Defekt
Dynamit ein Auto in die Luft.
Marino vermisst das. Er ist es leid, nicht
mitspielen zu dürfen.
„Entschuldige“, sagt Reba. „Ich wollte ihr wirklich
nicht zu nahe treten. Ich habe doch nur gesagt, dass einige meiner Kollegen
...“
„Ich möchte, dass du jemanden festnimmst“,
unterbricht er sie und schaut auf die Uhr. Er will nicht, dass sie ihre
Äußerung im Hooters wiederholt. Sonst müsste er sich der Tatsache stellen,
dass auch er seinen Teil dazu beigetragen hat. Vielleicht sogar den größten.
Das Effexor. Reba hätte es früher oder später
herausgefunden. Das verdammte Zeug hat ihn ruiniert.
„In etwa einer halben Stunde. Falls das mit dem
Waschsalon noch warten kann.“
„Reinigung, du Arschloch“, gibt sie zurück, aber ihr
feindseliger Ton klingt nicht sehr überzeugend.
Sie mag ihn immer noch.
„Schließlich habe ich selbst eine Waschmaschine und
einen Trockner. Ich lebe doch nicht auf einem Campingplatz.“
Marino versucht, Lucy auf dem Mobiltelefon zu
erreichen. Währenddessen sagt er zu Reba: „Ich habe eine Idee. Ich weiß zwar
nicht, ob es klappen wird, aber vielleicht haben wir ja Glück.“
Lucy meldet sich zwar, erklärt aber, sie könne nicht
frei reden.
„Es ist wichtig“, beharrt Marino mit einem Blick auf
Reba und erinnert sich an ihr gemeinsames Wochenende auf Key West, als er noch
kein Effexor geschluckt hat. „Ich brauche nur zwei Minuten.“
Er hört, wie Lucy zu jemandem sagt, sie müsse rasch
telefonieren und werde gleich zurück sein. Eine Männerstimme erwidert, das
sei kein Problem. Dann hallen Marino Lucys Schritte im Ohr. Marino betrachtet
Reba und denkt daran, wie sie sich in der Paradise Lounge im Holiday Inn mit
Captain-Morgan-Rum betrunken und die Sonnenuntergänge betrachtet haben. Bis
spät in der Nacht haben sie im Whirlpool gesessen, damals, als er noch nicht
auf Effexor war.
„Bist du noch dran?“, fragt Lucy.
„Ist es möglich, mit zwei Mobiltelefonen, einem
Festnetzanschluss und nur zwei Personen eine Dreifach-Telefonkonferenz zu
führen?“
„Was soll das werden? Ein Mensa-Testfrage?“
„Ich möchte, dass es so aussieht, als säße ich in
meinem Büro am Telefon und spräche mit dir, obwohl ich in Wirklichkeit mein
Mobiltelefon benutze. Hallo? Bist du noch dran?“
„Willst du damit andeuten, dass jemand deine
Gespräche an einem Telefon mit mehreren Anschlüssen abhört, das mit der
PBX-Anlage verbunden ist?“
„An dem verdammten Telefon, das auf meinem
Schreibtisch steht“, erwidert er und beobachtet, wie Reba ihn ansieht. Er fragt
sich, ob sie beeindruckt ist.
„Genau das habe ich gemeint. Hast du einen
Verdacht?“, gibt Lucy zurück.
„Ich muss mich zwar noch vergewissern, aber ich bin
ziemlich sicher, dass ich weiß, wer es ist.“
„Dazu braucht man das Passwort des
System-Administrators. Und das habe nur ich.“
„Ich fürchte, jemand hat es sich besorgt. Das würde
jedenfalls eine Menge erklären. Ist es möglich?“, fragt er sie wieder. „Kann
ich dich vom Bürotelefon aus anrufen, anschließend eine Konferenzschaltung auf
mein Mobiltelefon legen und dann die Büroleitung offen lassen, damit man
glaubt, dass ich von dort aus telefoniere, obwohl das nicht stimmt?“
„Ja, das geht“, antwortet sie. „Allerdings musst du
dich ein bisschen gedulden.“
Dr. Seif betätigt einen blinkenden Knopf an ihrem
Telefon.
„Unser nächster Anrufer, der nun schon eine Weile
auf dieses Gespräch wartet, hat einen ungewöhnlichen Spitznamen. Hog? Ich muss
mich entschuldigen. Sind Sie noch dran?“
„Ja, Ma'am“, ist im Studio eine leise Stimme zu
hören.
„Sie sind auf Sendung“, sagt Dr. Seif. „Also, Hog?
Warum erzählen Sie uns nicht zuerst, wie Sie zu diesem Spitznamen gekommen
sind. Sicher sind unsere Zuschauer neugierig.“
„So heiße ich eben.“
Schweigen entsteht, doch Dr. Seif füllt es sofort.
Während der Sendezeit darf keine Lücke entstehen.
„Also gut, Hog. Sie haben angerufen, um uns eine
erstaunliche Mitteilung zu machen. Sie sind für eine Gärtnerei tätig und haben
in einem bestimmten Stadtviertel Zitrusbrand in einem Garten entdeckt ...?“
„Nein, ganz so war es nicht.“
Dr. Seif wird allmählich ungeduldig. Hog hält sich
nicht ans Drehbuch. Bei seinem Anruf am späten Dienstagabend hat er der Person,
für die sie sich ausgegeben hat, gemeldet, er sei im Garten einer alten Frau in
Hollywood auf Zitrusbrand gestoßen. Nur ein einziger Orangenbaum sei befallen,
und nun
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