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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Jahr nach
ihrem Verschwinden nicht mehr losgelassen hat. Doch dann brauchte er vermutlich
Abstand. Er wohnt in einem sehr schönen Haus in Hollywood.“
    Lucy blickt sich um.
    „Hier gibt es keine Weihnachtssachen“, meint Larry,
für den Fall, dass sie danach Ausschau gehalten haben könnte.
    Sie erkundigt sich nicht weiter nach Mrs. Quincys
Sohn Fred, denn sie hat aus der HIT-Datenbank bereits erfahren, dass Fred
Anderson Quincy sechsundzwanzig Jahre alt und selbständiger Computergrafiker
und Webseiten-Designer ist. Sie kennt auch seine Adresse. Larry erzählt, Fred
habe an dem Tag von Mrs. Quincys und Helens Verschwinden einige Male versucht,
seine Mutter zu erreichen, sei zu guter Letzt zum Laden gefahren und habe ihn
geschlossen vorgefunden. Der Audi seiner Mutter habe noch auf dem Hof
gestanden.
    „Können wir sicher sein, dass Mutter und Tochter an
diesem Morgen überhaupt den Laden betreten haben?“, erkundigt sich Lucy.
„Vielleicht ist ihnen ja schon beim Aussteigen aus dem Auto etwas zugestoßen.“
    „Möglich ist alles.“
    „Wurden im Laden Mrs. Quincys Handtasche oder ihr
Autoschlüssel gefunden? Hatte sie Kaffee aufgesetzt, das Telefon benutzt oder
sonst irgendetwas getan, was darauf hinwies, dass sie und Helen an diesem
Morgen dort gewesen waren? Waren zum Beispiel die Weihnachtsbäume angezündet,
und liefen die Eisenbahnen? Spielte Weihnachtsmusik? War die Ladenbeleuchtung
eingeschaltet?“
    „Ich habe gehört, dass ihre Handtasche und ihre
Autoschlüssel nie entdeckt wurden. Was die Frage, ob etwas im Laden eingeschaltet
war, angeht, gibt es unterschiedliche Versionen. Die einen sagen ja, die
anderen nein.“
    Lucys Blick schweift zu der Tür im hinteren Teil des
Ladens. Sie denkt daran, was Basil Jenrette Benton erzählt hat. Allerdings
kann sie sich nicht vorstellen, wie Basil im Lagerraum jemanden vergewaltigt
und ermordet haben will. Es scheint unmöglich, dass er alles sauber gemacht,
die Leiche zum Auto getragen und sie weggeschafft hat - und das alles, ohne
dabei beobachtet worden zu sein. Schließlich war es helllichter Tag, und die
Straßen sind, selbst jetzt in der Nebensaison, ziemlich belebt. Außerdem fehlt
ihr eine Antwort auf die Frage, was dann mit der Tochter geschehen ist, sofern
er sie nicht entführt und anderswo getötet hat wie seine übrigen Opfer. Ein
schrecklicher Gedanke. Schließlich war sie gerade erst siebzehn.
    „Was ist nach dem Verschwinden von Mutter und
Tochter aus diesem Laden geworden?“, erkundigt sich Lucy. „Wurde er wieder
eröffnet?“
    „Nein. Das Interesse an Weihnachtsartikeln ist
sowieso nicht sehr hoch. Wenn Sie mich fragen, hat Mrs. Quincy den Laden eher
als Hobby betrieben, nicht zum Geldverdienen. Jedenfalls wurde nie wieder
geöffnet, und der Sohn hat einen oder zwei Monate nach ihrem Verschwinden die
Ware ausgeräumt. Im folgenden September ist dann Beach Bums eingezogen, und ich
habe angefangen, hier zu arbeiten.“
    „Ich würde mich gern nochmal hinten umschauen“, sagt
Lucy. „Dann sind Sie mich los.“
     
    Hog pflückt noch zwei Orangen und hebt dann mit dem
aufklappbaren Korb am Ende der langen Stange die Grapefruits auf. Dabei blickt
er über den Kanal und beobachtet, wie Scarpetta und Detective Wagner den
Swimmingpool umrunden.
    Die Polizistin fuchtelt ständig mit den Händen.
Scarpetta macht sich Notizen und schaut sich aufmerksam um. Hog hat einen
Riesenspaß daran, sich das Treiben anzusehen. Sie sind alle nicht so schlau,
wie sie denken. Er wird sie austricksen, und er schmunzelt, als er sich
vorstellt, dass Marino sich ein wenig verspäten wird, aufgehalten von einem
unerwartet platten Reifen. Natürlich wäre es die einfachste und schnellste Lösung
gewesen, einen Wagen der Akademie zu nehmen. Doch für jemanden wie Marino kommt
das nicht in Frage, denn in seiner Wut wird er sicher darauf bestehen, den
Schaden gleich an Ort und Stelle zu beheben. Dicker, verblödeter Hinterwäldler!
Hog kauert sich ins Gras und zerlegt den Obstpflücker, indem er die einzelnen
Aluminiumteile auseinander schraubt und sie wieder in der großen schwarzen
Nylontasche verstaut. Die Tasche ist schwer, und er hängt sie sich um wie ein
Holzfäller, der eine Axt schultert - wie der Holzfäller im Weihnachtsladen.
    Gemächlich schlendert er durch den Garten und auf
das winzige weiß verputzte Haus nebenan zu. Er sieht die Frau im Schaukelstuhl
auf der Veranda sitzen und mit einem Fernglas das orangefarbene Haus auf der
anderen Seite des

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