem Parkplatz zusteuern.
Vermutlich wollen sie zum Ausbildungszentrum der Polizei von Hollywood, um sich
eine Vorführung des Bombenentschärfungskommandos anzusehen.
Offenbar steht heute eine Übung mit Eddie, dem
Remote-Tec-Roboter, auf dem Plan, der klingt wie eine riesige Krabbe, wenn er,
an einem Glasfaserkabel hängend, auf seinen Panzerketten die Aluminiumrampe des
Transportanhängers hinunterkriecht und die Muskeln spielen lässt. Vielleicht
markiert auch Bunky, der Sprengstoffhund, den dicken Max. Oder die
Feuerwehrleute protzen mit ihren großen Löschzügen. Manchmal veranstalten auch
die Spezialisten in ihren High-Tech-Schutzanzügen ein kleines Feuerwerk und
sprengen mit
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