Defekt
dass diese Gärten bei den
Routinekontrollen niemandem aufgefallen sind?“
„Weil nichts daraufhinweist, dass Ihre Leute je dort
gewesen sind. Ich habe jahrelange Erfahrung mit Zitrusbäumen in dieser Gegend
und bin, seit ich denken kann, in Gärtnereien beschäftigt. Also habe ich schon
jede Menge Katastrophen zu Gesicht bekommen. Ganze Plantagen mussten abgebrannt
werden, Existenzen wurden ruiniert.“
„Haben Sie an den Früchten irgendwelche Flecken gesehen?“
„Wie ich bereits sagte, scheint sich der Zitrusbrand
in einem sehr frühen Stadium zu befinden. Ich habe erlebt, dass ganze Plantagen
angezündet werden mussten und dass die Besitzer Pleite gegangen sind.“
„Haben Sie sich nach dem Betreten des Gartens, in
dem Sie Zitrusbrand entdeckt haben wollen, desinfiziert?“
Die Frau ist ihm unsympathisch. Er findet sie
verbohrt und erbsenzählerisch.
„Selbstverständlich. Immerhin bin ich bereits seit
einer Weile in diesem Geschäft. Wie immer habe ich mich eingesprüht und meine
Werkzeuge vorschriftsgemäß mit GX-1027 behandelt. Ich kenne die Folgen.
Schließlich habe ich erlebt, dass kommerzielle Plantagen abgebrannt und
aufgegeben werden mussten und Existenzen ruiniert wurden.“
„Verzeihung ...“
„Es könnte zu einer Katastrophe kommen.“
„Verzeihung ...“
„Man darf den Zitrusbrand nicht auf die leichte
Schulter nehmen“, sagt Hog.
„Wie lautet die Registriernummer des Fahrzeugs, das
Sie beruflich nutzen? Ich nehme doch an, dass Sie den vorgeschriebenen
schwarzgelben Aufkleber an der rechten Seite Ihrer Windschutzscheibe haben.
Diese Nummer brauche ich.“
„Die Nummer tut nichts zur Sache“, erwidert Hog der
Kontrolleurin, die anscheinend glaubt, ihm Vorschriften machen zu können. „Das
Fahrzeug gehört meinem Chef, und wenn der hört, dass ich bei Ihnen angerufen
habe, kriege ich richtig Ärger. Sollte sich nämlich herumsprechen, dass meine
Gärtnerei einen Fall von Zitrusbrand gemeldet hat, sodass vielleicht jeder
Zitrusbaum in der Gegend vernichtet werden muss, können wir den Laden gleich
dichtmachen.“
„Dafür habe ich volles Verständnis, Sir. Aber ich
brauche die Nummer Ihres Aufklebers für unsere Unterlagen. Außerdem würde ich
mich nötigenfalls gern wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.“
„Nein“, entgegnet er. „Dann verliere ich meinen
Job.“
21
An der Raststätte wimmelt es von Truckern, die ihre
Laster hinter dem Tankstellenshop, neben dem Chickee-Hut-Restaurant oder in
Reih und Glied am Waldrand parken; sie schlafen in den Fahrzeugen und haben
vermutlich auch Sex darin.
Die Trucker essen im Chickee Hut, das falsch
geschrieben ist, weil die Leute, die hier verkehren, sowieso ungebildet sind
und die richtige Schreibweise nicht kennen. Sie wissen ja nicht einmal, was das
Wort bedeutet. Chikee kommt nämlich aus der Sprache der Seminolen, aber nicht
einmal die haben eine Ahnung, wie man es schreibt.
Die unwissenden Trucker fressen Kilometer und machen
hier Halt, um ihr Geld im Tankstellenshop auszugeben, wo man nicht nur Diesel,
sondern auch Bier, Hotdogs und Zigarren bekommt und wo eine Glasvitrine mit
verschiedenen Klappmesser-Modellen steht. Die Kunden können im
Golden-Tee-Spielsalon Billard spielen oder in der CB-Antennen-Werkstatt oder
beim Reifenservice ihre Wagen ausrüsten lassen. Diese Raststätte fernab der
Zivilisation bietet sämtliche Dienstleistungen an, und die Leute, die hier
kommen und gehen, sind mit sich selbst beschäftigt, sodass sich niemand um Hog
kümmert. Sie würdigen ihn kaum eines Blickes, und es herrscht ein derart reger
Betrieb, dass er fast nie jemandem ein zweites Mal begegnet - mit Ausnahme des
Mannes, der im Chickee-Hut-Restaurant arbeitet.
Das Restaurant befindet sich hinter einem
Maschendrahtzaun am Ende des Parkplatzes. Am Zaun hängen Schilder, die
verkünden, dass Betteln und Hausieren hier verboten und dass nur Spürhunde
zugelassen sind. Außerdem erfolgt das Betreten durch wilde Tiere auf eigene
Gefahr. Nachts gibt es hier ziemlich viele wilde Tiere, aber Hog hat sie noch
nie selbst gesehen, weil er sein Geld weder im Spielsalon am Billardtisch noch
an der Musikbox vergeudet. Er trinkt nicht, er raucht nicht, und er hat auch
keine Lust auf Sex mit einer der Frauen auf der Raststätte.
Sie widern ihn an mit ihren viel zu kurzen Shorts,
den knappen Tops und den von dicken Schichten billigen Make-ups und zu viel
Sonne gegerbten Gesichtern. Die Frauen sitzen auf der Restaurantterrasse oder
an
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