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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Motorrad ständig an und folgen ihm sogar zu
Tankstellen und Raststätten, um es zu bewundern.
    „Sie werden es zur Werkstatt neben dem Hangar
schieben müssen“, sagt Link. „Oder wir stellen es auf einen der Anhänger, die
Lucy für ihre neuen V-Rods benutzt.“
    Marino denkt an die Tore an beiden Eingängen zum Akademiegelände.
Ohne Zugangscode kommt hier niemand hinein. Also muss es ein Mitarbeiter oder
ein Lehrgangsteilnehmer gewesen sein. Wieder fällt ihm Joe Arnos ein - und dazu
noch eine wichtige Tatsache: Joe war auf der Dienstbesprechung. Als Marino
ankam, hat er bereits dagesessen und große Töne gespuckt.
     
    25
     
    Das orangefarbene Haus mit dem weißen Dach wurde im
selben Jahrzehnt erbaut, in dem Scarpetta geboren ist - in den Fünfzigern. Sie
stellt sich die Menschen vor, die hier gewohnt haben, und spürt ihre
Abwesenheit, als sie im Garten umhergeht.
    Der Mensch, der sich als Hog vorgestellt hat, und
seine geheimnisvollen Andeutungen über Johnny Swift wollen ihr nicht aus dem
Kopf. Auch nicht Marinos Behauptung, er hätte den Namen Christian Christian
erwähnt. Scarpetta allerdings ist sicher, dass Hog in Wirklichkeit Kristin
Christian gesagt hat. Johnny ist tot. Kristin
wird vermisst. Häufig muss Scarpetta daran denken, dass es in Südflorida ein
Leichtes ist, eine Leiche verschwinden zu lassen. Es gibt hier genug Sümpfe,
Kanäle, Seen und riesige Pinienwälder. In der subtropischen Hitze verwest ein
Körper schnell, die Insekten tun sich daran gütlich, und wilde Tiere nagen die
Knochen ab und verstreuen sie kilometerweit. Eine Leiche hält sich nicht lange
im Wasser, und das Meersalz löst die Mineralien aus den Knochen der Skelette,
sodass sie vollständig zerfallen.
    Der Kanal hinter dem Haus hat die Farbe faulenden
Blutes.
    Totes Laub treibt auf dem braunen, stehenden Wasser
wie Schutt nach einer Explosion. Grüne und braune Kokosnüsse tanzen wie
abgeschlagene Köpfe auf den Wellen. Immer wieder lugt zwischen den sich
zusammenballenden Gewitterwolken die Sonne hervor. Die warme Luft ist stickig
und feucht. Der Wind weht in Böen.
    Detective Wagner lässt sich lieber Reba nennen. Auf
eine etwas zu üppige, sonnengebräunte Art ist sie attraktiv und ziemlich
sexy. Sie hat einen platinblond gefärbten Wuschelkopf und leuchtend blaue
Augen. Auch wenn sie weder dumm wie Bohnenstroh noch anderweitig geistig
minderbemittelt ist, gebärdet sie sich - um in Marinos Worten zu sprechen - wie
„eine Zicke auf Alufelgen“. Marino bezeichnet sie außerdem als
„Schwanzjägerin“, obwohl Scarpetta nicht sicher ist, worauf genau er damit
anspielt. Jedenfalls hat Reba viel zu wenig Berufserfahrung, scheint sich
jedoch Mühe zu geben. Scarpetta überlegt, ob sie ihr von dem anonymen Anruf und
der Anspielung auf Kristin Christian erzählen soll.
    „Sie wohnen zwar schon eine Weile hier, sind aber
keine amerikanischen Staatsbürger“, sagt Reba über die beiden Schwestern, die
mit zwei Jungen - Pflegekindern - in diesem Haus leben. „Eigentlich kommen sie
aus Südafrika. Die Jungen auch, was wahrscheinlich der Grund ist, warum sie sie
bei sich aufgenommen haben. Wenn Sie mich fragen, sind die vier inzwischen
sicher längst wieder zurück in Afrika.“
    „Und aus welchem Grund hätten sie beschließen
sollen, einfach dorthin zu verschwinden oder sogar zu fliehen?“, erkundigt
sich Scarpetta und blickt über den schmalen Kanal. Die Schwüle senkt sich auf
sie herab wie eine warme, klebrige Hand.
    „Soweit ich informiert bin, wollten sie die Jungen
adoptieren. Und das hätte wahrscheinlich nicht geklappt.“
    „Warum nicht?“
    „Offenbar wollen Verwandte der Jungen in Südafrika
sie bei sich aufnehmen, mussten aber damit warten, bis sie in ein größeres Haus
umgezogen waren. Außerdem sind die beiden Schwestern religiöse Fanatikerinnen,
was vermutlich auch nicht zu ihren Gunsten spricht.“
    Scarpetta bemerkt die Häuser auf der anderen Seite
des Wassers mit ihren leuchtend grünen Rasenflächen und den kleinen hellblauen
Swimmingpools. Sie ist nicht sicher, welches Haus das von Mrs. Simister ist,
und fragt sich, ob Marino bereits mit ihr spricht.
    „Wie alt sind denn die Jungen?“, erkundigt sie sich.
„Sieben und zwölf.“
    Scarpetta wirft einen Blick in ihr Notizbuch und
blättert ein paar Seiten zurück. „Eva und Kristin Christian. Ich verstehe nicht
ganz, warum sie sich um die Kinder kümmern.“
    Sie achtet stets darauf, von Vermissten in der
Gegenwartsform zu

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