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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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müssen Sie am Schalter einchecken.“
    Erfreut hängt Joe auf und stellt sich vor, wie die
allmächtige Scarpetta, eingezwängt zwischen zwei Fremden - hoffentlich fett und
ungewaschen -, drei Stunden Flugzeit verbringen muss. Dann verbindet er
schmunzelnd einen Digitalrecorder mit seinem Mobiltelefon. Die Klimaanlage im
Fenster rattert zwar, bewirkt jedoch nicht viel. Ihm wird unangenehm warm, und
er nimmt den leichten Verwesungsgeruch der letzten Horror-Szene wahr, bei der
rohe Schweinerippen, Rinderleber und Hühnerhaut, in einen Teppich eingerollt
und unter den Bodendielen im Wandschrank versteckt, eine Rolle spielten.
    Diese Übung hat Joe unmittelbar nach einem eigens
auf Kosten der Akademie veranstalteten Mittagessen abgehalten, bei dem es
gegrillte Rippchen und Reis gab. Einige Lehrgangsteilnehmer mussten sich
übergeben, als das stinkende, von Fäulnisflüssigkeit triefende und von Maden
wimmelnde Bündel entdeckt wurde. In seiner Hast, die simulierten menschlichen
Überreste zu entfernen und den Tatort zu säubern, hat Team A den abgebrochenen
Fingernagel übersehen, der sich, in der widerwärtigen Masse verborgen,
ebenfalls unter den Dielenbrettern befand. Wie sich herausstellte, handelte es
sich dabei um das einzige Beweisstück, das zur Entlarvung des Täters hätte
führen können.
    Joe zündet sich eine Zigarre an und erinnert sich
genüsslich an diese erfolgreiche Horror-Szene. Die Freude ist ihm noch dadurch
versüßt worden, dass Marino einen Aufstand gemacht und darauf beharrt hatte,
er, Joe, hätte ihm wieder einmal eine Idee gestohlen. Dieser Trampel von einem
Cop muss erst noch dahinterkommen, dass das von Lucy ausgewählte Kommunikationssystem
mit einer Schnittstelle zum Netzwerk der Akademie jedem Menschen mit der dazu
nötigen Sicherheitsfreigabe die Möglichkeit eröffnet, seine Kollegen nach
Belieben zu überwachen.
    Die furchtlose Superagentin Lucy war unachtsam und
hat doch tatsächlich ihr Treo - ein hochmodernes Palm-großes
Kommunikationsgerät, das gleichzeitig als digitaler Terminplaner,
Mobiltelefon, zum Versenden und Empfangen von E-Mails, als Kamera und zur
sonstigen Datenverwaltung dient - in einem ihrer Helikopter liegen gelassen.
Das war vor einem knappen Jahr, als Joe seine Facharztausbildung gerade
angetreten hatte. Ein unglaubliches Glück hat es gewollt, dass er ausgerechnet
an diesem Tag mit einer Lehrgangsteilnehmerin - einer ganz besonders hübschen
sogar - in den Hangar gegangen ist, um dem Mädchen Lucys Helikopter zu zeigen.
Und da hat er zufällig das Treo im Bell 407 bemerkt. Lucys Treo.
    Da es noch eingeschaltet war, brauchte Joe ihr
Passwort nicht, um Zugriff auf die Daten zu haben. Er hat das Treo mitgenommen,
sämtliche Dateien heruntergeladen und das Gerät anschließend in den Helikopter
zurückgelegt, und zwar auf den Boden, sodass es ein Stückchen unter einem Sitz
hervorlugte. Als Lucy es ein paar Stunden später fand, wusste sie nicht, was
geschehen war. Und sie ist immer noch ahnungslos.
    Nun ist Joe im Besitz von Dutzenden von Passwörtern,
einschließlich Lucys Zugangscode, mit dem er sich in die Computer- und
Telekommunikationssysteme des Regionalbüros in Südflorida, der Zentrale in
Knoxville und den Filialen in New York und Los Angeles einloggen und Daten
manipulieren kann. Außerdem hat er so Zugriff auf Benton Wesleys Computer,
seine streng geheime BESTIE-Studie und alle vertraulichen Informationen, die
er und Scarpetta miteinander austauschen. Joe kann Dateien und E-Mails
umleiten, die geheimen Telefonnummern von jedem, der einmal etwas mit der
Akademie zu tun hatte, ausfindig machen, und überhaupt ein Tohuwabohu
anrichten. In einem Monat endet seine Facharztausbildung, und wenn er dann
fortgeht, wird er eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Vielleicht wird er
es ja schaffen, die Akademie zum Kollabieren zu bringen und dafür zu sorgen,
dass alle Beteiligten, insbesondere Marino - dieser vertrottelte Fettwanst -
und der weibliche Feldwebel Scarpetta, einander hassen.
    Das Bürotelefon des Blödmanns zu überwachen ist ein
Kinderspiel. Joe kann nämlich unbemerkt den Raumlautsprecher aktivieren,
sodass er sozusagen wie ein eingeschaltetes Mikrofon wirkt. Marino diktiert
alles, einschließlich seiner Horror-Szenen, auf Band, und Rose tippt es
anschließend ab, weil er weder die Rechtschreibung noch die Regeln der
Grammatik beherrscht. Er liest sowieso kaum und ist praktisch Analphabet.
    Joe wird von einem

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