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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Hochgefühl ergriffen, als er
Zigarrenasche in eine Coladose schnippt und sich in das Netzwerk einloggt.
Dann verschafft er sich Zugang zu Marinos Bürotelefon und aktiviert den
Raumlautsprecher, um herauszufinden, was sein Gegenspieler im Schilde führt.
     
    23
     
    Nur widerwillig hat Scarpetta sich bereit erklärt,
als beratende forensische Pathologin bei BESTIE mitzuarbeiten.
    Sie hat Benton gewarnt und versucht, ihm das Projekt
auszureden, und zwar mit der Begründung, dass es die Probanden dieser Studie
nur wenig kümmert, ob sie es mit einem Arzt, Psychologen oder Harvard-Professor
zu tun haben.
    Die brechen dir das Genick oder
knallen dir den Kopf gegen die Wand wie jedem x-Beliebigen. Es gibt keine
Immunität aufgrund intellektueller Überlegenheit.
    Ich habe den Großteil meines
Lebens mit solchen Leuten verbracht, Kay, widersprach Benton. Das ist mein Beruf.
    Aber du warst noch nie unter
derartigen Bedingungen mit ihnen konfrontiert. Nicht in einer psychiatrischen
Klinik, die einer Eliteuniversität angegliedert ist und in ihrer Geschichte
noch nie mit verurteilten Mördern zu tun hatte. Du blickst nicht nur in den
Abgrund hinab, Benton, sondern stattest ihn noch mit Beleuchtung und einem
Aufzug aus.
    Durch die Wand des Büros hört sie Roses Stimme.
    „Wo haben Sie um Himmels willen gesteckt?“, fragt
Rose.
    „Und wann gehen wir zusammen auf Spritztour?“,
erwidert Marino laut.
    „Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass mich keine
zehn Pferde auf dieses Ding kriegen. Ich glaube, mit Ihrem Telefon stimmt etwas
nicht.“
    „Ich träume schon lange davon, Sie einmal in
schwarzem Leder zu sehen.“
    „Ich habe Sie gesucht, aber Sie waren nicht in Ihrem
Büro. Jedenfalls haben Sie die Tür nicht aufgemacht ...“
    „Ich war den ganzen Vormittag nicht da.“
    „Aber das Lämpchen für Ihren Anschluss leuchtet.“
    „Nein, tut es nicht.“
    „Vor ein paar Minuten hat es aber geleuchtet.“
    „Kontrollieren Sie mich schon wieder? Ich glaube,
Sie stehen doch auf mich, Rose.“
    Während Marino lautstark weiterschwadroniert, liest
Scarpetta eine E-Mail, die sie gerade von Benton bekommen hat. Es ist eine
Anzeige für den Boston
Globe und das Internet, in der
Testpersonen für eine Studie gesucht werden.
     
    Gesunde Erwachsene für MRT-Studie
gesucht
    Eine Gruppe von Wissenschaftlern erforscht in
Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Harvard Universität die
Struktur und Funktion des Gehirns bei gesunden Erwachsenen, und zwar im Zentrum
für Bildgebung in den Neurowissenschaften am McLean Hospital in Belmont,
Massachusetts.
    „Gehen Sie jetzt rein, Dr. Scarpetta wartet bereits,
und Sie kommen schon wieder zu spät“, hört sie Rose in strengem, aber dennoch
freundschaftlichem Ton schimpfen. „Sie müssen es sich abgewöhnen, ständig
unangekündigt zu verschwinden.“
     
    Sie können an dieser Studie teilnehmen, wenn Sie:
    • Männlich und zwischen 17
und 45 Jahren alt sind
    • Bereit sind, fünfmal ins McLean
Hospital zu kommen
    • Nie eine Kopfverletzung
erlitten oder Drogen konsumiert haben
    • Nie an Schizophrenie oder
einer bipolaren Störung erkrankt waren
     
    Scarpetta blättert den Text weiter durch, bis sie
zum interessanten Teil kommt, nämlich dem Postskriptum von Benton:
     
    Du
würdest dich wundern, wie viele Leute sich für normal halten. Ich wünschte, es
würde endlich aufhören zu schneien. Ich liebe dich.
     
    Marinos massige Gestalt
füllt den Türstock. „Was gibt's?“, fragt er.
    „Bitte mach die Tür zu“, erwidert Scarpetta und
greift zum Telefon. Marino schließt die Tür und setzt sich, allerdings nicht
direkt gegenüber von Scarpetta, sondern ein Stück zur Seite, damit er sie in
ihrem großen Ledersessel hinter dem gewaltigen Schreibtisch nicht ansehen muss.
Sie kennt seine Tricks und seine hinterhältigen Kunststückchen. Doch er mag es
nun einmal nicht, wenn sie sich hinter ihrem Schreibtisch verschanzt. Lieber
würde er mit ihr zusammensitzen, ohne dass ein Möbelstück zwischen ihnen
steht. Wie unter Gleichgestellten. Aber Scarpetta kennt sich mit
Büropsychologie aus, und zwar viel besser als er.
    „Bitte gedulde dich einen Moment“, sagt sie.
    BONG-BONG-BONG-BONG-BONG-BONG - das sind die rasch
aufeinander folgenden Töne eines Radiofrequenzpulses, die ein Magnetfeld dazu bringen,
Protone zu stimulieren.
    Im MRT-Labor wird gerade die Gehirnstruktur eines so
genannten Normalmenschen abgetastet.
    „Wie schlecht ist denn das Wetter bei

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