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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auch mit Ihnen über die Möglichkeit reden wollen, als Gast
in meine Show zu kommen.“
    „Und die Telefonnummern aller Anrufer“, erinnert sie
Benton.
    „Dr. Seif?“, mischt sich Scarpetta ein und schaut
missmutig aus dem Fenster. Es hat wieder zu schneien begonnen.
    „Was ist mit Davids Bruder Tony?“
    „Sie haben viel gestritten.“
    „War Tony auch bei Ihnen in Behandlung?“
    „Ich bin ihm nie begegnet“, erwidert Dr. Seif.
    „Sie sagten, Sie hätten Ev und Kristin kennen
gelernt. Litt eine der beiden an einer Essstörung?“
    „Sie waren nicht meine Patientinnen.“
    „Ich denke, dass man das am Äußeren feststellen
kann. Eine von ihnen ernährte sich fast ausschließlich von Karotten.“
    „Nach dem Aussehen zu urteilen, war es Kristin“,
erwidert Dr. Seif.
    Scarpetta wirft Benton einen Blick zu. Nachdem sie
auf die gelblich verfärbte Dura mater gestoßen ist, hat sie sofort veranlasst,
dass sich das DNA-Labor mit Detective Thrush in Verbindung setzt. Die DNA der
toten Frau in Massachusetts wurde mit der aus den gelben Flecken an der Bluse
verglichen, die Scarpetta in Kristins und Evs Haus sichergestellt hat. Aller
Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei der Toten in der Leichenhalle in Boston
um Kristin. Allerdings hat Scarpetta nicht vor, das Dr. Seif zu verraten, denn
der Frau wäre durchaus zuzutrauen, dass sie im Radio darüber spricht.
    Benton steht vom Sofa auf, um Holz nachzulegen, als
Scarpetta das Telefonat beendet. Im Schein der Laternen an Bentons Gartentor
beobachtet sie, wie es heftig weiterschneit.
    „Keinen Kaffee mehr“, sagt Benton. „Ich bin schon
unruhig genug.“
    „Hört es denn nie auf zu schneien?“
    „Die Hauptstraßen sind inzwischen wahrscheinlich
schon geräumt. Das geht hier erstaunlich schnell. Ich glaube nicht, dass die
Jungen etwas damit zu tun haben.“
    „Sicher haben sie das“, widerspricht sie und setzt
sich auf die Ofenbank. „Sie sind verschwunden. Kristin ist offenbar tot.
Vermutlich leben sie alle nicht mehr.“
     
    60
     
    Während Reba, in das Lesen von Horror-Szenen
versunken, dasitzt, ruft Marino Joe an.
    „Ich muss ein paar Dinge mit Ihnen besprechen“, sagt
er zu ihm. „Es gibt da nämlich ein Problem.“
    „Was für ein Problem denn?“, erkundigt Joe sich
argwöhnisch.
    „Das erzähle ich Ihnen lieber persönlich. Aber
zuerst muss ich in meinem Büro ein bisschen herumtelefonieren und noch einiges
erledigen. Wo sind Sie in der nächsten Stunde?“
    „Zimmer 112.“
    „Sind Sie jetzt schon da?“
    „Ich bin dorthin unterwegs.“
    „Lassen Sie mich raten“, sagt Marino. „Um an einer
neuen Horror-Szene zu arbeiten, die Sie mir geklaut haben.“
    „Wenn es das ist, worüber Sie mit mir reden wollen
...“
    „Aber nein“, erwidert Marino. „Es kommt noch viel
schlimmer.“
    „Du hast ja echt was drauf“, sagt Reba zu Marino und
legt die Mappe mit den Horror-Szenen wieder auf seinen Schreibtisch. „Das ist
wirklich gut, Pete.“
    „In fünf Minuten geht es los. Geben wir ihm zuerst
Zeit, in sein Büro zu gehen.“ Inzwischen hat Marino Lucy am Telefon. „Was soll
ich jetzt tun?“
    „Wir beide legen jetzt auf. Dann drückst du den
Konferenzknopf deines Bürotelefons und wählst meine Mobilfunknummer. Wenn ich
mich melde, drückst du wieder auf den Konferenzknopf und wählst diesmal deine
eigene Mobilfunknummer. Dann kannst du dein Bürotelefon entweder auf
Warteschleife schalten, damit die Leitung offen bleibt, oder einfach den Hörer
neben den Apparat legen. Auf diese Weise wird jeder, der dein Telefon abhört,
annehmen, dass du im Büro bist.“
    Marino wartet eine Weile und befolgt dann Lucys
Anweisungen. Danach verlässt er mit Reba das Gebäude, während er weiter am
Mobiltelefon mit Lucy spricht. Sie plaudern angeregt miteinander und hoffen,
dass Joe sie dabei belauscht. Bis jetzt haben sie Glück, denn der Empfang ist
gut. Lucy klingt, als wäre sie im Nebenzimmer.
    Sie unterhalten sich über neue Motorräder. Sie
unterhalten sich über alles Mögliche, während Marino und Reba zu ihrem Ziel
unterwegs sind.
    Das Last-Stand-Motel ist ein umgebauter, in drei
Zimmer aufgeteilter doppelt breiter Wohncontainer, der der Nachstellung von
Verbrechen dient. Jedes Zimmer besitzt eine eigene Tür mit einer aufgemalten
Nummer. Zimmer 112 befindet sich in der Mitte. Marino bemerkt, dass die Gardine
am Fenster zugezogen ist, und er hört das Brummen der Klimaanlage. Die Tür ist
verschlossen. Marino versetzt ihr einen

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