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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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weist Scarpetta das Ansinnen zurück.
„Damit habe ich abgeschlossen. Außerdem ist Marino, falls Sie das vergessen
haben sollten, einer der Ermittler der Akademie. Und deshalb würde ich ihn auch
nicht loswerden, wenn ich hier kündige und ganztags am Gerichtsmedizinischen
Institut anfange. Wer ist übrigens Mrs. Simister, und zu welcher Kirche gehört
sie?“, fragt sie verdattert beim Anblick einer der Telefonnotizen.
    „Nie von ihr gehört, aber sie tat, als würde sie Sie
kennen.“
    „Keine Ahnung, wer das sein soll.“
    „Sie hat vor ein paar Minuten angerufen, um Ihnen
von einer vermissten Familie in der Gegend von West Lake Park zu erzählen.
Ihre Nummer hat sie nicht hinterlassen. Sie wollte sich wieder melden.“
    „Was für eine vermisste Familie? Hier in Hollywood?“
    „Das hat sie wenigstens gesagt. Also, Sie fliegen
leider ab Miami, dem grässlichsten Flughafen der Welt. Ich finde, dass wir so
um ... tja, Sie wissen ja, was für einen Verkehr wir hier haben. Vielleicht
sollten wir schon um vier losfahren. Aber wir brechen erst auf, nachdem ich
Ihren Flug bestätigt habe.“
    „Habe ich auch sicher einen Platz in der ersten
Klasse? Und niemand hat mein Ticket storniert?“
    „Den Ausdruck Ihrer Buchungsbestätigung habe ich
hier. Doch Sie müssen einchecken, weil es ein Last-Minute-Flug ist.“
    „Ist das zu fassen? Erst streichen sie meine
Reservierung, und nun ist es ein Last-Minute-Flug, weil sie mich wieder einbuchen
mussten.“
    „Alles ist geregelt.“
    „Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, Rose, aber
das haben Sie letzten Monat auch gesagt. Und dann stand mein Name nicht im
Computer, und ich musste Touristenklasse fliegen. Den ganzen Weg bis nach Los
Angeles. Und schauen Sie nur, was gestern passiert ist.“
    „Ich habe den Flug gleich heute Morgen bestätigen
lassen. Und jetzt mache ich es nochmal.“
    „Meinen Sie, dass es um Marinos Horror-Szenen geht?
Ob er sich deshalb so seltsam benimmt?“
    „Ich habe den Verdacht, dass er sich seitdem von
Ihnen geschnitten fühlt und glaubt, dass Sie kein Vertrauen mehr zu ihm hätten
und ihn nicht respektierten.“
    „Wie soll ich mich auch weiter auf seine
Urteilsfähigkeit verlassen?“
    „Also, ich denke immer noch, dass Marino nichts
damit zu tun hatte“, erwidert Rose. „Ich habe die fragliche Horror-Szene selbst
getippt und Korrektur gelesen, so wie alle anderen auch. Und wie ich Ihnen
bereits gesagt habe, war nirgendwo von einem Spritzbesteck in der Tasche des
dicken, alten toten Mannes die Rede.“
    „Er hat die Szene arrangiert. Er hatte die Leitung.“
    „Aber er schwört, dass jemand die Spritze in die
Tasche der Leiche geschmuggelt haben muss. Vielleicht die Teilnehmerin selbst,
in dem Versuch, uns auf Schadenersatz zu verklagen. Ich kann Marino nicht verdenken,
dass er gekränkt ist. Schließlich waren die Horror-Szenen seine Idee, und nun
hat Dr. Arnos das Projekt an sich gerissen und wird von den Lehrgangsteilnehmerinnen
angehimmelt, während Marino ...“
    „Marino ist unfreundlich zu den Lehrgangsteilnehmern.
Und zwar seit dem ersten Tag.“
    „Jetzt ist es noch schlimmer geworden. Sie kennen
ihn nicht und halten ihn für einen Dinosaurier, ein übellauniges Relikt aus
alten, längst vergangenen Zeiten. Und ich weiß genau, wie es ist, wenn man so
behandelt wird und sich, noch schlimmer, auch so fühlt.“
    „Sie sind alles andere als ein Dinosaurier.“
    „Wenigstens stimmen Sie mir zu, dass ich alt bin“,
meint Rose auf dem Weg ins Nebenzimmer. „Ich würde ihm noch eine Chance geben“,
fügt sie hinzu.
     
    Im Zimmer 112 des Last Stand Motel sitzt Joe an
einem Pressspan-Schreibtisch gegenüber dem klapprigen Bett, ruft im Computer
Scarpettas Flugreservierung auf, notiert sich die Flugnummer und weitere
Informationen und wählt die Nummer der Fluggesellschaft.
    Nachdem er fünf Minuten in der Warteschleife
verbracht hat, wird er endlich mit einem leibhaftigen Menschen verbunden.
    „Ich möchte einen Flug umbuchen“, sagt er.
    Er gibt die Daten durch und ändert den Sitzplatz auf
Touristenklasse, und zwar so weit hinten in der Maschine wie möglich. Am
liebsten wäre ihm ein Mittelplatz, weil seine Chefin nicht gern am Fenster oder
am Gang sitzt. Genau so ist er schon vor einem Monat erfolgreich vorgegangen,
als Scarpetta nach Los Angeles fliegen wollte. Er könnte ihren Flug auch wieder
stornieren, aber so ist es lustiger.
    „Ja, Sir.“
    „Was ist mit einem E-Ticket?“
    „Nein, Sir, bei einer

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